Omas Küche – Classics reloaded
Omas Küche – Classics reloaded Küchenparty am 30. Oktober im Magdeburger Ratswaage-Hotel haucht alten Rezepten neuen Geschmack ein Kompakt Zeitung Heiße Phase beim Testkochen im Ratswaage-Hotel in Magdeburg: In der Küche heizt die Ratswaage-Küchencrew um Küchenchef Silvio Jung und Küchen-Souschef Danny Wienbeck Pfannen und Töpfe und haucht alten Rezepten und Klassikern neuen Geschmack ein. Unter dem Motto „Omas Küche – classics reloaded” entstehen so klassische Delikatessen in einer zeitgemäßen Neuinterpretation. Das Küchen-Team und befreundete Gastronomen aus Magdeburg und anderen Orten nehmen die Gäste bei einer Küchenparty am 30. Oktober ab 18:00 Uhr mit auf eine kulinarische Erkundungstour durch regionale und internationale Rezepte, die traditionell in den heimischen Küchen von den besten Köchinnen der Welt – den Großmüttern – zubereitet werden. Wer jetzt altbackene Hausmannsküche erwartet, wird enttäuscht sein. Denn die Akteure haben es sich auf die Fahnen – pardon: Kochschürzen – geschrieben, Omas Rezepte zu entstauben und neu auf die Teller zu bringen. Tradition neu interpretiert: Die Köche gestalten traditionelle Rezepte auf innovative Weise neu, um ein einzigartiges Geschmackserlebnis zu bieten, das die Gäste dazu verleitet, zu sagen: „Das ist neu für mich, das muss ich unbedingt probieren.” So gibt es den Kartoffelsalat als „Kartoffelmedley Reloaded” mit einer etwas anderen Zubereitungsmethode. Auch die klassische Rinderroulade erhält in der Küche zur Küchenparty eine Frischzellenkur: „Rindergourmet im Wandel” beinhaltet eine Neuinterpretation der Bestandteile, die ein besonderes Geschmackserlebnis versprechen. Und auch ein weiterer Klassiker der heimischen Küche – der Königsberger Klops – kommt im neuen Gewand als „Kloßvariationen mit Twist” auf den Teller. Doch nicht nur gutes Essen und Trinken stehen am 30. Oktober zur Küchenparty im Ratswaage-Hotel im Vordergrund. Die Initiatoren der Küchenparty zielen mit ihrem Konzept darauf ab, die Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. Neue Leute kennenlernen, nette Gespräche führen und gemeinsam genießen. Das ist das Motto dieses Abends. In der Küche und im Restaurant der Ratswaage erwarten die Gäste über 12 verschiedene Stationen mit Live-Cooking, außergewöhnliche Brotkreationen, neue Eisvariationen, Kuchen und kleine Delikatessen, neue Käsesorten, Wein, Bier sowie neue und klassische Cocktails, an denen die Gäste mit kleinen Portionen versorgt werden. Die Partygäste sollen umherwandern, können den Köchen über die Schultern blicken, Fragen stellen und sich wie zu Hause fühlen. Quasi ein „Tag der offenen Tür”, bei dem die Gäste einen Blick hinter die Kulissen werfen können. Für die passende musikalische Umrahmung sorgen in diesem Jahr Manuel Richter und Noah Benedikt am Saxofon. Weitere wichtige Zutaten für einen gelungenen Abend sind gute Speisen und Getränke sowie – unverzichtbar – die Gäste. Diese können nach Herzenslust schmausen und trinken und sich verwöhnen lassen. Wobei mit Blick auf die große Auswahl kleine Portionen gereicht werden, damit man an jedem Stand die kulinarischen Raffinessen probieren kann. Denn nicht auf die Masse auf den Tellern kommt es beim exzellenten Kochevent an, sondern auf die Vielfalt und Nuancen, die aus den Klassikern von „Omas Küche” herausgekitzelt werden. Noch gibt es einige Eintrittskarten zur Küchenparty. Die Tickets für 129 Euro (p. P.) enthalten alle Speisen und Getränke und sind an der Ratswaage-Hotelrezeption sowie bei Magdeburg Souvenir am Domplatz erhältlich. (rf) Seite 18, Kompakt Zeitung Nr. 242
10 Jahre: Winterträume in der Messe Magdeburg
10 Jahre: Winterträume in der Messe Magdeburg Kompakt Zeitung Die Messe Winterträume ist zum zehnten Mal auf der Messe Magdeburg zu Gast! Vom 27. bis 29. Oktober 2023 werden die Hallen in einen bezaubernden Ort verwandelt, an dem einzigartige, handgefertigte und faszinierende Produkte präsentiert werden. Anlässlich des Jubiläums wird die Messe sogar in drei statt der sonst üblichen zwei Messehallen stattfinden. Über 100 Aussteller zeigen handgefertigte Unikate, Dekoideen, köstliche Delikatessen, Beauty- und Wellnessprodukte, Wohnaccessoires sowie Geschenkideen und Altbewährtes. An allen drei Messetagen präsentieren sowohl Aussteller aus der Region als auch von weit her gereiste Betriebe ihre ausgewählten Produkte für die anstehende Wintersaison. Renommierte Firmen, leidenschaftliche Kunsthandwerker und kleine, aber feine Manufakturen bieten einen bunten Mix an außergewöhnlichen Produkten, sodass für jeden Winterliebhaber etwas dabei ist. Gezeigt wird ein abwechslungsreiches Sortiment verschiedener Produkte, die alle eines gemeinsam haben: Sie machen das Leben schöner! Stimmungsvolle Live-Musik durch Pianist Josef Barnickel, kreative Workshops, informative Vorträge und Aktionen für Kinder – auch das Rahmenprogramm macht die Winterträume Magdeburg zu einem Erlebnis und versetzt die Gäste in eine vorweihnachtliche Welt. Weitere Informationen und vergünstigte Tickets sind online erhältlich unter www.wintertraeume.com/magdeburg Seite 15, Kompakt Zeitung Nr. 242
