Einladung zur Spekulation
In der 2. Fußball-Bundesliga ist die Crunchtime angebrochen. Wer schafft am Ende den Sprung nach oben? FAZ-Lob für den FCM. | Von Rudi Bartlitz

Da haben wir sie nun also wieder, die berühmt-berüchtigte Crunchtime. Selbst wenn sie nirgendwo in Statuten eines Fußballverbandes festgehalten ist und keine eigenen Regeln kennt, sechs Spieltage vor Ultimo ist sie auch in der 2. Bundesliga allgegenwärtig. Crunchtime heißt frei übersetzt nichts anderes als „Wenn’s drauf ankommt“, wenn die entscheidende Phase begonnen hat. Oder neudeutsch: „Wenn’s kracht“. Im American Football, woher die Bezeichnung stammt, ist sie dann angebrochen, wenn die massigen Körper so richtig aufeinanderprallen - je näher an der Grundlinie des Gegners oder je mehr sich ein Spiel seinem Ende nähert, desto heftiger.
Zur Crunchtime kommt ein weiteres Element hinzu: die diesmal prickelnde Ungewissheit. Schließlich ist es in Liga zwei spannend wie nie zuvor. Zwischen Platz drei und neun liegen sechs Spieltage vor Saisonende gerade einmal fünf Punkte. Elf von 18 Teams standen im Saisonverlauf schon mal auf einem Aufstiegsplatz, sieben waren Tabellenführer. Zufall ist all das nicht. Vielmehr zeigt es, dass der Wettbewerb ausgeglichener wird, wenn die Unterschiede bei den wirtschaftlichen Voraussetzungen kleiner sind.
Genau das Richtige für Romantiker. Wenn sie heute auf diese Liga schauen, schauen sie auf eine vermeintlich bessere Fußball-Welt. Statt Werksklubs und Marketingmannschaften gibt es große Traditionsvereine zuhauf, statt Seriensiegern und zementierten Verhältnissen einen offenen Wettbewerb. Die zweite Liga bricht damit Rekorde: 322.145 Stadionbesucher am 19. Spieltag, 30.377 pro Spiel im ligaweiten Saisondurchschnitt. Von den Top-Ten der zuschauerstärksten Vereine Deutschlands spielen fünf in Liga zwei.
Was genau passiert in diesen für Zweitliga-Fans bewegenden Tagen? Es ist die hohe Zeit der Hochrechnungen ebenso wie unzähliger privater Prognosen, Spekulationen oder Wetten. Das Magazin „Sport Bild“ bemühte dazu erneut seinen eigenen Prognose-Computer, in dem für die letzten acht Partien alle Ergebnisse im Saisonfinale berechnet werden. Mit „relevanten Daten“ wurden in fünf Kategorien sogar die exakten Resultate aller noch ausstehenden Partien vorausgesagt. Resultat: Nach „sieben quälenden Jahren“ kehrt der HSV (67 Punkte) in die Elite-Liga zurück. Begleitet wird er vom 1. FC Köln (64 Punkte). Den Relegationsplatz sichert sich Paderborn vor dem FCM. Dabei trennt beide Vereine am Ende nur ein Zähler (59:58). Interessant: Die Blau-Weißen, die der Prognose zufolge keine (!) Begegnung mehr verlieren, scheitern letztlich an zu vielen Remis; vier in den acht Vergleichen. Bei den wichtigsten professionellen Wettanbietern rangiert ebenfalls der HSV ganz vorn. Hinter den Hamburgern reihen sich der 1. FC Köln, Kaiserslautern und Paderborn ein. Der FCM folgt da auf Rang fünf.
Apropos Magdeburg. Lob heimste der Club, seit dem 2:0 am Sonntag gegen Kaiserslautern sogar auf dem Relegationsrang, in dieser Spielzeit viel ein. „Kaum eine Mannschaft in der Zweiten Bundesliga spielt so ansehnlich Fußball wie die von Trainer Christian Titz“, merkte etwa die „FAZ“ an. „Kein Team hat öfter den Ball, keines spielt mehr Pässe als die Magdeburger, mehr Tore hat nur der Hamburger SV geschossen. Wenn sie in den verbleibenden Spielen ihre Bestform erreichen, stehen die Chancen auch dank des Spielplans gut: Mit Regensburg, Münster, Hertha und Ulm zählen vier der letzten Gegner zu den miesesten Mannschaften der Liga.“
Damit die Liga-Bäume nun nicht unbegrenzt in den Himmel wachsen, der Hinweis, dass Spannung wahrlich nicht alles ist. Wir haben es mit einer 2. Liga zu tun, die an Unberechenbarkeit alle bisherigen Rekorde bricht. Jeder kann jeden schlagen. Das stimmt zwar, hat aber nicht automatisch etwas mit Klasse zu tun. Im Gegenteil: Die Spannung resultiert vor allem aus dem geringen Gesamtniveau, wie Daten zeigen. Nur ein Beispiel: Mitte Dezember war es tatsächlich möglich, dass gleich acht Mannschaften vor dem 16. Spieltag die Chance besaßen, sich an die Spitze zu hieven.
Die Kennziffern, die das Global Soccer Network (GSN) – eine der führenden Datenscouting-Agenturen Europas – vorlegte, sprechen mit Blick auf die Qualität des Wettbewerbs eine eindeutige Sprache. Registriert wird die zweitschwächste Zweitliga-Hinrunde der vergangenen elf Jahre. Die Liga sei „geprägt von schwachen Leistungen in allen Tabellenbereichen. Es fehlte eine dominante Spitze, ein stabiles Mittelfeld und auch die Kellerteams konnten nicht überzeugen.”
Die 29,33 Punkte, die die ersten drei Teams zum Jahreswechsel im Schnitt aufwiesen, sind in den vergangenen elf Jahren der schlechteste Wert der drei Bestplatzierten. Mit Abstand. Zum Vergleich: 2018/2019 kamen die drei Spitzenteams im Schnitt auf fast 35 Punkte. Bedeutet im Umkehrschluss: Kein Team war in der Lage, sich von der Konkurrenz abzusetzen. Das Urteil der GSN-Analyse fällt entsprechend aus: „Die fehlende Dominanz der Spitzengruppe führte dazu, dass der Wettbewerb um die vorderen Plätze offener blieb” in der Hinrunde. „Dies mag kurzfristig spannend wirken, ist jedoch ein Zeichen für die schwache Qualität der Liga.”
Geht es nach Trainer-Legende Peter Neururer, mangelt es der 2. Liga massiv an Qualität – und zwar sogar an der Spitze: „Es ist die attraktivste Liga der letzten zehn Jahre – keine Frage.“ Aber warum seien Mannschaften, fragt er weiter, die in der Vergangenheit Meisterschaften und europäische Wettbewerbe gewannen, nunmehr in der zweiten Liga? Die müssen irgendwo verdammte Fehler gemacht haben, sonst wären sie jetzt noch Erstligist”, wetterte Neururer zuletzt in einer Fußball-Talkshow. Er spricht den Spitzenteams um den 1. FC Köln, Hamburger SV & Co. im Aufstiegsrennen die Erstligatauglichkeit deutlich ab und scheint generell an der fußballerischen Klasse der 2. Liga wenig Gefallen zu finden. „Wenn ich die Qualität sehe von 1 bis 7, bis 8, bis 9, bis 10 – um Gottes Willen! Es ist grauenvoll, was sich teilweise da in der Spitze abspielt!” Den FCM mit seiner augenblicklichen Platzierung wird es kaum jucken …
Nr. 277 vom 9. April 2025, Seite 23
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