Gedanken- & Spaziergänge im Park: Unordnung und Kriege

Nun hat die CDU-Fraktion unseres Landtags auch einen Sex-Skandal! Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion hatte auf dem Sommerfest des Landtags im betrunkenen Zustand eine Mitarbeiterin einer anderen Fraktion sexuell belästigt und trat darauf von seinem Amt zurück. „In einer solchen Funktion sollte man seinen Alkoholverbrauch wenigstens in der Öffentlichkeit einschränken“, meinte Gerd dazu, „denn man ist keine Privatperson mehr.“ Selbstverständlich verurteilten die anderen Fraktionen dieses Fehlverhalten und ganz besonders scharf natürlich die Fraktionen, die in der Opposition sind. Wobei Frau von Angern von den Linken sich besonders hervortat, indem sie nicht nur sagte, dass der aktuelle Vorfall völlig inakzeptabel sei, sondern ihn einen schweren Machtmissbrauch nannte. „Da staune ich etwas“, fuhr Gerd fort, „denn welche Macht hat denn dieser Herr über eine Mitarbeiterin einer anderen Fraktion, wie es berichtet wurde? Außerdem: Gerade als Linke sollte sie den Begriff Machtmissbrauch nicht so unkritisch in den Mund nehmen, sondern stattdessen einmal des vielfältigen Machtmissbrauchs durch ihre Partei gedenken, als die noch SED hieß.“
Gedanken ans Auswandern
Auch sonst hört man ungewohnte Töne von Politikern. So scheint Genosse Ramelow auf dem kürzlichen Parteitag der Thüringer Linken mit seiner Partei irgendwie nicht mehr ganz klarzukommen, denn er fragte sich auf seiner Webseite, ob er dabei sei, die Partei zu verlassen oder ob seine Partei gerade ihn verlässt. Gerd glaubt, dass eher das Letztere der Fall sei und nennt dabei den großen Gegensatz zwischen ihm und der neuen Aufsteigerin der Linkspartei, Heidi Reichinnek, die im Bundestag laut „auf die Barrikaden“ forderte. Mir fiel dazu eine Sendung von Dieter Nuhr vor einigen Wochen ein, in der er ganz unverfroren die Genossin Reichinnek als die „hippe Version von Margot Honecker“ und als „die Pippi Langstrumpf der Linken“ bezeichnete und dafür noch viel Beifall von seinem Publikum bekam. Allerdings bemerkte Gerd dazu, dass seiner Meinung nach gerade das Auftreten von Frau Reichinnek viel zu dem Wiedererstarken der Linken in letzter Zeit beigetragen hätte.
Dadurch wären die Verluste, die durch die Abspaltung des Bündnisses Sahra Wagenknecht entstanden waren, mehr als ausgeglichen worden. „Hoffentlich muss Nuhr nicht auswandern, wenn es der Linken gelungen ist, den Kapitalismus zu stürzen, wie es Reichinnek Anfang Mai in einer Tageszeitung proklamierte.“ „Da du gerade vom Auswandern sprichst“, erwiderte Gerd, „unser Ministerpräsident dachte kürzlich laut darüber nach, ob er Sachsen-Anhalt verlassen würde, falls die AfD 2026 die Landtagswahlen gewinnen und regieren würde.“ „Ach, das glaube ich nicht. Warum sollte er? Er ist doch recht beliebt. Ich habe eher den Eindruck, dass das so eine Art vorgezogener Wahlkampf ist. Aber ein Trumpf für den Wahlkampf war das sicher nicht.“
Nach kurzer Pause ergriff wieder Gerd das Wort: „Aber das Wort ’wegziehen’ erinnert mich daran, dass ich auch öfter denke, dass ich Deutschland verlassen würde, wenn ich nicht so alt wäre. Nicht, dass es mir schlecht ginge, nein! Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass Deutschland allmählich verwahrlost. Jeden Tag in Deutschland mehrere Messerangriffe, manchmal sogar Schüsse auf offener Straße. Das gab es doch vor zwanzig Jahren nicht! Jedenfalls nicht in dieser Häufigkeit. Es vergeht kaum ein Tag, an dem unsere Tageszeitung nicht von einem oder mehreren Einbrüchen berichtet. Dann liest man immer wieder, dass Bronzeplastiken im öffentlichen Raum teilweise oder vollständig gestohlen wurden, ebenso Metallplatten an Grabdenkmälern auf Friedhöfen – und das überall in Deutschland. Das erinnert mich an die Jahre nach 1945, als oft von Buntmetalldieben die Rede war. Oder die häufige Unpünktlichkeit der Bahn. Insolvenzen von Firmen oder ihre Verlagerung in das Ausland.
Alteingesessene Bäckereien oder Gaststätten geben auf und schließen endgültig. Paradoxerweise fehlen Arbeitskräfte, obwohl die Bevölkerung stetig zunimmt. Früher galt Deutschland – und das galt auch für die Nachkriegszeit, das sogenannte Wirtschaftswunder – als ein Land, das für Ordnung, Fleiß, Sauberkeit und Pünktlichkeit stand. Sind diese Eigenschaften neuerdings etwa allesamt „völkisch“? Gut, vielleicht überziehe ich jetzt etwas. Aber irgendwas ist faul im Staate Dänemark, um Shakespeare zu zitieren.“ „Ganz unrecht hast du nicht“, sagte ich. „Ein alter Jugendfreund von mir hat einen Enkel, der in Japan studiert, wo diese angeblich deutschen Eigenschaften wohl recht ausgeprägt sind. Er erzählte mir jedenfalls, dass der Enkel kürzlich seine japanische Freundin mit nach Berlin gebracht hatte – und die sei entsetzt gewesen über den Zustand dieser Stadt. Ihr Deutschlandbild habe beträchtlichen Schaden erlitten.“
Windräder im Grunewald?
