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Gedanken- und Spaziergänge im Park: Wundern und Erschrecken

Gedanken- und Spaziergänge im Park: Wundern und Erschrecken Paul F. Gaudi Kompakt Zeitung Am 2. Juni 2016 hatte der Bundestag beschlossen, dass die Massentötung von hunderttausenden Armeniern 1916 im Osmanischen Reich, der heutigen Türkei, ein Völkermord gewesen sei. Natürlich nicht ohne nebenbei festzustellen, dass das deutsche Kaiserreich als damaliger militärischer Hauptverbündeter des Osmanischen Reiches mitschuldig sei, weil es dieses Verbrechen nicht gestoppt habe. Aber 1916 waren fast alle europäischen Mächte die Kriegsgegner Deutschlands und Österreich-Ungarns, nur die Türkei war neben Bulgarien ihr einziger Verbündeter! Und welche Möglichkeiten hätte Deutschland denn gegenüber der Türkei überhaupt gehabt? Aber es scheint ein ungeschriebenes Gesetz für viele Politiker und Historiker zu sein, dass Deutschland fast immer an allem mindestens mitschuldig ist. Aber das nur nebenbei. Es ist wohlfeil, nach hundert Jahren über eine Person oder über ein Land den Stab zu brechen. Das kostet nicht viel. Anders ist das in der Gegenwart. Wieder werden die christlichen Armenier vertrieben, diesmal aus ihrer Heimat Berg-Karabach vom islamischen Aserbaidschan, das eng mit der Türkei verbunden ist. Und was sagt der Bundestag zu diesem Unrecht? So gut wie nichts! Es gab eine Anfrage der AfD, eine der Linken und eine kurze Debatte und das war’s. Kein großartiger Beschluss wie 2016, keine Verurteilung der Regierung Aserbaidschans. Wie auch, das könnte ja unangenehme Folgen haben: Für Deutschland ist Aserbaidschan der wichtigste Wirtschaftspartner im Kaukasus. Aserbaidschan gehört schließlich zu den zehn wichtigsten Rohöllieferanten Deutschlands. Das ist die Gegenwart und nicht einhundert Jahre her!   Objektiver Rechtsmissbrauch   Unsere Politiker protestieren durchaus, wenn Muslime unterdrückt werden, wie z. B. die Uiguren in China und äußern das sogar bei Staatsbesuchen. Wenn aber armenische Christen – übrigens ein Volk, dass schon am Anfang des 4. Jahrhunderts einen der ersten christlichen Staaten gründete – verfolgt und vertrieben werden, dann sind die Verlautbarungen spärlicher. Auch im August dieses Jahres, als in Jaranwala, einer Stadt in Pakistan, die Häuser von rund 100 christlichen Familien sowie ein Großteil der christlichen Kirchen beschädigt und zerstört wurden. Tausende extremistische Muslime zerstörten Kirchen und zündeten christliche Wohnhäuser an, so dass viele Christen sich zur Flucht gezwungen sahen. Von der Bundesregierung gab es dazu keine Proteste oder Verlautbarungen. Ein Abgeordneter der AfD stellte die schriftliche Frage, „wie oft und bei welchen Gelegenheiten sich die Bundesaußenministerin seit 2021 bis heute gegen die Diskriminierung bzw. Verfolgung von Christen öffentlich ausgesprochen habe“, etwa in offiziellen Stellungnahmen, Pressemitteilungen oder Veranstaltungen. Die Antwort vom 11. September war ebenso allgemein wie nichtssagend: „Die Bundesministerin des Auswärtigen setzt sich wie die Bundesregierung insgesamt konsequent für die Achtung und Wahrung der Menschenrechte weltweit ein.“ Das war alles. Eine neue Welle illegaler Einwanderer bringt Gemeinden, Städte und Bundesländer in arge Schwierigkeiten. Von der merkelschen „Wir-schaffen-das“-Euphorie ist nichts mehr zu spüren. Ministerpräsidenten der Bundesländer, Bürgermeister und Landräte beklagen bei der Regierung, dass sie finanziell und räumlich an ihre Grenzen gekommen wären. Aber aus Berlin kommen weder helfende Antworten noch Maßnahmen. Selbst in den Talkshows werden diese Probleme nicht mehr wie vorher bagatellisiert oder ganz beiseitegelassen, sondern lautstark angesprochen, wie kürzlich von Friedrich Merz. Mit seinem Beispiel löste er erwartungsgemäß lauten Protest bei Mitgliedern der Regierungsparteien und sogar in den eigenen Reihen aus, weil er vielleicht ein nicht ganz passendes spezielles Beispiel anführte, aber im Prinzip hatte er nicht unrecht.  