Vorschau: KOMPAKT-Kulturreisen 2024
Vorschau: KOMPAKT-Kulturreisen 2024 Historisches Handwerk ist bei den KOMPAKT Kulturreisen im nächsten Jahr auch ein Thema. Dazu gehört unbedingt ein Blick auf die Fachwerkstatt Osterwieck im Harz. Kompakt Zeitung Ende September tourte die ausgebuchte 34. KOMPAKT Kulturreise nach „Aschersleben & drumherum”. Die Fahrgäste waren von der Historie und dem vielfältigen Angebot restlos überzeugt. Am Erscheinungstag dieser Ausgabe der KOMPAKT Zeitung war Dessau-Roßlau das Ziel. Die Fahrten nach Brandenburg am 8. November und nach Delitzsch am 13. Dezember sind bereits ausgebucht. Fragen Sie gern nach und lassen Sie sich bei Interesse auf die Warteliste setzen. Nachfragen, Reservierungen und Buchungen sind persönlich im KOMPAKT Medienzentrum, Breiter Weg 114 a in Magdeburg, möglich. Telefonische Buchungen und Anfragen unter 0391/79294311. Einen kurzen Überblick über die KOMPAKT Kulturreisen in die Geschichte im kommenden Jahr möchten wir Ihnen schon jetzt geben. Bereits im Januar laden wir ein zu einer Fahrt nach Coswig/Anhalt. Geplant sind ein Besuch des Kreuzrittergutes Buro, eine Besichtigung des Simonetti-Hauses und der Kirche St. Nikolai in Coswig. Auf der zweiten Tour begeben wir uns auf die Spuren der Flamen – im Hohen Fläming. Im Fokus: Bad Belzig und die Burg Rabenstein. Die Altmark steht 2024 auch wieder auf dem Plan. Ziel ist die Hansestadt Werben. Sie interessieren sich für die Geschichte des Bergbaus und eine weltweit wirksame Kulturgeschichte? Dann besuchen Sie mit uns die Lutherstädte Mansfeld und Eisleben. Unter dem Motto „Haldensleben & drumherum!” geht es auf Exkursion in die regionale Geschichte der Börde. Im Visier stehen dabei auch Bebertal, Nordhusen, Flechtingen, Erxleben, Altenhausen, Groß Ammensleben. Die genaue Route ist noch in Planung. Im Juni sind zwei KOMPAKT Kulturreisen geplant. Einmal geht es an die Saale nach Weißenfels. Die beherrschenden Themen sind Wein & Schuhe, Musik & Kunst sowie ausgewählte Dorfkirchen mit ihren Vergangenheiten. Die zweite Tour führt nach Burg und Elbe-Parey. Beim Besuch in der Stadt der Türme gibt es neben diesen viel Geschichtliches zu entdecken. Natürlich darf das Schloss in Zerben nicht im Reiseprogramm fehlen. Halle an der Saale und die nähere Umgebung stehen auch schon auf dem Reise-Programm. Geplant sind unter anderem ein Abstecher nach Petersberg, Landsberg, Ostrau oder Dieskau. Geplant ist auch ein Blick auf die Burg Giebichenstein. Eine weitere Kulturreise führt in den Harz, in die Fachwerkstatt Osterwieck und noch ein Stück weiter. Lassen Sie uns gemeinsam die Wasserburg Zilly und das Schloss Hessen „erobern“. In Planung sind noch Touren in den Norden Sachsen-Anhalts, auch nach Bad Dürrenberg, nach Wolfenbüttel und Dessau. In der nächsten KOMPAKT Zeitung finden Sie alle Informationen zu den Reisen. Und dann können Sie gern Ihre KOMPAKT Kulturreise/n für 2024 buchen. (pl) Seite 25, Kompakt Zeitung Nr. 242
Felicia – Festival künstlicher Intelligenz und Akustik
Felicia – Festival künstlicher Intelligenz und Akustik Kompakt Zeitung Das Festival Felicia findet vom 26. bis 29. Oktober 2023 im Gesellschaftshaus, Schauspielhaus und im Forum Gestaltung in Magdeburg statt. An einem Wochenende gibt das Felicia kompakt Hintergrundeinblicke in die Entstehung und Entwicklung von KI im Hinblick auf die Musik und veranschaulicht diese mit vielfältigen Präsentationen, Ausstellungen, praktischen Workshops, ob als DJ-Workshop oder Robotertanz, für die ganze Familie und in spannenden experimentellen Konzerten sowie DJ-Sets. Felicia verbindet dabei künstlerisch/kreative Inhalte mit Wissenschaftsthemen und schlägt so Brücken zwischen den bisher oft getrennten Bereichen und Akteurinnen und Akteuren. Das Festival gestalten sowohl KI-Expertinnen und Experten als auch breitgefächerte Künstlerinnen und Künstler aus den unterschiedlichen Musikgenres. Zusätzlich gibt es für Interessierte, aber auch Fachpublikum thematische Vorträge und eine Podiumsdiskussion, um sich noch tiefgreifender den Themen zu nähern. Die Künstliche Intelligenz hat viele Lebensbereiche erreicht und wird hierbei vielfach als Werkzeug gesehen. KI kann Auto fahren, Kraftwerke steuern, Stimmungen von Menschen an Gesichtern ablesen und neuerdings auch Bilder malen und Texte verfassen. Aber wie sieht es in der Musik aus? Musik ist vielfältig und wird sehr subjektiv wahrgenommen – wie soll eine Maschine über gute Musik entscheiden? Solchen und weiten Fragen widmet sich das Festival Felicia und will sowohl die künstlerische wie auch die wissenschaftliche Perspektive beleuchten. Das Gesellschaftshaus in Magdeburg wurde als Hauptort für dieses Festival bewusst ausgesucht, da es traditionell die verschiedenen Musikstile und Präsentationsformen abbildet, von Kammermusik über Jazz und Chorklänge bis hin zu elektronischer Musik und schon Ort verschiedenster, auch experimenteller Musikformate war und auch immer mit dem SinusTon