Römers Reich: Jugend will mehr Staat

Der paternalistische Staat, also die staatliche Bevormundung kommt wieder in Mode. Paternalismus beschreibt einen Politikstil, der seine Autorität und Legitimation auf eine vormundschaftliche Beziehung zwischen Regierenden einerseits und den von ihnen regierten Menschen andererseits aufbaut. Laut einer Untersuchung des Prometheus-Instituts votieren 60 Prozent der 16- bis 29-Jährigen dafür, lieber in einem eingreifenden als in einem zurückhaltenden Staat leben zu wollen. Diese überwunden geglaubte Vorstellungswelt rückt also ins Verständnis der jungen Generation. Man könnte spitzfindig sagen, dass es sich hierbei um die Herrschaftsformen der Vergangenheit handelt. Feudalherren, einstige Monarchien und Diktaturen, wie die faschistische und kommunistische, bauten auf Bevormundung. Solche vormundschaftlichen Tendenzen registrieren wir im Alltag längst. Sprachvorschriften, die das Gute im Menschen hervorbringen sollen, durchziehen die akademische und politische Welt seit Jahren.
Wenn nun der Nachwuchs glaubt, dass der Staat irgendwie in alles mehr eingreifen solle, kehren wir mit dessen Übernahme in verantwortliche Positionen wohl bald zu staatlicher Bevormundung zurück. Die Sehnsucht nach alten Rezepten wird in der Regel den Konservativen und vor allem den Rechten vorgeworfen. Nur ist diese offenbar auf beiden politischen Polen gleichermaßen beliebt. Übrigens ist das von Karl Max und Friedrich Engels verfasste „Manifest der Kommunistischen Partei“ inzwischen 177 Jahre alt. Man könnte meinen, wer daraus seine heutigen Ideen für eine bessere Welt holt, ist schon ziemlich konservativ, am Alten festhaltend.
Den freien Kräften des Marktes trauen junge Menschen nicht mehr. Insbesondere dann, wenn es um Klima- und Umweltschutz, die Versorgung mit schadstofffreien Lebensmitteln oder die Förderung kultureller Einrichtungen geht. Sogar 85 Prozent der Jugend meint, dass die Regierung für den Klimaschutz verantwortlich ist. Schön, wenn die Oberen, die täglich viel reden müssen, es anpacken und man selbst weiter viel reden kann, aber gar nichts machen muss, weil es Mütterchen Staat ja nicht vorgibt.
Nun ist Deutschland gar keine Ausnahme für solcherlei Staatsgläubigkeit. Autoritäre Herrschaftsvertreter haben wir in Russland, in den USA, in Ungarn, in China und den meisten anderen Ländern auf dieser Erde. In der Anhänger- und Wählerschaft der AfD sind autoritäre Hoffnungen ebenfalls weit verbreitet. Bei einer Regierung mit Beteiligung der AfD sollten nämlich schnell Regeln entstehen, die andere im Handeln einschränken, insbesondere solche, die als Gegner gesehen werden. Mir scheint der Trend nicht ungewöhnlich. Denn längst werden die richtigen und falschen politischen Standpunkte definiert, höchst ordentlich in Ministerien, Parteizentralen oder Verfassungsschutzstuben. Und da wundert man sich dort über die Entwicklung der Jugend. Für mich sind das nur schlüssige Folgen von Erziehungsversuchen anstatt politischer Bildung. Die Freiheit, die wir angeblich überall verteidigen, wird kaum inhaltlich vermittelt.
Axel Römer
Nr. 279 vom 14. Mai 2025, Seite 3
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