Viele medizinische Facheinrichtungen sind immer spärlicher besetzt und klagen über Nachwuchsmangel, aber die Patientenzahl nimmt zu. Wohl haben die Migranten in der Regel erst nach 18 Monaten den vollen Anspruch auf alle Kassenleistungen, aber das sind dann fast alle, da auch abgelehnte Asylbewerber in den meisten Fällen nahezu unbegrenzt „geduldet“ bleiben und viele mangels regulärer Beschäftigung keinen Cent in eine Krankenkasse einzahlen. So stöhnen selbst die Kassen über ein sich stetig verschlechterndes Verhältnis von Einnahmen und Ausgaben. Das ist jedoch nur ein Teil der Kosten. Gerd las kürzlich in einer Annonce eines kirchlichen Sozialdienstes, dass Reinigungskräfte für Flüchtlingsheime gesucht würden. „Da fragt man sich, ob die gesunden jungen Leute ihre Unterkunft nicht selber sauber halten könnten?“, sagte er kopfschüttelnd dazu. Aber das ganze Dilemma fängt eigentlich schon bei der Bezeichnung der Einwandernden an. Nur auf einen Teil von ihnen trifft die Bezeichnung Asylsuchende oder Flüchtlinge zu. Einen größeren Teil müsste man richtiger als Immigranten, also Einwanderer bezeichnen, die hier ein besseres Leben suchen als das, was sie in ihrem Herkunftsland hatten. Das ist ein verständlicher Wunsch. Aber für das Einwandern gibt es gesetzliche Regelungen und Möglichkeiten und nicht illegale Grenzdurchbrüche. Das ist übrigens keinesfalls die Ansicht unbelehrbarer Asylgegner. Auch der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, sieht das ähnlich. In einem Interview Anfang dieses Monats sagte er: „Die Durchführung der aufwendigen Asylverfahren auch für all die vielen Menschen, die offenkundig kein Recht auf Asyl und auf internationalen Schutz haben, weil sie ersichtlich weder politisch verfolgt noch als Kriegs- oder Bürgerkriegsflüchtlinge anzuerkennen sind, war und ist dysfunktional und objektiv Rechtsmissbrauch.“ Aber es gibt bislang keine entsprechenden Maßnahmen der Bundesregierung, weder der jetzigen noch der vorangegangenen.   Förderung der Prostitution   Das wird noch unterstrichen durch Berichte des ZDF und der Deutsche Welle sowie auch verschiedener Zeitungen, dass nicht nur leidende Verfolgte hier ankommen, sondern dass auch die nigerianische Mafia in Deutschland und in ganz Europa immer stärker wird. Der Bundesnachrichtendienst (BND) warnte die Regierung schon im Februar 2019 davor, dass sich diese kriminelle Organisation in Deutschland ausbreitet: „Der starke Zuzug nigerianischer Asylbewerber, die vermehrt aus Italien in die Bundesrepublik einreisen, werde zu einem Aufwuchs der äußerst brutal agierenden nigerianischen Strukturen der organisierten Kriminalität führen“, heißt es in dem Geheimdienstpapier. Wurde es zur Kenntnis genommen und darauf adäquat reagiert?  Man hat nicht den Eindruck. Neben manchen anderen „Geschäften“ ist ein Geschäftszweig dieser Organisation auch die Zwangsprostitution. Mit falschen Versprechungen oder mit Erpressung und durch Zwang werden junge Frauen zur Auswanderung gebracht, wobei sie sich hoch verschulden und diese Schulden dann in Europa als Prostituierte und in Bordellen „abarbeiten“ müssen. Mehr als 20.000 nigerianische Frauen haben in den vergangenen Jahren das Mittelmeer nach Italien überquert. Die UNO schätzt, dass rund 80 Prozent von ihnen in der Prostitution gelandet sind, wobei ein größerer Teil noch minderjährig ist.