Festival ist. Im Jahr der kreativen Pause des SinusTon Festivals möchte das Felicia Festival die bisherigen Ansätze des elektroakustischen Festivals SinusTon aufnehmen und weiter denken im Rahmen der Künstlichen Intelligenz. Als Akteurinnen und Akteure konnten hochkarätige Ensembles u. a. wie das Duo Stefan Schultze und Franziska Baumann aus der Schweiz, der bildende Künstler Korvin Reich und Komponist René C. Hirschfeld, das Elektronische Ensemble Charlottenburg aus Berlin, der Musikproduzent Bruno Kamm, der KI Experte Prof. Dr. Sebastian Stober, die Hörspieldramaturgin Christine Nagel sowie das Kollektiv KTonal gewonnen werden. Eröffnet wird das Festival am Donnerstagabend durch ein KI-Improvisationshörspiel. Der Freitagnachmittag steht im Sinne des Wissensaustausches und setzt sich aus verschiedenen Impulsvorträgen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Künstlerinnen und Künstlern zusammen. Am Abend wird dann in einer Podiumsdiskussion geklärt, ob der Mensch der KI hilft oder die KI dem Menschen und wie hier die Kunst und Musik einbezogen werden können. Das Schauspielhaus Magdeburg beteiligt sich am Freitagabend durch die Aufführung „Das Leben ein Traum“ an der Diskussion über den Einfluss von KI auf unser Leben mit ihrem aktuellen Schauspiel. Am Samstag und Sonntag geht es um interaktives Erleben. In verschiedenen Workshops können Interessierte in die KI-gestützte Akustik und Musik eintauchen und sich in verschiedenen Musik-Sessions und Angeboten dem Phänomen KI annehmen. Samstagabend und Sonntagnachmittag rahmen Konzerte, in denen Künstlerinnen und Künstler KI als Werkzeug einsetzen, um damit Musik zu machen und es als „Hörende Intelligenz“ zu zeigen. Felicia ergänzt das Jubiläumsjahr der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg unter dem Motto „Zusammen die Welt neu denken“. Das detaillierte Programm unter www.felicia-festival.ai Seite 12, Kompakt Zeitung Nr. 242
Der Antisemitismus der Bösen und der „Guten“
Der Antisemitismus der Bösen und der „Guten“ Prof. Reinhard Szibor Die Mehrheit der Deutschen nimmt einen wachsenden Antisemitismus wahr und bringt ihn mit dem Erstarken rechter Parteien in Verbindung. Aber Antisemitismus tritt nicht nur in aggressiver Judenfeindlichkeit zu Tage, sondern auch in subtileren Formen, die unser gesellschaftliches Klima vergiften und das Leben nicht nur der Juden, sondern von uns allen beeinträchtigen. Solche Spielarten des Antisemitismus sind rechts und links zu Hause. Kompakt Zeitung Judenfeindlichkeit gilt als ein Relikt aus der Nazizeit, das man am ehesten bei der AfD und rechten Organisationen wahrnimmt. Aber solange man die politische Szene in rechts und links einteilen kann, ist Antisemitismus links ebenso verortet. Im Deutschland der Gegenwart gibt es relativ wenige Menschen, die sich offen zum Judenhass bekennen oder gar in diesem Sinne handeln. Antisemitisch motivierte Terroranschläge, wie das Attentat von Halle, sind selten, aber sie sind eine reale Gefahr. Personen, die sich als jüdisch zu erkennen geben, etwa weil sie eine Kippa tragen, werden zunehmend angefeindet oder gar physisch angegriffen. In diesem Feld kommen die Täter aus der rechten Szene oder es sind Migranten aus dem arabischen Raum, wo Antisemitismus Staatsdoktrin ist. Dieses Problem hat nicht nur Deutschland. Aus einigen Städten Schwedens, wie z. B. Malmö, ist die jüdische Minderheit auf Grund dieser Situation fast vollständig geflohen. Es gibt wieder „judenfreie“ Städte – ein Horrorszenarium, das in Nazi-Deutschland ersonnen wurde, kehrt nach Europa zurück. Eine höhere Verbreitung in unserer Bevölkerung erfährt der „Sekundäre Antisemitismus“. Diese subtile Form der Judenfeindlichkeit wird vor allem im Kontext der Erinnerung an die NS-Verbrechen sichtbar. Sie äußert sich in einer Relativierung oder Leugnung des Holocausts, der Forderung nach einem Schlussstrich unter die Vergangenheit oder in der rhetorischen Umkehr von Opfern und Tätern. Dieser Erinnerungs- oder Schuldabwehr-Antisemitismus ist eine Erscheinung, die nicht trotz, sondern wegen Auschwitz auftritt. Es handelt sich um eine Art der Judenfeindschaft, die (zitiert nach Malte Holler) aus der „Diskrepanz zwischen dem Wunsch zu vergessen bzw. nicht erinnert zu werden und der beständigen Konfrontation mit den deutschen Verbrechen“ entsteht. Auch diese Form des Antisemitismus findet man im rechten Milieu, sie ist aber bis in die Mitte der Gesellschaft anschlussfähig. Mit beißendem Sarkasmus hat der österreichisch-israelische Autor Zvi Rex das Phänomen des „Sekundären Antisemitismus“ auf den Punkt gebracht: „Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen.