Einer der ganz Großen

Nach zehn Jahren verabschiedet sich Michael Damgaard.

Seit zwei Jahren gab es in der „Hall of Fame“ des Magdeburger Handballs keine Veränderungen mehr. Die jüngste Ehrung war dem Slowenen Marko Bezjak zuteilgeworden, als der im Juni 2023 den SCM verließ. 15 Trikots hingen seither bei jedem Heimspiel unter dem Hallendach der Getec-Arena. Als Erinnerungen an einzigartige Laufbahnen, an „positive Botschafter“ des Handballs der Elbestadt, wie es in den Vereinsregularien heißt. Seit dem 4. Juni wird nun ein 16. Trikot gehisst. Auf ihm prangt die Rückennummer 34 – zehn Jahre wurde sie vom Publikumsliebling Michael „Mika“ Damgaard getragen.

 

In der mit 6.600 Zuschauern ausverkauften Halle lag an diesem Abend eine seltsame Mischung aus freudiger Begeisterung und Abschiedsschmerz in der Luft, als sich der dänische Rückraum-Shooter letztmals aufs Parkett begab. Zehn Jahre stand er in den Diensten des SC Magdeburg, eine im modernen Hochleistungs-Handball ungewöhnlich lange Zeit. Nachdem der wurfgewaltige Rückraum-Linke vom Team Tvis Holstebro nach Deutschland gewechselt war, entwickelte er sich schnell zum Leistungsträger und war entscheidend an der Entwicklung des Vereins beteiligt. Mit den Elbestädtern wurde er zwei Mal Deutscher Meister (2022 und 2024), zwei Mal DHB-Pokal-Sieger (2016 und 2024), einmal European-League-Sieger und einmal Champions-League-Sieger (2023).

 

Zuletzt hatte der mittlerweile 35-Jährige allerdings oft ohne Einsatz auf der Bank gesessen, bei den Auszeiten hielt er sich sichtbar am Rand. In der laufenden Saison kam er in den ersten 32 Partien lediglich auf eine Spielzeit von 52 Minuten. Als er nun gegen Flensburg von Cheftrainer Bennet Wiegert in der 47. Minute aufs Feld geschickt wurde, gab es auf den Traversen kein Zurückhalten mehr. Rhythmische Mika-Damgaard-Rufe und Standing Ovations, die kein Ende nehmen wollten – und das bei einer Einwechslung! Der „Kanonenarm“, wie sie ihn hier nannten, machte danach seinem Namen noch einmal alle Ehre. Er brachte die Halle mit einem Kempa-Tor zum Beben und ließ drei weitere Treffer folgen, sodass er bei seinem Farewell auch die 1.200-Tore-Marke in der Handball-Bundesliga knackte. In der letzten Auszeit der Begegnung pfiff Wiegert dann auf alle taktischen Hinweise – die Bühne gehörte allein dem Dänen. Eine Minute Standing Ovations und orkanartiger Applaus. „Als ich hergekommen bin, habe ich klar gesagt, dass das hier die Basis ist, um etwas Großes zu machen“, sagte er anschließend in einer Art Dankesrede, bei der vielen seiner Mitspieler Tränen in den Augen standen. „Wir haben jedes Jahr Stück für Stück ein Teil von dem, wo wir jetzt stehen, aufgebaut. Ich bin stolz und glücklich und hoffe, dass ich immer 100 Prozent gegeben habe”, blickt er zurück und nahm Anleihe bei einem Motto der benachbarten Fußballer: „Einmal Magdeburg, immer Magdeburg.“ Er habe „jedes Spiel hier genossen”, versicherte er. Ausgenommen vielleicht jene, in denen er nicht aufs Feld durfte. Aber das sagte er, ganz der große Sportsmann, natürlich nicht.

 

Zuvor hatte auch Wiegert eine Hommage an Damgaard gerichtet: „Zehn Jahre sind unglaublich. Unglaubliche Geschichten, die wir zusammen geschrieben haben und die er persönlich mitgeprägt hat. Er hat hier wirklich einen Zeitraum maßgeblich mitgeprägt. Das kann man ihm gar nicht hoch genug anrechnen. Er hat sich hier in die Geschichtsbücher eingetragen und ist einer der ganz Großen, die der SC Magdeburg je hatte.” Geschäftsführer Marc Schmedt pflichtete bei: „Ohne Mika Damgaard wären wir nicht da, wo wir jetzt sind.“

 

Helene Fischers Hit „Atemlos“, der bei jedem Damgaard-Treffer erklang und so etwas wie die inoffizielle Torhymne des Dänen geworden war, den werden sie in der Halle wohl künftig vermissen. Zur Not könnte ja Roger Whittaker einspringen: „Abschied ist ein scharfes Schwert“. Die letzten Worte, die Damgaard seinen Fans, die ihn über die Jahre nachgerade abgöttisch geliebt hatten, noch zurief: „Ich glaube, dass ich einmal nach Magdeburg wiederkommen werde.“ In welcher Rolle, das ließ er an diesem Tag offen.

Nr. 281 vom 11. Juni 2025, Seite 22

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