Magdeburger Gesichter: „eidbrüchiger Theologe“

Magdeburger Gesichter: „eidbrüchiger Theologe“ Karlheinz Kärgling Kompakt Zeitung Mit dem Gleichnis vom Feigenbaum aus dem Lukas-Evangelium beschrieb ein Geistlicher 1847 in der Schrift „Das Ketzer-Gericht zu Magdeburg“ das Vorgehen der preußischen Konsistorial-Inquirenten gegen den Pfarrer Leberecht Uhlich (1799–1872). Dem Autor schien, Magdeburg sei zum Schauplatz des Kräftemessens zwischen dem kirchlichen Bewusstsein der Vergangenheit mit dem der Gegenwart und Zukunft geworden. Es fühle sich wie in den finstersten Zeiten des Katholizismus an. In siebenundsiebzig Anklagepunkten beschuldige ihn das Konsistorium der „groben Verletzung der Kirchenordnung“ und der Abweichung vom wahren Glauben, doch seine Advokaten hätten weder gefragt noch gesucht nach den Früchten der Predigtweise oder der geistlichen Amtsführung Uhlichs. Sonst hätten die Richter bemerken müssen, dass allein die Zahl der Kommunikanten gegen früher sechsmal höher lag. Den Saft des Baumes hätten sie angestochen, der aber habe nicht den rechten Geschmack des Generalsuperintendenten Moeller getroffen. Um Aufsehen zu meiden, erklärte das Konsistorium im September 1847 während Uhlichs Teilnahme an der Hauptversammlung der evangelischen Gustav-Adolf-Stiftung in Darmstadt das Pfarramt für erledigt, prompt wurde er bei seiner Rückkehr auf dem Elbebahnhof von einer riesigen Menschenmenge jubelnd begrüßt. Noch in den letzten Wochen des Jahres verließen mit ihm Tausende die Staatskirche. Kurz darauf wählten sie ihn zum Prediger der Freien Christlichen Gemeinde Magdeburg, die bald achttausend Mitglieder zählte, und erklärten sich uneins mit dem Kirchenregiment, wollten jedoch bleiben, was sie waren: evangelische Christen. Die Bekenntnisschrift enthielt Forderungen wie die Trennung von Staat und Kirche, eine demokratische Kirchenverfassung, die Freiheit der Presse, das Mitspracherecht für Frauen, die zum Teil das Revolutionsgeschehen 1848/49 bestimmten. Während Konsistorialpräsident Carl Ferdinand Göschel die Dissidenten energisch bekämpfte, erreichten Oberbürgermeister Francke und der Rat in einer Kabinettsorder vom 12. März deren Anerkennung als Religionsgemeinschaft. In den folgenden Tagen trat Göschel zurück und verschwand aus der Stadt ebenso wie der Polizeipräsident von Kamptz. Ein lockerer Boden, ausreichend Dung und die Geduld des „Weingärtners“ hatten den Baum zur Blüte, zur Fruchtreife und der Ernte nahegebracht. Aus dem Sohn des Schneiders Johann Christlieb Leberecht Uhlich und seiner Frau Maria Elisabeth, geb. Heitmann, war ein „Volksführer“ geworden. Nach dem Schulbesuch in Köthen und einem Studium in Halle bei Wegscheider und Gesenius hatte er 1820 seinen Weg als Volksschul- und Hauslehrer angetreten. 1824 wurde er Pfarrer im nahe gelegenen Diebzig, wechselte jedoch aufgrund der Konversion des Herzogs 1827 in die Preußische Landeskirche nach Pömmelte. Im Juli heiratete Uhlich Clara Flamant, die Tochter eines Steingutfabrikanten aus Bernburg. Die Eheleute hatten sieben Kinder. In oft überfüllten abendlichen Bibelstunden erläuterte er seine Glaubensauffassung, die dem „Licht der Vernunft“ Vorrang vor gedruckten Buchstaben einräumte. Die Entwicklung in den 30er-Jahren und der scharfe Konflikt zwischen orthodoxen Pietisten im Konsistorium und Rationalisten in den Pfarreien, der 1840 im „Magdeburger Bilderstreit“ gipfelte, führte im Juni 1841 in Gnadau zur Gründung des „Verein(s) der Protestantischen Freunde“ (Lichtfreunde), der den Kern einer innerkirchlichen Opposition bildete. Mit den „Blätter(n) für christliche Erbauung von protestantischen