“ Es gibt aber noch ein subtileres Feld des Antisemitismus, nämlich den „Strukturellen Antisemitismus“. Struktureller Antisemitismus In der Antisemitismusforschung bezeichnet man Verhaltensweisen, die sich nicht ausdrücklich gegen Juden richten, aber Begrifflichkeit und Argumentationsstruktur dem klassischen Antisemitismus entliehen haben, als „strukturell antisemitisch“. Struktureller Antisemitismus wird oft gar nicht als solcher erkannt. Das führt dazu, dass hierbei sogar die „Guten“ mitmischen. In deren Narrativen müssen Juden gar nicht vorkommen. Zumeist werden dunkle Mächte beschworen, die uns und die ganze Welt regieren wollen. Dieser Antisemitismus zeigt sich codiert und verdeckt. Werden im klassischen Antisemitismus die Rothschilds noch beim Namen genannt, kommt der Strukturelle Antisemitismus meist als überbordende Kapitalismuskritik daher, gern auch mit Tiervergleichen zu vermeintlich widerwärtigen Geschöpfen wie Heuschrecken, Kraken und Ratten. Gängige Chiffren sind Ostküste, Marionetten und Globalisten. In Björn Höckes Entwurf zum neuen Parteiprogramm für die AfD geht es um „globalistisch eingestellte Eliten”, die die EU tragen würden. Die Begriffe „globalistisch” und „Globalisten” meinen eine vermeintlich mysteriöse internationale Elite, die angeblich im Hintergrund die Fäden zieht. Diese Begriffe werden von Wissenschaftlern in einschlägigen Fächern als „antisemitische Chiffren“ bezeichnet. Gern verweist man auch auf Bill Gates, der angeblich die ganze Welt in eine Impfdiktatur zwingen wolle, bis hin zu der Absurdität, dass den ahnungslosen „Impfopfern“ dabei auch gleich noch ein Mikrochip implantiert werden solle, damit die Fremdsteuerung dann auch perfekt klappt. Globalisierungskritik haben aber nicht die AfD und die ihnen nahestehenden Gruppen erfunden, sondern die linke Community. Wie sogar die straff links ausgerichtete Amadeu Antonio Stiftung in ihren Studien anmerkt, führen Linke eine Globalisierungsdebatte mit allen Merkmalen des Strukturellen Antisemitismus. Darin wird das Narrativ von der mächtigen, raffgierigen Elite, die im Geheimen agiere und das Weltgeschehen lenke, erzählt. Dabei steht das lange vor der AfD gegründete „globalisierungskritische Netzwerk ATTAC“ in vorderster Front. Die Stimmungsmache gegen die Globalisierung und gegen die Globalisten ist deren zentrales Kampfanliegen. Damit brachten sie zigtausende Menschen auf die Straßen, die keineswegs nur friedlich gegen die Freihandelsabkommen CETA und TTIP kämpften. Ob wohl jedem, der sich da eingereiht hat, klar war, dass man hierfür Ursprung und Triebkraft dem Strukturellen Antisemitismus zuordnen muss? Eines ist bemerkenswert: Wenn man die Informationen der Website der linken Amadeu Antonio Stiftung in der Rubrik „Tacheles“ zur Kenntnis nimmt, kommt man zu dem Schluss, dass in Bezug auf die Erscheinungsform des Strukturellen Antisemitismus Björn Höcke und Sven Giegold (MdEP für die Grünen) als Strippenzieher der AfD bzw. von ATTAC, zwei Gesichter derselben Medaille sind. Renaissance antisemitischer Stereotype Die Angstmache vor MONSANTO und die Bekämpfung all seiner Produkte, inklusive der Grünen Gentechnik, ist ein lehrbuchtaugliches Beispiel dafür, was Struktureller Antisemitismus ist. Ausgangspunkt für das populäre Schlechtreden der Gentechnik ist, dass der inzwischen von der BAYER-AG übernommene MONSANTO-Konzern, der die Grüne Gentechnik als erster kommerzialisiert hat, von einer jüdischen Familie gegründet worden ist. Der antisemitische Verschwörungsmythos, dass MONSANTO über den Weg der Nutzung der Biotechnologie die Kontrolle über das Saatgut und somit die Weltherrschaft anstrebt, ist erfolgreich. Da passt dann auch der Henry Kissinger zugeschriebene Ausspruch, der gern zitiert wird: „Wer das Öl kontrolliert, ist in der Lage, ganze Nationen zu kontrollieren; wer die Nahrung kontrolliert, kontrolliert die Menschen“. Es trifft sich gut, dass auch Kissinger einer jüdischen Familie entstammt. Unglücklicherweise ist der Fakt, dass die Antigentechnikbewegung, ebenso wie der ideologische Kampf gegen völlig unbedenkliche Produkte des MONSANTO-Konzerns, ihren Ursprung im Antisemitismus gegen den jüdischen Konzern haben, in Vergessenheit geraten. Wenn Institutionen, Produkte oder Kreationen erst einmal mit einem Negativ-Image belastet sind, ist es kaum möglich, dieses wieder zu löschen. Mit MONSANTO ist es so ähnlich wie mit dem Werk von Felix Mendelsohn-Bartholdy. Die Musik ist genial, aber die Nazis hatten sie als „jüdisch“ verunglimpft. Das Negativimage blieb noch erhalten, nachdem die Nazis schon hinweggefegt waren. Noch in den 1980er Jahren sah sich der
Ex-Reichsbahndirektion seit 10 Jahren „Demenz Centrum“
Ex-Reichsbahndirektion seit 10 Jahren „Demenz Centrum“ Karl-Heinz Kaiser Vor zehn Jahren bekam das einstige Funktionsgebäude der ehemaligen Reichsbahndirektion eine neue Bestimmung. Als „Demenz Centrum“ erhielt das denkmalgeschützte Haus eine neue Nutzung. Kompakt Zeitung Im September vor zehn Jahren nahm der Berliner Pflegekonzern Vitanas das nach Umbau der ehemaligen Reichsbahndirektion in der Materlikstraße entstandene Demenz Centrum Am Schleinufer offiziell in Betrieb. Das Unternehmen präsentierte damit die erste spezielle Einrichtung dieser Art in Sachsen-Anhalt – ein Meilenstein in der Pflegestruktur der Landeshauptstadt. 