In den ländlichen Gebieten erhöht sich der Männerüberschuss. Vor allem in den ostdeutschen Landkreisen herrscht Frauenmangel, dagegen ein Überschuss in den Großstädten.

Die Soziologin am Berliner Wissenschaftszentrum für Sozialforschung (WZB) Katja Salomo sagt: „In den älteren Jahrgängen sehen wir eine natürliche Bevölkerungsbewegung. Mancherorts lassen sich auch Auswirkungen von Fluchtbewegungen erkennen. Diese sind in der Regel stärker männlich geprägt aufgrund der Risiken, die eine Flucht mit sich bringt.“ In jüngeren Jahrgängen führten vor allem Wanderungsbewegungen der nativen Bevölkerung zu einem Männerüberschuss. Besonders drastisch zeigt sich das im thüringischen Suhl. Hier betrug in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen der Männerüberschuss zuletzt mehr als 70 Prozent.

Junge Frauen ergreifen häufiger ein Studium als Männer. Im Durchschnitt haben Abitur-Absolventinnen einen besseren Notendurchschnitt. So sind Laut Prof. Dr. med. Edgar Strauch, Chef der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, 75 Prozent der aktuellen Medizinstudenten an den Universitäten Halle und Magdeburg Frauen, weil diese leichter den Numerus Clausus erfüllen. Andererseits sind die Ausbildungsangebote für Mädchen im ländlichen Bereich schlechter. Weitere Gründe für die Abwanderung von Frauen sind, dass sie häufiger weniger mobil sind als ihre männlichen Altersgenossen, zudem beklagen sie die wenigeren kulturellen Angebote auf dem Land. Und noch ein Trend zeigt sich in der Bevölkerungsbewegung. Frauen verwurzeln sich eher am Ort, an den sie ziehen. Und unter den Rückkehrern aus dem Westen sind mehr Männer als Frauen.

Welche Auswirkung hat das nun langfristig auf den Wohnungsmarkt? Mit Sicherheit wird die Nachfrage nach kleinen Wohnungen weiter ansteigen. Sowohl die jungen Menschen, die in die Städte drängen, fragen zunächst kleine Wohnräume nach. Aber auch die vermehrt zurückkehrenden Männer, die eher in höheren Altersgruppen zu finden sind, werden in der Regel keine großen Wohnungen beziehen wollen. „Für die Wohnungsnachfrage entscheidender ist, dass die Zahl der Privathaushalte wegen des anhaltenden Trends zur Verkleinerung der durchschnittlichen Haushaltsgröße langfristig steigen wird“, heißt es im Aengevelt-City Report für die Stadt Magdeburg.

Vor allem der demografische Trend ist im ländlichen Bereich zu beobachten. Während das Durchschnittsalter in Deutschland bei 44,6 Jahren liegt, sind Menschen im Osten deutlich älter. In Sachsen-Anhalt ist der Altersdurchschnitt mit 47,9 Jahren bundesweit am höchsten. Möglich ist, dass allein der Alterungstrend noch mehr Menschen Wohnraum in den Städten suchen lässt. Die medizinische Versorgung in den Landkreisen hat immer mehr Lücken. Auch die Versorgung mit Produkten des täglichen Bedarfs ist oft mit weiten Wegen verbunden. Dazu kommt die mit dem Alter zunehmende Immobilität. Für die beiden Großstädte von Sachsen-Anhalt und die Mittelzentren wird deshalb künftig sehr wahrscheinlich der Druck auf den Wohnungsmarkt, insbesondere auf das Angebot kleiner Wohnungen, wachsen.

Thomas Wischnewski