Freunden“ ab 1842 schuf Uhlich das Sprachrohr dieser Bewegung. Durch den rasanten Zulauf aus nahezu allen Schichten bildeten sich örtliche Gruppierungen. Seine Vorträge erreichten Tausende Zuhörer. Längst war der Spross des Schneiders aus Köthen als „eidbrüchiger Theologe“ im Fadenkreuz der geistlichen Aufsichtsbehörde, die freie Elemente und fließende Grenzen zwischen Religion und Politik in der Kirche nicht duldete. Das Versammlungsverbot gegen die Lichtfreunde vom August 1845 war der Versuch, diese Entwicklung aufzuhalten. Die Anhänger Uhlichs setzten aber dessen Berufung zum 1. Oktober 1845 auf die Stelle des 2. Predigers an St. Katharinen in Magdeburg durch, und im Privathaus fanden wieder Abendvorträge statt, die Göschel mit allerhand Schikanen und polizeilichen Maßnahmen massiv stören ließ. Nach der Amtsenthebung Uhlichs und einer in der Stadtverordnetenversammlung gescheiterten Resolution innerhalb der sogenannten Adressenbewegung an den König rumorte es schließlich unter den Bürgern der Stadt. Am 15. März 1848 versammelte sich vor seinem Wohnhaus in der Dreiengelstraße eine große Volksmenge, um dem unbeugsamen Mitbürger demonstrativ den Rücken zu stärken, bevor anschließend Militär die protestierenden Massen auf dem Domplatz mit blutiger Gewalt auseinandertrieb. Wieder wurden Uhlichs Parteigänger unter den Stadtverordneten aktiv und erneuerten ihren Antrag zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft vom September 1847, der mehrheitlich bestätigt wurde. Die Bürger von Neuhaldensleben erteilten ihm mit der Wahl im Mai 1848 das Mandat für die preußische Nationalversammlung, in der er im linken Zentrum die politischen und sozialen Rechte auch der unteren Schichten verteidigte, gewalttätige Umsturzaktionen aber konsequent ablehnte. Nach der Auflösung des Parlaments schloss er sich im Dezember 1848 dem „Verein zur Verteidigung der Volksrechte“ an. Nach der gescheiterten Revolution waren die „Lichtfreunde“ nur noch in Magdeburg stark. Sie wurden 1855 als „Politischer Umsturzverein“ verboten. Im selben Jahr erschien Uhlichs Schrift „10 Jahre Magdeburg 1845–1855“. In der Reaktionsära unternahm er ausgedehnte Vortragsreisen, veröffentlichte 1859 sein „Handbüchlein der freien Religion“ u. v. a. m. Im September 1859 vereinigten sich in Gotha 54 Gemeinden zum „Bund freireligiöser Gemeinden“ und wählten ihn in den Bundesvorstand. Ein Jahr später zerfiel die Magdeburger Gemeinde, er selbst wurde ständig in Prozesse mit Haft- und Geldstrafen u. a. wegen Majestätsbeleidigung verwickelt. Im letzten Lebensjahr bilanzierte Uhlich „Sein Leben von ihm selbst beschrieben“. Er starb am 23. März 1872. Die Berliner Volkszeitung vom 27. März berichtete, Magdeburg habe nicht nur seinen Ehrenbürger zu Grabe getragen, sondern einen Mann, der mit Wort und Schrift eingetreten sei für Wahrheit und Recht, für sittliche Freiheit und Menschenliebe. Die Darstellung des unbekannten Künstlers im offenen Gehrock mit Weste, weißem Hemd und schwarzer Halsbinde entspricht der damaligen Konvention, Kette und Ziernadel sind charakterisierende Accessoires.   Das Kulturhistorische Museum Magdeburg erinnerte 2021 an Magdeburger Gesichter des 19. Jahrhunderts. Die Porträts der Sonderausstellung sind weiterhin in der Kompakt-Zeitung zu finden. Seite 22, Kompakt Zeitung Nr. 242

Lesereihe „Die Geschichtenkarawane zieht durchs Land“

Der Autor Wolfgang Rüb lädt am 19. Oktober um 19 Uhr zur Lesung ins KOMPAKT Medienzentrum, Breiter Weg 114a, ein – unter dem Titel „Glück und Glas“. Freuen Sie sich auf Erzählungen und eine rasche Folge von humoristischen Milieu-Miniaturen aus seinen Romanen.