127 Plätze für Menschen mit schwerer, mittlerer und leichter Demenz stehen seitdem in 51 Einzel- und 38 Doppelzimmern zur Verfügung. Unser modernes Haus bereichere seit 10 Jahren die Pflegelandschaft, fülle eine Lücke für den Bedarf Magdeburgs und darüber hinaus, sagte der langjährige Centrumsleiter Heiko Nötzold. „Die rund 500 stationären Aufnahmen seit 2013 zeigen, dass Vitanas mit dem Projekt auf dem richtigen Weg war und ist. Seit 2017 beträgt die Auslastung mindestens 95 Prozent, oft sei Vollbelegung“, fügte er hinzu. Nötzold hatte 2015 das Haus von Christel Dost übernommen, die sich bei der Etablierung des Hauses Verdienste erworben hatte. Zur 10-jährigen Bilanz gehört die enge Vernetzung des Hauses, das sich mit Konzerten und einem Café ins öffentliche Leben einbrachte und auch dadurch Ansehen erlangte. Zusammenarbeit wird mit der Otto-von-Guericke-Universität und dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) am Standort Magdeburg gepflegt und im Interesse der Demenzforschung weiter fortgesetzt. Der Centrumsleiter verwies in dem Zusammenhang auf ein drängendes Problem in der überalternden Gesellschaft: Wurden 2013 bundesweit rund eine Million demenziell Erkrankter registriert, sind es heute bereits 1,8 Millionen. Für 2050 werden laut Alzheimergesellschaft 2,8 Millionen Demenzfälle prognostiziert. „Wir favorisieren das europäisch anerkannte psychobiografische Pflegemodell nach dem österreichischen Pflegeprofessor Erwin Böhm“, ging Heiko Nötzold auf das Alleinstellungsmerkmal der Betreuung in Magdeburg ein. Wie anderen Pflegeeinrichtungen macht dem Demenz Centrum der eklatante Fachkräftemangel zu schaffen. Das Haus steuert eigenständig so gut es geht dagegen an. Nötzold: „Jedes Jahr hatten wir bis zu sechs Azubis in der Ausbildung, 2023 sogar neun.“ Allerdings gebe es zunehmend Fluktuation, auch altersbedingt kommt es zu Fehlstellen. Das große Problem sehe er darin, dass sich zu wenig Jugendliche für den gut bezahlten und anerkannten Pflegeberuf entscheiden, sagte er. Für den Ausbau des jahrelang leerstehenden repräsentativen Bauwerks für rund 16 Millionen Euro hatte der Investor des Demenz Centrums zu über 90 Prozent Firmen aus Magdeburg und der Umgebung eingebunden. Der Umbau erfolgte unter Federführung der Magdeburger Architektin Ingetraut Kossel. Das sanierte historische Gebäude bereichere auch das Stadtbild, sagte Nötzold, der auf die Geschichte der spätklassizistischen Prachtimmobilie nahe dem Elbufer einging. Um 1840 erster Großbahnhof Magdeburgs, auf dem selbst der Märchendichter Hans Christian Andersen auf den Zug gewartet haben soll, wurde das Haus später Reichsbahndirektion. Nach der Wende stand der Prachtbau leer, weil zu Beginn der 2000er Jahre ein geplantes ehrgeiziges Musical-Projekt scheiterte. Mit den baulichen Aktivitäten von Vitanas hat sich ein optischer Wandel zum Guten in der Stadtsilhouette vollzogen. Seite 28, Kompakt Zeitung Nr. 242
Stadtmensch: Kultur und knappe Kassen
Stadtmensch: Kultur und knappe Kassen Lars Johansen Kompakt Zeitung Die beliebteste Ausrede der Politik, warum man Kultur nicht angemessen fördern kann, ist immer das Argument mit den knappen Kassen. Schließlich sei Kultur ja nur eine freiwillige Leistung und daher könne man dort am ehesten einsparen. Knappe Kasse bedeutet in diesem Moment eigentlich, dass man, also Stadt, Land oder Bund knapp bei Kasse ist. Natürlich stimmt das nicht. Es ist genug Geld da, aber man hat es in andere Fächer gelegt. Und dann gibt es da ja auch noch die Schuldenbremse und die schwarze Null und was an Phrasen noch so benutzt wird. Letztendlich will man das Geld nicht für Kultur ausgeben, denn diese pflegt sehr oft subversiv zu sein und das erscheint der jeweiligen Regierung nicht angemessen. Schließlich könnten sich die Wähler darüber beschweren. Aus diesem Grunde hat die Bundesregierung haufenweise Goethe-Institute geschlossen. Oder ging es eher darum, die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland so zusammenzukürzen, wie es ja im Bildungsbereich ohnehin geschieht? Man weiß es nicht und so richtig mag niemand darüber disputieren, denn dann müsste man einmal länger darüber nachdenken, wie wichtig uns diese Vermittlungsarbeit wirklich ist und wie sie eigentlich aufgestellt sein müsste, um Menschen wirklich zu erreichen. Das gelingt uns ja schon nicht mit der sonstigen Kulturförderung, denn diese richtet sich, wenn wir ehrlich sind, nur an eine Minderheit. Und es scheint nicht das Ziel zu sein, auch Menschen zu erreichen, die aus den unterschiedlichsten Gründen nur einen rudimentären Zugang zu Kulturinstitutionen haben. Denn eine gute kulturelle Bildung führt zu unabhängigen Geistern. Und damit meine ich jetzt nicht die Querdenker, welche ohne diese Bildung einfach nur dagegen quäken wollen. Dieses obskure Dagegen kann sehr schnell wechseln, denn es geht nicht um Substanz, sondern um eine grundsätzliche Opposition. Wenn die Regierung morgen die flache Erde propagieren würde, kann man sich darauf verlassen, dass alle Flacherdler kurz danach auf einmal von der Kugelform unseres Planeten überzeugt sind. Doch um diese soll es auch nicht gehen. Gebildete Menschen hinterfragen