„Schau mal herein“ – da lebt’s sich

Kennen Sie noch den Song von Bernd Clüver „Schau mal herein“? Da heißt es gleich am Anfang: „Die Tasse Kaffee / Und auch das Glas Wein / Trink ich noch immer gerne mit dir / Schau mal herein / Ruf vorher kurz an / Und lad dich ruhig ein / Wenn es kein Umweg für dich ist / Schau mal herein“.

 

Das Lied ist unserem Café wie auf die Eingangstür geschrieben. Hier findet man nämlich die anheimelnde Atmosphäre für Geborgenheit, die für eine Begegnung wichtig ist. Die Welt da draußen ertrinkt ja mehr und mehr in Ablehnung, verbalen Vulkanausbrüchen und aufgeheizter Feindseligkeit. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass sich manche in der guten Stube verkriechen und die Welt Welt sein lassen wollen. Doch ein immer häufigerer Rückzug kann destruktiv wirken, Einsamkeit fördern und Freundschaften zerbröseln lassen.

 

Ich denke, dass in einer Zeit, in der man mehr und mehr Zeit vor Bildschirmen mit fiktiven Geschichten und negativen Szenarien verbringt, reale Begegnungsräume an Bedeutung gewinnen. Für die Einsamkeit sind wir nicht gemacht. Und der Klebstoff, der aus Monitoren quillt, hat nichts mit süßer Schlagsahne auf dem Kuchen zu tun. Das sind Illusionsfesseln, die Isolation erzeugen.

 

Gerade heute sollten wir uns öfter befragen, ob wir nicht selbst das Gemeinsame abschmelzen und den Sand ins Getriebe des einseitigen Denkens streuen. Übrigens solche Denkanregungen über einseitige Sichtweisen erhält man doch am Bildschirm schon genug. Da muss man keine Nachrichten schauen, um über die Welt aufgeklärt zu werden.

 

Besser ist, wir klären uns gegenseitig auf, vergewissern uns über Sichtweisen und Entwicklungen. An Bildschirmen gibt es keine Gewissheit. Da wechseln nur die Farben der einen Inszenierung in die andere. „Schau mal herein“ ist ein Aufruf an die Lebenden und jene, die den Kitt füreinander erzeugen. Vielleicht bei einer Tasse Kaffee oder einem Glas Wein. Das ist egal. Es kann freilich auch ein frisches Frühstück sein oder ein warmer Mittagstisch. Hauptsache, man sitzt mit anderen am Tisch und schaut dem gegenseitigen Leben ins Auge. Sie dürfen bei der Bestellung natürlich auch in meine Augen schauen. Das Lächeln gibt es von mir und meinen Kollegen gratis dazu. Also: „Schau mal herein!“

 

Bis bald bei einem netten Plausch in der Gemäldestube oder im Café Alt Magdeburg,

Ihre Manuela Bensch

Nr. 280 vom 28. Mai 2025, Seite 21

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