Sternstunden in blau-weiß

Am 30. Juni öffnete in der Wobau-Galerie die Ausstellung „Magdeburg International – Der FCM und Europa 1964-1990“, von Rudi Bartlitz

FCM-Ehrenpräsident Peter Fechner (links) und WOBAU-Geschäftsführer Peter Lackner im Gespräch. (Foto: Sophie Heinrichs)

Nachdem sich der Pulverdampf um den vertrackten Trainerabgang einigermaßen verzogen hat, will der 1. FC Magdeburg in der Sommerpause auf anderem Feld für regen Gesprächsstoff sorgen. Diesmal aber ausschließlich mit positiven Vorzeichen. Ende des Monats eröffnet der Club gemeinsam mit der Wohnungsbaugesellschaft (Wobau) eine Ausstellung rund um den Fußball in der Elbestadt. Titel: „Magdeburg International – Der FCM und Europa 1964-1990“.

 

Der wissende Fan meint sich zu erinnern: Vor gut einem Jahr, da gab es eine ähnliche Show doch schon einmal, damals im Technikmuseum. Stimmt. Aber: „Damals war es überhaupt das erste Mal, dass wir so etwas initiiert, einen Teil der Clubgeschichte vorgestellt haben“, erläutern FCM-Ehrenpräsident Peter Fechner und Wobau-Chef Peter Lackner unisono im Kompakt-Gespräch. „Diesmal gehen wir jedoch einen beträchtlichen Schritt weiter, erzählen die Geschichte von der Geburtsstunde des Clubs bis zu Wende.“ Diesmal stehen vor allem die großartigen internationalen sportlichen Erfolge der Blau-Weißen im Mittelpunkt, die 1974 im legendären Gewinn des Europapokals der Pokalsieger gipfelten. Aber auch die Jahre nach dem Cup-Gewinn, beispielsweise die Klassiker-Duelle mit dem FC Bayern München, sollen in den Fokus gerückt werden.

 

Vieles von dem was ab der kommenden Woche in der Wobau-Galerie an der Goldschmiedebrücke zu bestaunen sein wird, ist – so versichern die Organisatoren – zuvor noch nie öffentlich gezeigt worden. Auf rund 400 Quadratmetern präsentieren sie neun Monate lang Hunderte von Objekten – angefangen von Pokalen, Fotos, Trikots, Urkunden, Plakaten, Programmheften und Eintrittskarten bis hin zu persönlichen Erinnerungsstücken von FCM-Spielern, Fan-Utensilien und Gastgeschenken ausländischer Pokal-Kontrahenten. „Also nahezu alles, was wir über das internationale Auftreten des dreifachen DDR-Meisters und siebenfachen Pokalgewinners auftreiben konnten“, erklärt Fechner. „Darunter befinden sich auch zahlreiche Unikate“, ergänzt Lackner. „Dinge, die man nicht kaufen kann.“

 

Zu den Prunkstücken der Präsentation zählt zweifellos eine extra herbeigeschaffte Kopie des Europapokals von 1974. Ebenso zu sehen ist ferner eine bisher noch nicht veröffentlichte Foto-Strecke der Cup-Sieger, natürlich einschließlich Trainer-Legende Heinz Krügel im Karo-Hemd. „Zu DDR-Zeiten waren die Motive unter Verschluss gehalten worden“, erzählt Lackner. Lächerliche Begründung der damals Verantwortlichen: Die Abgelichteten seien durchweg in Freizeitkleidung zu sehen – das durfte nicht sein. Jetzt soll die bei Fans sicher begehrte Foto-Strecke in der Ausstellung käuflich zu erwerben sein.

 

Viele Stücke der Sammlung, teils von der Arbeitsgemeinschaft Vereinskultur zusammengetragen und jetzt mit Leihgaben und Zukäufen ergänzt, lagerten bisher beengt in der Geschäftsstelle. „So konnten wir sie der Öffentlichkeit bisher leider nicht zugänglich machen“, bedauert Fechner. Hinzu komme, dass – im Gegensatz zu anderen Städten – im räumlich äußerst knapp bemessenen Magdeburger Stadion kein Platz für eine eigene Klub-Galerie sei.

