Immer wieder die Schulter…
Gisli Kristjansson, der isländische Angreifer des SCM, wird von Verletzungen regelrecht verfolgt. | Von Rudi Bartlitz

Gelte es, eine typische Aktion von Gisli Kristjansson zu beschreiben, könnte sie so lauten: Kopf voraus, die Augen scheinen zugleich Deckungsspieler und Tor zu fixieren. Dann geht es für den Isländer mit hohem Tempo und geschmeidigen Bewegungen hinein in die Deckung. Egal, was da kommen mag, egal, wer sich ihm da entgegenstellt. Angst scheint dieser Mann nicht zu kennen. Mit seiner Spielweise wurde der 25-Jährige zu einem der besten Mittelmänner des Welthandballs.
Was jetzt folgt, ist jedoch ein großes ABER. Denn diese Spielweise, so attraktiv und draufgängerisch sie aussehen mag, ist hochrisikobehaftet. Soll heißen: Sie zieht schwere Blessuren nahezu magisch an. Und so ist denn der Handball-Weg des Gisli Kristjansson gepflastert mit Verletzungen, chirurgischen Eingriffen an der Schulter und langen Ausfällen. Eine prall gefüllte Krankenakte, die normalerweise für eine halbe Mannschaft ausreichen könnte.
Jüngst ist es wieder passiert. Schon nach drei Minuten musste er am 1. Juni in der Auswärtsbegegnung in Lemgo vom Feld geführt werden. Nach einem Zusammenprall mit zwei Abwehrspielern verletzte sich der Spielmacher an der linken Schulter – wieder einmal. Sein Verein muss in der entscheidenden Phase der Handball-Saison womöglich schmerzlich auf ihn verzichten. Erste Diagnosen ließen hoffen, dass es sich lediglich um eine Bänderdehnung handelt. Doch MRT-Bilder bedurften nach Aussagen von Trainer Bennet Wiegert einer längeren und eingehenderen Begutachtung. Bis zum Wochenende blieben große Fragezeichen, ob der Verletzte zumindest beim Final-Four-Turnier der Champions League am kommenden Wochenende in Köln wieder einsatzbereit ist.
Kristjanssons Leidensgeschichte beginnt 2018 nach seinem Wechsel in die Handball-Bundesliga zum THW Kiel. „Ich habe große Ziele und bin sehr ehrgeizig“, erklärte er damals. Er wolle nicht mehr „der Sohn von…“ sein. Denn: Seine Eltern kennt in Island jeder – Vater Kristjan Arason ist eine Handball-Legende, die es auf 245 Länderspiele brachte, und Mutter Thorgerdur Katrin Gunnarsdottir, Ex-Handball-Nationalspielerin, ist seit Dezember 2024 Außenministerin auf der Vulkaninsel.
Bei der WM 2019 verletzte sich der Rückraumspieler an der rechten Schulter. Bei den „Zebras”, die in jenem Jahr das Triple – bestehend aus Meisterschaft, Pokal und EHF-Pokal – holten, war er nur Ergänzungsspieler. Auch die zweite Saison stand unter keinem guten Stern, schon im November 2019 zog er sich bei den Rhein-Neckar Löwen eine traumatische Luxation der linken Schulter zu und musste mehrere Wochen pausieren. Im Januar 2020 wechselte er zum SC Magdeburg.
Beim Start beim SCM standen die Zeichen erneut ungünstig, denn gleich im ersten Spiel verletzte sich der Rückraumspieler erneut an der linken Schulter und fiel für den Rest der Saison aus. Der Klub aber setzte schon im März ein Zeichen, verlängerte bis 2023 mit seinem Wunschspieler. Auch in der nächsten Saison blieb er nicht gesund, im März 2021 zog er sich erneut eine Blessur an der linken Schulter zu und musste die Saison nach 21 Einsätzen in der Bundesliga beenden. Beim Sieg in der EHF European League war Kristjansson nur Zuschauer.
Nach seiner Genesung führte er den SCM zweimal zum Sieg bei der Klub-WM und der Deutschen Meisterschaft, kam in zwei Spielzeiten auf 65 HBL-Einsätze und 236 Tore. Im Juni 2023 kugelte er sich dann im Champions-League-Halbfinale gegen den FC Barcelona die rechte Schulter aus. Trotzdem führte der 25 Jahre alte Rückraumspieler sein Team damals einen Tag später zum Titel – eine Sache, die in der Handball-Welt für Furore sorgte.
„Ja“, sagte er einmal in einem Interview auf die Frage, ob er diese Härte im Handball mag. „Ich hatte jetzt nie den Gedanken, dass ich lieber Tennisspieler oder Volleyballer geworden wäre. Ich finde die Härte schon geil. Die gehört einfach zum Handball dazu.“
Nr. 281 vom 11. Juni 2025, Seite 23
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