Standpunkt Breiter Weg: Schrecklich, gefährlich, unsicher

Die Welt hat einen gefährlichen Konfliktherd mehr. Die USA bombardierten in der Nacht zum 22. Juni die iranischen Atomanlagen und sind damit Kriegspartei in den Auseinandersetzungen zwischen Israel und Iran. Manche hatten Donald Trump mit seiner Amtsübernahme als amerikanischen Friedens-Präsidenten ansehen wollen. Das Versprechen über die Beendigung des Russland-Ukraine-Kriegs konnte er nicht einlösen. Jetzt befeuert er die Eskalation im Nahen Osten. Politiker des sogenannten globalen Westens sehen sich mit einer sich dynamisch ändernden Sicherheitsarchitektur konfrontiert. In die Hände klatschen wird vielleicht insgeheim der russische Präsident. Seine Strategie, dass die USA als nicht mehr sicherer Bündnispartner in der NATO gilt, verunsichert die anderen Mitgliedsstaaten, allen voran die europäischen. Aber selbst in den EU-Staaten ist keine Einigkeit garantiert. Ungarn unter Viktor Orban schert mal aus. Der slowakische Regierungschef Robert Fico brachte beim jüngsten NATO-Gipfel den Nato-Austritt seines Landes ins Spiel. Indes rückt die Macht-Achse Russland und China enger zusammen. Pakistan und Nordkorea werden sich ebenfalls dazu zählen. Gemeinsam haben sie den US-Angriff auf iranisches Territorium scharf kritisiert.

 

Wer jedoch nur nach oben, zu den Mächtigen blickt, vergisst die vielen Millionen Menschen, die mit berechtigter Angst und Ohnmacht vor Krieg und einer unsicheren Zukunft stehen. Was nutzt den Bürgern in allen Ländern, dass von Regierungsetagen aus Feinde und Freunde oder gute und böse Machthaber definiert werden. Sind das wirklich „unsere“ Kriege, wenn Kanzler Friedrich Merz von „Drecksarbeit“ spricht, die Israel für uns erledigen würde? Wen meint er mit uns? Was beim verbalen Waffenrasseln in Deutschland und Europa gern verkündet wird, ist die Notwendigkeit von Aufrüstung und einer personellen Aufstockung der Bundeswehr. Und das nach rund 30 Jahren, schrittweisem Rückbau von Soldaten, Material und Dienstgebäuden. Der Frieden ist allen ins Bewusstsein gewachsen. Dass es da für Kriegstüchtigkeit wenig Verständnis gibt, verwundert nicht.

 

Genauso verwunderlich ist, dass man aus deutscher Perspektive gern mit dem Finger auf die Weltbösewichter zeigt und sich erschrocken über deren Westkritik gibt. Aber sind nicht deutsche Politiker reihenweise seit Angela Merkel in andere Kulturkreise gereist und haben unsere sogenannte Art zu leben als Zukunftsvision angepriesen, um gleichzeitig gute Geschäfte anderenorts zu machen? Was sollte eine wertebasierte Außenpolitik einer Frau Baerbock fördern, wenn damit stets Kritik mitschwang? Die Welt ist unter den hiesigen Weltverbesserern nicht besser geworden. Im Gegenteil, sie erscheint schrecklicher, gefährlicher und unsicherer.

 

Und worüber aktuell nicht geredet wird: wir vergessen in blinder Treue einer geopolitischen Westsicht, dass wir in ganz Europa Menschen aufgenommen und unterstützt haben, die vielleicht teilweise einer westlichen Deutung über Feind und Freund nicht folgen werden. Ein Zurückschrauben der Konflikte ist nicht in Sicht. Es sieht eher nach einer weiteren Verschärfung aus.

 

Thomas Wischnewski

Nr. 282 vom 25. Juni 2025, Seite 2

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