 

Auf die Frage, warum der FCM eigentlich so viel Wert auf seine Geschichte lege, antworten Fechner und Lackner nahezu einstimmig: „Weil wir ein Traditionsverein sind, weil wir zeigen wollen, wo unsere Wurzeln liegen, woher wir kommen.“ Fechner: „Als Verein tragen wir eine soziale Verantwortung. Wir wollen dazu beitragen, Stolz auf das Entstandene entstehen zu lassen und zu entwickeln.“ Lackner: „Und Tradition muss erlebbar sein, muss sichtbar gemacht werden. Zudem wollen wir darauf aufmerksam machen, welche Bedeutung der Fußball generell in Magdeburg besitzt.“ Ein interessantes Detail fügt der Wobau-Geschäftsführer hinzu: „In diesem Jahrzehnt bietet sich wahrscheinlich die letzte Chance, die Helden von damals als Zeitzeugen unter uns zu haben. Jetzt sind die Legenden noch unter uns.“

 

Spannend wird es bei der Frage, was aus der Ausstellung werden soll, wenn sie im März ihre Pforten schließt. Fechner: „Auf jeden Fall haben wir zunächst mit Hilfe der Wobau die Möglichkeit, in Räumen der Gesellschaft alles zusammenzuhalten, zu archivieren.“ Lackner geht noch weiter: „Ich könnte mir vorstellen, dass wir an repräsentativer Stelle der Stadt einen Platz finden, um daraus eventuell eine dauerhafte Sache zu machen. So ist denkbar, dass sich FCM-Fan-Shop und die Ausstellung einmal einen Ort im Zentrum der Stadt teilen.“

 

Ganz große Optimisten gehen noch weiter und sehen in der jetzigen blau-weißen Präsentation den Grundstock für ein Magdeburger Sportmuseum. „Es ist unser großer Traum, in einem solchen Museum die große Sportgeschichte der Stadt darzustellen“, hatte FCM-Präsident Jörg Biastoch bereits bei der Ausstellung 2024 geäußert. Laut Stadtverwaltung soll die jetzige Show durch ihre Besucherzahlen Aufschluss über das Interesse an einem Museum geben, das derzeit aufgrund der Haushaltslage und der Kosten noch nicht umsetzbar sei. Wenn es also allein um Besucherzahlen geht, könnte Lackners Prognose durchaus für Optimismus sorgen: „Wir kalkulieren mit 20.000 Gästen.“

 

 

Informationen zur Ausstellung

 

Die Ausstellung „ Magdeburg International – Der FCM und Europa 1964-1990“ wird am 30. Juni in der Wobau Galerie (39104 Magdeburg – Goldschmiedebrücke 15) eröffnet. Ausstellungsdauer: bis März 2026.

 

Geöffnet ist sie vom 30. Juni 2025 bis zum 5. Juli 2025 von Montag bis Samstag jeweils von 11 bis 18 Uhr. Die Öffnungszeiten ab dem 7. Juli: Mittwoch bis Freitag: 11 bis18 Uhr, Samstag 10 bis 16 Uhr. Die Eintrittspreise liegen zwischen vier (für Mitglieder) und sieben Euro (Erwachsene). Kinder und Jugendliche (bis 17 Jahre) zahlen vier Euro. Zusätzliche Öffnungszeiten, Gruppentickets und Gruppenbesichtigungen sowie weitere Ermäßigungen auf Anfrage vor Ort oder per Mail: depot@fc-magdeburg. In der Ausstellungszeit sollen in der Galerie auch Gesprächsrunden und Autogrammstunden stattfinden.

Nr. 282 vom 25. Juni 2025, Seite 31

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