sehr ernsthaft die politischen Gegebenheiten und engagieren sich für eine Verbesserung der gegenwärtigen Situation. Um die Grundlagen dafür zu schaffen, bedarf es aber der Förderung von Kultur im Allgemeinen. Gerade niedrigschwellige Angebote vermögen hier etwas zu bewirken. Das beste Beispiel dafür war die Kulturnacht in Magdeburg in diesem Jahr. Ich muss ehrlich gestehen, dass mich das Konzept, nur den Nordabschnitt des Breiten Weges zu bespielen, im Vorfeld wenig überzeugt hat. Ich empfand diese Beschränkung als wenig zielführend und zu klein gedacht. Doch ich wurde eines Besseren belehrt. Denn die Zustimmung der Besucher war überwältigend. Bis in die Nacht hinein bewegten sich große Mengen von Menschen über das Areal. Zwar hätte man eigentlich einen überschaubaren Obolus bezahlen müssen, aber da viele Aktivitäten im Freien stattfanden, war es auch den weniger Betuchten möglich, hier etwas zu erleben. Die Palette reichte von Musik über Theater und Malerei bis zur Performance und sogar Besichtigungstouren in ansonsten unzugänglichen Gebäuden. Dazu kamen wenige „Fressbuden“, die ansonsten das obligatorische Stadtfest regelmäßig verwässern, weil sie viel zu viel Platz beanspruchen. Bei der Kulturnacht spielten sie nur eine angemessene Nebenrolle und so stand tatsächlich das künstlerische Treiben im Vordergrund. Die Vielfalt der Angebote bot tatsächlich allen Teilnehmern etwas, denn man konnte sich heraussuchen, worauf man Lust hatte, die vollen Räume bewiesen, dass diese Möglichkeit genutzt wurde. Die Diversität des Gebotenen fand nebeneinander statt, ohne sich gegenseitig zu stören, leise und laute Töne erklangen zur gleichen Zeit an unterschiedlichen Orten. Die Gesichter der Menschen wirkten offen, da sie nicht gezwungen wurden, etwas zu Ende sehen zu müssen, weil es nun mal bezahlt war. Sie konnten wechseln und so Disparates neben- oder nacheinander erleben, sich gleichsam wie von einem Buffet ein Kulturangebot zusammenstellen, welches ihren Bedürfnissen gerecht wurde. Wenn man mit den Gästen ins Gespräch kam, und das war leicht an diesem Abend, dann erlebte man ein weltoffenes Magdeburg, das man oft, wenn man die sozialen Medien verfolgt, schon als verloren wähnt. Doch solche Ereignisse führen zu einer Veränderung der eigenen Wahrnehmung. Das Andere ist auf einmal nicht mehr nur gefährlich, sondern lädt dazu ein, sich darauf einzulassen. Kunst und Kultur sind auf einmal nichts Abs-traktes mehr, sondern konkretes und positives Erleben. Das mag ein wenig zu einfach klingen, aber genau diese Einfachheit konnte man hier unmittelbar erfahren.Wenn nun aber, wie man hört, die nächste Kulturnacht möglicherweise aufgrund von Sparmaßnahmen abgesagt werde sollte, dann wird dieses positive Erfahren nicht mehr möglich sein. Die Millionen für die Sanierung von Stadthalle und Hyparschale erreichen letztendlich doch nur wieder Kulturkonsumenten mit ein wenig größeren Geldbeuteln, denn die Eintrittspreise werden sich eher nach oben orientieren, wie man schon jetzt sehen kann. Konzertpreise sind hoch wie nie und für immer mehr Menschen unerschwinglich. Das spaltet eine Gesellschaft tatsächlich. Dem gilt es vorzubeugen. Eine Kulturnacht wie die diesjährige stellt hier die beste Prävention dar. Es gibt anderes Einsparpotential. Und so lange wir uns wie bei Intel die Subvention jedes einzelnen Arbeitsplatzes mit einer Million Euro leisten können, haben wir auch genug Geld für eine Kulturnacht. Seite 7, Kompakt Zeitung Nr. 242
Positive Stimmung im Handwerk?
Positive Stimmung im Handwerk? Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt ©GeoBasis-DE/LVermGeo ST Kompakt Zeitung Nach den durch die Coronapandemie bestimmten Jahren hat sich das Handwerk erholt und die zuständigen Kammern berichten deutschlandweit von einer positiven Stimmungslage – auch wenn Corona deutliche Spuren hinterlassen hat und die Widerstandskraft gegen weitere Krisen deutlich geringer sein dürfte als vor der Pandemie. Hinzu kommen Lieferengpässe, steigende Material- und Rohstoffkosten und das Thema Inflation. Dennoch zeichnet auch die Handwerkskammer Magdeburg in ihrem Konjunkturbericht vom Frühjahr 2023 ein optimistisches Bild. Die Stimmung habe sich gegenüber dem vergangenen Frühjahr verbessert. Gut die Hälfte der Befragten (51 Prozent) aus dem Bauhaupthandwerk, dem Ausbauhandwerk, dem Handwerk für den gewerblichen Bedarf, dem Kfz-Handwerk, dem Gesundheitshandwerk sowie dem Handwerk für den persönlichen Bedarf bewerteten demnach die Geschäftslage mit gut, 35 Prozent mit befriedigend und 14 Prozent mit schlecht. Was die Auftragslage betrifft, gaben 16 Prozent der im Kammerbezirk Magdeburg (dazu zählen der Altmarkkreis Salzwedel, Börde, Harz, Jerichower Land, Salzlandkreis, Stendal und Magdeburg) vertretenen Inhaber von Handwerksbetrieben an, dass die Auftragseingänge gestiegen seien. Mehr als die Hälfte konnte einen gleichbleibenden Bestand verzeichnen und 29 Prozent (vier Prozent weniger als im Vorjahr) gaben gesunkene Auftragseingänge an. Die Auftragsbücher der Betriebe sind laut