Fotograf der Künstler-Szene

"Ali" Albrecht, Marion Sprawe und Friedhelm Ruschak auf einem Bahß-Foto.

Am 25. April wurde in der Kunst-Werk-Statt im Engpass in Buckau eine Ausstellung von Fotoarbeiten des ehemaligen Magdeburgers Dietrich Bahß eröffnet. Von seinen Freunden Didi gerufen, wurde er 1949 in Ballenstedt geboren. Nach dem Abitur begann er 1967 ein Mathematikstudium in Magdeburg. 1968 protestierte er öffentlich gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings, was ihm vermutlich einen Eintrag in seine Stasi-Akte einbrachte, denn 1971 fand er trotz Diplom mit Bestnoten keine Anstellung. So arbeitete er bis 1981 in verschiedenen Betrieben für den Lebensunterhalt seiner Familie. In dieser Zeit begann er mit der Fotografie. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Ingrid („Ingeli“) knüpfte er ab den 1970er Jahren Kontakte zur alternativen Kunstszene in Magdeburg, Leipzig und Berlin, die er von 1976 bis 1983 dokumentierte.

 

Im Jahre 1981 eröffnete das Ehepaar Bahß eine Galerie in ihrer Wohnung in der Hegelstraße. Prominente und unbekannte Künstler stellten hier aus, es gab Autorenlesungen und musikalische Abende. Mit dabei waren Cornelia Schleime, Heiner Müller, Sascha Anderson oder die Band „Juckreiz“. Die Magdeburger Kulturlandschaft bekam eine aufregende erfrischende Atmosphäre. So entstand ein weiterer Treffpunkt neben dem „Weinstudio“ oder dem „Café Liliput“ für offene Gespräche zu kulturellen und politischen Themen. Auch die Stasi war mehrfach vertreten. In den Stasi-Akten heißt es: „Die DDR-Bürger B. Dietrich und B. Ingrid vertreten eine feindlich-politische Grundeinstellung zur sozialistischen Gesellschaftsordnung. Sie organisieren mittels „Ausstellungen” und „Lesungen” sogenannter „Künstler” in ihren Privaträumen politische Untergrundtätigkeit.” Als Folge wurde die Galerie Bahß liquidiert. Familie Bahß wurde unter Druck gesetzt, einer Ausreise in die Bundesrepublik zuzustimmen.

 

Sie bauten sich eine neue Existenz in Köln auf, verloren aber nie die Verbindung in die Heimat. Auch „Ingeli“ wurde fotografisch und schriftstellerisch tätig. Nach dem Zusammenbruch der DDR erwarben sie ein altes Haus in ihrem Geburtsort Werben. Auch hier entstand ein kultureller Treff. 2021 erhielt Ingrid Bahß den Altmärkischen Literaturpreis. Dietrich Bahß verstarb nach schwerer Krankheit am 24. Mai 2023 in Köln. Einen Tag vor seinem 2. Todestag, am 23. Mai, ist die Finissage der Ausstellung. Dazu spielt eine Band aus Werben.

Nr. 278 vom 30. April 2025, Seite 10

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