Nun bleibt die Hoffnung, dass die neue Regierung manches zum Besseren wenden möge. Der Beliebtheitsgrad von Merz hat sich zwar verbessert, aber bei manchen Entschlüssen hat er doch eher das Gegenteil von dem getan, was er als Oppositionsführer gefordert hatte. Das war so bei den Schulden, von denen es vor der Wahl hieß, dass man sie nicht machen wolle. Das totale Gegenteil war der Fall. Auch wurde verkündet, dass die Zahl der Bundesbeamten verringert werden solle. Doch vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die neue Regierung 208 zusätzliche Stellen einrichten will, „um die Arbeitsfähigkeit der neu konstituierten Bundesregierung sicherzustellen“. Dem Bericht zufolge sind acht Kanzleramtsstellen für das Büro von Altkanzler Olaf Scholz (SPD) vorgesehen. Die Liste ließe sich noch fortsetzen.
So wie in Hessen ein Windpark im Naturschutzgebiet Märchenwald geplant ist und damit schon begonnen wurde, so wollte auch Berlin in dieser Naturschutzsünde nicht nachstehen. Es war geplant, dass Berlin inmitten von den Natur- und Vogelschutzgebieten des Grunewalds mehrere Windräder von ca. 260 Meter Höhe erreichten will. Zum Vergleich: der Fernsehturm ist lediglich 147 Meter hoch. Dafür sind Flächen mit einer Größe von 72 Hektar vorgesehen, was etwa 100 Fußballfeldern entspricht. Fundamente von 20 Metern Tiefe und Breite müssten in den Boden gebracht werden und natürlich auch entsprechend breite Betonpisten in den Wald geschlagen werden, um überhaupt den Bau und die späteren Wartungen zu ermöglichen. Wieviel hundert Bäume müssten da wohl gefällt und wieviel Tiere vertrieben werden? „Natürlich braucht Berlin sehr viel Strom. Aber Windstrom ist nicht sehr zuverlässig“, kommentierte Gerd. „Wir sind fast das einzige Land in Europa, dass seit langem auf die Nutzung der umweltschonenden und zuverlässigen Kernenergie verzichtet.“ Doch plötzlich kam es anders.
Auf Grund vieler Proteste von Naturschutzverbänden nahm der Regierende Bürgermeister von Berlin Wegner am 20. Juni diesem Plan mit den Worten: „Eins ist sicher: Im Grunewald werden wir keine Bäume fällen, um ein Windrad aufzustellen“, den Wind aus den Segeln! Außerdem will er sich dafür einsetzen, dass das von der Ampel-Koalition verabschiedete Bundesgesetz, das die Länder dazu zwingt, Flächen für Windkraftanlagen zur Verfügung zu stellen, auf den Prüfstand kommt. Hoffen wir, dass die Bundesregierung einsichtsvoll ist und nicht versucht, das Ampel-Gesetz, das für Stadtstaaten wahrlich unsinnig ist, in Berlin mit Macht durchzusetzen.
Trump hat gehorcht
„Weißt du“, sagte ich, „das ist ein recht erfreulicher Lichtblick, aber mich bedrückt etwas ganz anderes. Wie lange werden wir noch in Frieden leben? Der Krieg um die Freiheit der Ukraine nimmt kein Ende und im Vorderen Orient weitet Israel den Krieg immer weiter aus und ein Ende ist nicht abzusehen. Sowohl da wie dort werden völlig neue Waffensysteme, wie z. B. die verschiedenen Drohnen und ihre Abwehr eingesetzt und ausprobiert. Wie weit soll das noch gehen? In der Schule haben wir mal gelernt, dass der Spanienkrieg 1936 nicht nur ein Krieg zweier verschiedener Ideologien war, sondern ein Testfeld für neue Waffensysteme, wie z. B. der Einsatz neuer Kampfflugzeuge, der weit über das hinausging, was man aus dem 1. Weltkrieg kannte. Drei Jahre später brach der 2. Weltkrieg aus. Könnten die beiden Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten nicht auch ein Vorspiel und eine Vorbereitung auf einen großen Krieg, einen 3. Weltkrieg, sein? Dazu noch ein hochgerüstetes China, dass nach Taiwan schielt. Ich habe Angst. Nirgendwo ist ein ernsthaftes diplomatisches Ringen um Frieden zu sehen, keine hochgestellte Persönlichkeit, die sich bemüht durch ständige Kontakte Kompromisse zu suchen.
Es reicht nicht, wenn man einmal telefoniert oder einmal hinreist, um dann zu sagen, dass es keinen Weg gäbe. Selbst der geltungssüchtige Trump scheint aufgegeben zu haben. Ich denke, Hoffnung im Ukrainekonflikt ist etwas realistischer ist als im Nahen Osten. Trump hat wenig Einfluss auf Israel. Dort wedelt der Schwanz mit dem Hund, wobei mit dem Hund die USA gemeint sind. Bei all den Nachrichten sehe ich bislang keinen Hoffnungsschimmer. Ich habe Angst.“ Gerd schaute auf sein Handy und sagte: „Du hast recht – jetzt ist es geschehen. Der Schwanz hat mit dem Hund gewedelt. Trump hat gehorcht. Ich habe auch Angst.“
Paul F. Gaudi
Nr. 282 vom 25. Juni 2025, Seite 4
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