Rüb schreibt Humor und Satire. Mit drei Geschichten möchte er uns in die Welt von Exzentrikern mitnehmen, denen es nicht gegeben ist, mäßigend auf ihr sich zuspitzendes Schicksal Einfluss zu nehmen. – Über ihren Autor schreibt Elke Heidenreich: „Man kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus, aber Wolfgang Rüb das auch noch vorlesen zu hören, so leise bösartig, feixend, so hinterlistig, das ist ein Genuss ohnegleichen!“

Meter 60: Jesus und die Kirche? Oder Otto und Editha?

Meter 60: Jesus und die Kirche? Oder Otto und Editha? Erzählungen aus der gotischen Kathedrale Michael Ronshausen Kompakt Zeitung Im Magdeburger Dom gibt es kunst- wie auch zeitgeschichtlich einige Fragen, die bis heute unbeantwortet geblieben sind – und die es mit hoher Sicherheit auch bleiben werden. Am bekanntesten ist der manchmal verzweifelt wirkende Versuch, eine der Skulpturen aus dem Dom zu deuten oder sie gar in persona zu identifizieren. Bei den dargestellten Figuren handelt es sich um das sogenannte gekrönte Herrscherpaar, entstanden um 1240 und seit rund 700 Jahren aufgestellt in der Sechzehneckigen Kapelle – einer Symbolisierung des Heiligen Grabes in Jerusalem. Ihren Platz finden die beiden Gekrönten seit einigen Jahrzehnten auf einem ungenutzten Nebenaltar, was wohl einem Zufall zuzuschreiben ist, denn ursprünglich war das hier beschriebene Herrscherpaar für einen repräsentativeren Ort bestimmt. Denkbar ist beispielsweise die Verwendung in einem Wimperg als zentrale Figur oberhalb einer der Domportale, möglicherweise auch gemeinsam mit einigen anderen Skulpturen aus der mittelalterlichen Zeit des 13. Jahrhunderts. Tatsächlich ist aber auch diese Idee – trotz aller Wahrscheinlichkeit – eine Vermutung, die sich nicht beweisen lässt. Ebenso im Dunkeln bleibt die Zuordnung der Figuren. Der Gedanke, in den beiden DEN gekrönten Herrscher Jesus Christus gemeinsam mit seiner Gemahlin, der Ecclesia, also der Kirche zu sehen, würde gut in die mittelalterliche Vorstellung passen. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass der Gottessohn – gemeinsam mit der ihm angetrauten Kirche – vor 800 Jahren einen anderen Stellenwert hatte als heute. Im fast ausschließlich mit christlichen Inhalten gefüllten Leben der damaligen Zeit hat Jesus die wichtigste Rolle gespielt. Erst in moderneren Zeiten entstand die Vorstellung, die beiden zueinander gehörenden Skulpturen könnten auch einen weltlichen, auf Magdeburg ausgerichteten Bezug haben. Dabei kamen für die Magdeburger nur zwei gekrönte Häupter in Betracht: König Otto, den man später den Großen nennen wird, und seine erste Ehefrau, die angelsächsische Prinzessin und ostfränkische Königin Editha. Und natürlich lag und liegt die Wunschvorstellung nahe, in den beiden die historischen Figuren unserer eigenen großen Geschichte zu erblicken. Nachvollzieh- oder historisch belegbar ist diese Vorstellung jedoch nicht. Der Dom ist im Besitz eines der bedeutendsten Kunstwerke der damaligen mittelalterlichen Bildhauerei. Glaubhaft aufzulösen ist das Rätsel – sofern es überhaupt existiert hat – nicht mehr. Und genau genommen spielt es auch keine Rolle. Zur Symbolik: Ecclesia hält in ihrer Hand ein aufgeschlagenes Buch, welches als Attribut kaum mit der realen Figur der Königin Editha in Verbindung zu bringen ist. Auch die 19 Tonnen Gold, die Otto der Große symbolisch auf einer Scheibe oder runden Tafel vor sich herträgt, entspringen wohl einer fantasievollen Zuschreibung. Tatsächlich dürfte es sich um eine astronomische Symbolik für die zwölf Sternzeichen und die damals bekannten Planeten (im geozentrischen Weltbild, mit Sonne und Mond) handeln.  Seite 22, Kompakt Zeitung Nr. 242