Konjunkturbericht im Durchschnitt für die nächsten zehn Wochen gefüllt. In den Bauhandwerken und den Handwerken für den gewerblichen Bedarf liegt die Auftragsreichweite bei 13 bis 14 Wochen. Was die Bilanzierung betrifft, berichtete gut die Hälfte der Betriebe im Frühjahr 2023 von einem konstant gebliebenen Umsatz, ein Drittel verzeichnete jedoch Umsatzrückgänge und lediglich 15 Prozent der Befragten gaben eine Umsatzsteigerung an. Vor allem das Lebensmittelhandwerk (44 Prozent der Betriebe), das Kfz-Handwerk (45 Prozent der Betriebe) und die Handwerke des persönlichen Bedarfs (47 Prozent der Betriebe) meldeten Umsatzrückgänge. Einen Gesamtüberblick zeichnete kürzlich das Statistische Landesamt – demnach gab es 2021 in Sachsen-Anhalt 16.335 aktive zulassungspflichtige und zulassungsfreie Handwerksunternehmen mit insgesamt 136.227 tätigen Personen und einem Jahresumsatz von 14,95 Milliarden Euro. Diese Daten wurden im Rahmen der jährlichen Registerauswertung zu Handwerksunternehmen ermittelt. Erstmals flossen Daten zu Kosmetikerinnen und Kosmetikern in die Auswertung ein, die seit 2021 zum zulassungsfreien Handwerk zählen. 2021 gab es je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner 7,53 aktive Handwerksunternehmen und 62,80 tätige Personen in Handwerksunternehmen. Die meisten Handwerksunternehmen je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner gab es mit 9,11 im Altmarkkreis Salzwedel. Am anderen Ende befand sich die kreisfreie Stadt Halle (Saale) mit einem Wert von 4,32. Bezogen auf die tätigen Personen lag der Saalekreis mit 76,97 handwerklich Beschäftigten je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner an der Spitze. Die Stadt Halle (Saale) wies mit 46,01 auch hier den geringsten Wert aller Kreise und kreisfreien Städte auf. (th) Seite 16, Kompakt Zeitung Nr. 242
Magdeburger Zeugnisse für die Nachwelt erhalten
Magdeburger Zeugnisse für die Nachwelt erhalten Kompakt Zeitung Postkarten, Zeichnungen, Fotos, Stadtpläne, Filme, Unterlagen mit historischem Bezug zu Magdeburg – all das sammelt die Fachgruppe Bürgerarchiv i. G. (Gründung 19. Oktober 2023), um sie für die Nachwelt zu erhalten. Dazu zählen alte Betriebs- und Geschäftsunterlagen von Unternehmen, Handwerkern, Organisationen oder Vereinen sowie Unterlagen von interessanten Gebäuden und Baudenkmalen, aber auch Pläne von nicht realisierten Objekten. Wertvolle Objekte sollen dann den Facharchiven und Museen zur fachgerechten Magazinierung und Aufarbeitung übergeben werden. Zur Verfügung gestellte Mehrfachexemplare können zur Unterstützung der Geschichtsforschung und Präsentation bei quellengerechter Nutzung an Interessenten gegen Spenden weitergegeben werden. Die Interessengemeinschaft plant zudem die Zusammenarbeit und den Austausch mit weiteren Archiven zu pflegen und auszubauen. Wer Interesse am Recherchieren, Lesen, Ordnen, Archivieren, Durchsuchen von Nachlässen und Sichern von Zeugnissen hat oder wer entsprechendes Material nicht mehr zu Hause lagern kann und weitergeben möchte, kann sich an die Fachgruppe Bürgerarchiv wenden – Ansprechpartner ist Burckhard Dienemann (E-Mail: b.dienemann@gmx.de, Telefon: 0391 / 72 32 393). Seite 21, Kompakt Zeitung Nr. 242
Die Box-Herberge
Die Box-Herberge Rudi Bartlitz Das Maritim-Hotel Magdeburg erlebt die 20. Auflage einer SES-Gala. Bei der Jubiläums-Veranstaltung steigt mit dem Kubaner Osleys Iglesias ein neuer Stern am internationalen Faustkämpfer-Himmel auf. Kompakt Zeitung Es gibt Jubiläen, die werden langfristig vorbereitet – und laufen dann, wenn es so weit ist, recht stereotyp ab. Und es gibt welche, die kommen relativ unbedeutend daher oder werden im Vorfeld kaum wahrgenommen. Aber gerade die gestalten sich am Ende zuweilen als richtige Feste. So geschehen am zurückliegenden Wochenende im Magdeburger Maritim-Hotel. Zur 20. Gala an diesem Ort hatte der einheimische Boxstall SES geladen. Zum 20. Mal internationale Faustkämpfe in einer Edelherberge, das kommt nicht so oft vor in Deutschland. Mitten im großen Festsaal lässt Promoter Ulf Steinforth einen Ring aufbauen, und im anspruchsvollen Ambiente fliegen die Fäuste im gleißenden Scheinwerferlicht, das sich im Glanz von zehntausenden Kristallen in den Decken-Glitzerketten bricht. Auch das Outfit vieler Besucher unterscheidet sich an einem solchen Abend von dem anderer Darbietungen dieser Art. Manche sagen: wohltuend. Nicht zu Unrecht wirbt der Veranstalter daher mit dem Motto, hier herrsche „ein Hauch von Las Vegas“. Selbst wenn die dort allgegenwärtigen Daddel-Automaten und Spieltische natürlich fehlen. Wie kam es überhaupt zu diesem Event? „Als wir 1999 mit dem 1. BC Magdeburg den Gewinn der deutschen Mannschaftsmeisterschaft mit einer Gala im Maritim feierten, kam mir die Idee“, erzählt Ulf Steinforth, damals Präsident der Amateur-Garde. „Eine tolle Lokation, dachte ich mir, da müsste es doch möglich sein, sie für den Boxsport zu nutzen.