Überlebenswichtige Hoffnung

Überlebenswichtige Hoffnung Vsevolod Pozdejev vertonte das Märchen „Das letzte Wunder“. Uraufführung ist am 19.Oktober im Schauspielhaus. Foto: Kathrin Singer Kompakt Zeitung Den größten Teil des Tages sitzt Vsevolod Pozdejev am Flügel und begleitet das Training und die Proben des Magdeburger Ballettensembles. Der aus Estland stammende Pianist arbeitet seit 2020 am Theater Magdeburg und stellt sich dem Magdeburger Publikum nun erstmals als Komponist vor. Mit der Vertonung des Märchens „Das letzte Wunder“ von Natalja Kljutscharjowa realisiert er einen Herzenswunsch – Solidarität zeigen und die Stimme erheben gegen den Angriffskrieg auf die Ukraine. Seine Uraufführung für Schauspiel, Streichquartett und Klavier zu vier Händen ist am Donnerstag, 19. Oktober, 20 Uhr, im Schauspielhaus zu erleben. Mit der russischen Autorin Natalia Kljutscharjowa verbindet Vsevolod Pozdejev eine jahrelange Freundschaft, die via Facebook begann. Kljutscharjowa protestierte von Anfang an auf pazifistischen Kundgebungen gegen den Angriffskrieg auf die Ukraine. Pozdejev, der alle ihre Werke gelesen hat, schätzt die hellsichtigen Texte der Freundin, die viele Ereignisse vorauszusehen scheinen. „Das letzte Wunder“, eine Geschichte voll düsterer Prophetie, gepaart mit überlebenswichtiger Hoffnung, entstand als Reaktion auf die Krim-Annexion 2014 und nimmt den „großen Krieg“ vorweg. Bei aller Dramatik und Ernsthaftigkeit aber klängen die Texte immer heiter und zeigten, dass die Autorin sowohl ihre Leserschaft als auch die Figuren der Geschichten sehr liebe, schwärmt Pozdejev, der Texte immer auch durch die Brille eines Musikers, eines Komponisten liest und den Tönen im Text nachspürt. Über Kljutscharjowa entstand auch der Kontakt zu Ganna-Maria Braungardt, eine Instanz für Übersetzungen russischer gegenwärtiger Literatur. Braungardt übersetzte auf Wunsch des Komponis­ten „Das letzte Wunder“ eigens für die Aufführung in Magdeburg. Den Schauspielpart übernimmt Sophia Vogel aus dem Magdeburger Ensemble. Es musizieren ein Streichquartett der Magdeburgischen Philharmonie mit Ingo Fritz, Marcel Körner, Lorenz Swyngedouw und Yoichi Yamashita sowie Eva Laas und der Komponist selbst am Klavier. Die renommierte Übersetzerin gibt im ersten Teil des Abends Einblick in die Szene der russischsprachigen kritischen Gegenwartsliteratur. Braungardt arbeitet seit 1991 als freiberufliche literarische Übersetzerin. Sie hat unter anderem die Werke von Ljudmilla Ulitzkaja ins Deutsche übertragen – einer Autorin, die für ihre pazifistische und systemkritische Haltung immer wieder Repressionen ausgesetzt ist und deren Bücher als frühe Warnzeichen verstanden werden können. Die Schriftstellerin Natalja Kljutscharjowa, bekannt geworden durch ihre Werke „Endstation Russland“ und „Dummendorf“ veröffentlichte zuletzt das „Tagebuch vom Ende der Welt“. Darin gewährt sie einen mutigen Einblick in den Alltag in Russland seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine. Sie wird am Abend der Uraufführung anwesend sein, ihre Werke kommentieren und Fragen aus dem Publikum beantworten, teilt das Theater mit. Seite 12, Kompakt Zeitung Nr. 242

„Welcome to Arabia“

„Welcome to Arabia“ Rudi Bartlitz Saudi-Arabien – das neue Märchenland des Weltfußballs? Geld spielt dort offenbar keine Rolle. Was sich hinter der Sportoffensive am Persischen Golf verbirgt. Kompakt Zeitung Mit so manchem hatte Brasiliens Fußball-Star Fabinho ja gerechnet, als er nach Saudi-Arabien wechselte. Aber damit sicher nicht. Als der 29-jährige Ex-Liverpooler, der seit dem Sommer für den Vorzeige-Klub Al-Ittihad aufläuft, nach seiner ersten Partie im vielgepriesenen Morgenland nichts ahnend aus dem Stadion trabte, winkte ihn ein Fan heran, zog eine ziemlich wertvolle Rolex aus der Tasche und band sie dem Kicker ums Handgelenk. Fabinho schaute zwar nicht ungläubig – was in diesem Land ohnehin ein Frevel wäre –, aber zumindest irritiert. „Nimm schon“, redete der edle Spender des teuren Weckers auf ihn ein. „Du hast heute wirklich gut gespielt.“ Ja, so kommen sie daher, die Geschichten aus dem neuen Märchenland des Weltfußballs. Jener absoluten Monarchie in Vorderasien. Dabei ist Fabinho nicht einmal derjenige, der in diesen Wochen und Monaten rund um den Globus die größten Schlagzeilen liefert. Dafür stehen eher Namen wie Cristiano Ronaldo, Neymar, Karim Benzema, Sadio Mane oder Roberto Firmino. Die sich mittlerweile alle bei den Scheichs verdingt haben. Mit Gehältern, die bei den Bossen der führenden europäischen Vereine mit schöner Regelmäßigkeit für reichlich Schnappatmung sorgen. Ihr Alptraum: Wenn das so weitergeht … Mit 200 Millionen Euro für zwei Jahre wird Neymars Grundgehalt angegeben. Und das soll nur eines von vielen Versprechen sein, die ihm die Sau-dis gemacht haben. Noch übertroffen wird er von Ronaldo: Der 37-jährige Portugiese verdient übereinstimmenden Berichten zufolge bei Al-Nassr FC aus der Hauptstadt Riad sage und schreibe rund 200 Millionen Euro – pro Saison. Das wären bis zum Ablauf seines Zweieinhalb-Jahres-Vertrages 500 Millionen.  Also eine halbe Milliarde! Sagenumwobene Erzählungen aus „1001 Nacht“ erscheinen dagegen wie eine Fata Morgana, wie ein Klacks aus einer anderen, einer ärmeren Welt. Als große Völkerwanderung des modernen Fußballs gen Persischen Golf lässt sich das Ganze zwar (noch) nicht rubrizieren, unübersehbar bleibt es auf jeden Fall. Es ist der neueste und teuerste Trend dieses Sports, dass die Klubs der dortigen Liga, der sogenannten Professional League, Millionen um Millionen für Spieler, und zunehmend auch für Trainer, ausgeben. Bei den Transfersummen wurden in diesem Sommer mit 700 Millionen Euro bereits alle europäischen Top-Ligen überholt – außer der englischen, wo die Vereine knapp eine Milliarde Euro investierten. Möglich macht das eine Konstellation, die es so nur bei den reichen Klubs des Nahen Ostens gibt; vor allem in Katar und Saudi-Arabien. Sie alle können auf einen großzügigen, von Öleinnahmen gut gefütterten staatlichen Investmentfonds zurückgreifen. Der der Saudis soll etwa 800 Milliarden Dollar schwer sein. Er hält beispielsweise 75 Prozent an vier Klubs des Königreichs – und selbstverständlich sind unter ihnen jene wie Al-Nassr, Al-Ittihad oder Al-Hilal, die jetzt mit Stareinkäufen für Furore sorgen. Man muss davon ausgehen, merkte die „Frankfurter Allgemeine“ an, „dass die Klubs aus dem Königreich den europäischen Branchenführern noch lange Zeit Konkurrenz machen können. Selbst dann, wenn die saudische Liga ihre ambitionierten Ziele verfehlen sollte. Sie will die jährlichen Einnahmen bis 2030 von 120 Millionen Dollar auf umgerechnet etwa 480 Millionen steigern.