“ Als Vorbild dienten ihm jene Hotels im US-Spielerparadies Las Vegas, die sich seit Jahrzehnten auch zu Tempeln des Welt-Boxens entwickelt hatten (siehe Extratext). Alles natürlich zwei, drei Nummern kleiner, versteht sich. Schon deshalb, weil der Festsaal an der Otto-von-Guericke-Straße – im Vergleich zu den US-Monumental-Palästen mit ihren 15.000 bis 17.000 Plätzen – nur 1.700 Besucher fasst. Als der heute 56-Jährige ein Jahr darauf den ersten ostdeutschen Profi-Boxstall gründete, war es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis aus der Vision Realität wurde. Zumal sich auch das Hotel ziemlich angetan von der Idee zeigte, via TV-Liveübertragungen Gastgeber eines deutschlandweit wahrgenommenen Sportevents zu werden; der Blick auf zusätzlich zu erwartende Umsätze natürlich eingeschlossen. „Seither sind wir jedes Jahr hier einmal mit einer eigenen Veranstaltung zu Gast“, berichtet Steinforth. „Und bei den großen Boxspektakeln mit Sven Ottke und Regina Halmich in der Getec-Arena war das Maritim stets der Ort, wo Sportler, Offizielle und viele Anhänger wohnten, wo die Pressekonferenzen stattfanden, wo alles zusammenlief. Nicht zu vergessen: Die Piano-Bar entwickelte sich, wie der Impresario es bezeichnet, „zu jenem Platz, an dem die legendären After-Show-Partys über die Bühne gingen“. Ein weiterer Vorteil des Maritims: Bei eigenen SES-Galas logieren alle Beteiligten in einem Haus, können die Akteure aus ihren Zimmern mit dem gläsernen Aufzug fast direkt bis an den Ring gleiten. Nun, zur 20. Auflage, gewissermaßen als Jubiläumsgeschenk, offerierte SES erstmals einen WM-Kampf im ausverkauften Maritim. Und es könnte sein, dass die Boxwelt an diesem Abend die Geburt eines neuen Weltstars miterleben durfte. Der Kubaner Osleys Iglesias ließ die Experten am Ring regelrecht ins Schwärmen geraten. Im Fight um den Supermittelgewichts-Gürtel des Weltverbandes IBO ließ er seinem tapferen Kontrahenten Artur Reis, der sein Debüt in den SES-Farben gab, nicht die Spur einer Chance. Nach 2:01 Minuten der vierten Runde traf der Rechtsausleger Iglesias mit einer schweren linken Hand – das war´s. Fast genauso fesselnd wie der Kampfstil des 25-Jährigen von der Zuckerinsel ist die Geschichte dahinter. 2019 setzte er sich nach einer Weltcup-Veranstaltung in Köln von seinem Team ab und blieb allein in Deutschland zurück. Er wollte Berufsboxer werden. Doch dann: die Corona-Wirrnisse und der fast totale Sport-Stopp. Iglesias, der heute von der in München ansässigen Tornado Fighting Agentur gemanagt wird, konnte öffentlich kaum auf sich aufmerksam machen. Doch mit dem WM-Titel, den er sich 2022 in Polen quasi im Schutz der Dunkelheit holte und nun publikumswirksam in Deutschland verteidigte, soll sich das ändern. Die „Kombination aus technischen Fähigkeiten, Schnelligkeit und Schlagkraft“ seien seine größten Trümpfe, sagt er über sich. Das US-amerikanische Magazin „The Ring“, so etwas wie die Bibel des Profi-Boxens, widmete dem Mann aus Matanzas bereits einen langen Artikel und beschrieb darin dessen rosige Aussichten in der Welt der ganz Großen seines Gewerbes. „Mein Held ist Muhammad Ali”, sagte der dem „Ring”-Reporter. Lieblingsboxer der Gegenwart sei der Mexikaner Saul „Canaro“ Alvarez, der – quer über alle Gewichtsklassen – derzeit als bester Faustkämpfer der Welt gilt. „Obwohl“, fügte der 1,89 große kubanische Modellathlet hinzu, „eines Tages will ich gegen ihn im Ring stehen und ihn besiegen.“ Hellauf begeistert vom Geschehen im Magdeburger Ring zeigte sich Trainer-Legende Uli Wegner. Der Mann, der mit einem seiner Schützlinge, dem ungeschlagenen Supermittelgewichts-Weltmeister Sven Ottke, vor zwei Jahrzehnten in der Getec-Arena ungeahnte Begeisterungsstürme ausgelöst und Magdeburgs Ruf als eine Faustkampf-Hochburg in bis dahin ungeahnte Höhen geschraubt hatte, meinte hinterher zu KOMPAKT: „Osleys ist ein absolutes Ausnahmetalent. Ich bin überzeugt, er wird auch die Ranglisten in den vier großen Weltverbänden aufmischen. Seine Gegner werden in Zukunft von Glück reden können, wenn sie es gegen ihn über die Runden schaffen.“ KOMPAKT: Las Vegas Das als sündiges Spielerparadies bekannte Las Vegas liegt in der Mojave-Wüste des US-Bundesstaates Nevada. Es ist heute eines der beliebtesten Reiseziele der Welt, bekannt für sein quirliges und ausschweifendes Nachtleben mit rund um die Uhr geöffneten Casinos und großen Showbühnen. Elvis Presley, Frank Sinatra, Sammy Davis Jr. und Dean Martin hatten dort ebenso ihre Auftritte wie die Zauberer David Copperfield und Siegfried & Roy. Neben einarmigen Banditen, rotierenden Roulettekugeln und Spielkarten war eine neue Attraktion hinzugekommen – die Showbühne. Diese Bühne wusste später auch die Boxszene zu nutzen. Alles, was Rang und Namen hatte, kletterte in berühmten Hotels wie Caesars Palace oder MGM Grand Garden Arena durch die Ringseile: Muhammad Ali, Mike Tyson, George Foreman, Tyson Fury, Wladimir Klitschko. Las Vegas profitierte dabei davon, dass das Niveau der Kämpfe in der einstigen US-Boxhochburg New York mit seinem berühmten Madison Square Garden über die Jahre zurückgegangen war und sich die Faustkampf-Manager von der Verbindung mit