“ Und es müsse auch nicht unbedingt so bleiben, dass diese Liga in erster Linie als Auffangbecken für alternde Stars dient. Ein künftiger Mitspieler von Neymar bei Al-Hilal ist beispielsweise der 26 Jahre alte portugiesische Nationalspieler Ruben Neves, der sich dafür entschied, zumindest einen Teil seiner guten Fußballerjahre nicht in der englischen Premier League, sondern am Golf zu verbringen. Selbst wenn die Sportbegeisterung im saudischen Herrscherhaus an prominenter Stelle verbreitet ist, sind die Investitionen in den Fußball weit mehr als nur Liebhaberei. Sie dienen nicht bloß der Imagepflege und dazu, die verheerende Menschenrechtsbilanz des mit harter Hand von Kronprinz Muhammad Bin Salman geführten Reiches zu übertünchen. Sportswashing lautet das Stichwort. Also der Versuch einer Person (oder eben eines Landes), sich in gutem Licht darzustellen, sein Ansehen in der Öffentlichkeit zu verbessern. Indem auf die positive Ausstrahlung des Sports generell spekuliert wird; ein früherer deutscher Staat versuchte da einen ähnlichen Weg. Noch führt das benachbarte Katar eine imaginäre Sportswashing-Rangliste an. Das Emirat spinnt mit mehr als 500 internationalen Sportveranstaltungen binnen 15 Jahren ein globales Netzwerk. Einige Beispiele: die Ausrichtung der Handball-WM 2015, der Leichtathletik-WM 2019 und der Fußball-WM 2022. Hinzu kommen Einladungen an prominente Teams (Bayern München), Sponsoring (ebenfalls Bayern München), Rekrutierung alternder Starspieler sowie das Milliardeninvestment beim französischen Fußballmeister Paris Saint-Germain. Die Pläne der Herrscherfamilie al Thani, mit dieser Strategie politisch und wirtschaftlich engere Banden zu schmieden und sich so als kleines, aber aufgrund der Gasvorkommen sehr reiches Land in der arabischen Nachbarschaft Sicherheit zu verschaffen, haben sich weitgehend erfüllt. „Es gibt kaum ein anderes Land, dessen Strategie des Sportswashing so aufgegangen ist“, stellte der „Spiegel“ fest. Aber die Saudis holen mächtig auf. Im Dezember 2021 wurde erstmals ein Formel-1-Rennen in der Wüste in Dschiddah veranstaltet.  Nach Angaben der in Großbritannien ansässigen Nichtregierungsorganisation „Grant Liberty“ hat Saudi-Arabien zwischen 2014 und 2022 rund 1,5 Milliarden US-Dollar investiert, um mit dem Glanz des Sports Menschenrechtsverletzungen zu übertünchen – sei es mit dem Box-WM-Kampf im Schwergewicht zwischen Anthony Joshua und Andy Ruiz Jr. (das nächste Highlight zwischen Tyson Fury und dem Ukrainer Oleksandr Usyk ist für die Zeit um den Jahreswechsel avisiert), der Austragung der einstigen Rallye Dakar, hoch dotierten Pferdesport- oder Schachveranstaltungen. Das mit 18,5 Millionen Euro mit Abstand höchstdotierte Galopprennen der Welt wird inzwischen selbstverständlich in Riad gelaufen. Weiter: Saudi-Arabien hat den englischen Traditionsverein Newcastle United übernommen und seine eigene Golfserie mit der wichtigsten Institution dieses Sports, der PGA-Tour, fusioniert. Es heißt, das Land stände vor dem Einstieg beim besten Radsportteam der Welt, Jumbo-Visma. Alles unter einem Motto: Imagepolitur über den Sport. Dazu gehört auch die Austragung der inoffiziellen Vereinsweltmeisterschaft im Handball, die im Oktober 2021 erstmals in Saudi-Arabien stattfand und bei der sich der SC Magdeburg den Titel holte – und dies ein Jahr darauf wiederholte. Bis 2030 will das Land, geht es nach dem Kronprinzen, zudem „Mittelpunkt“ der weltweiten E-Sport-Industrie sein. Die Sportinvestitionen sind Teil des wichtigsten saudischen Zukunftsprojektes: die Volkswirtschaft zu „diversifizieren“. Das Stichwort dazu heißt

Goldschmiede – Handwerk mit sehr langer Tradition

Goldschmiede – Handwerk mit sehr langer Tradition Birgit Ahlert Mit handwerklichem Geschick und Feingefühl stellt Gold- und Silberschmied Stefan Schröder aus feinem Gold eine sogenannte Kartoffelknoten-Kette her. Foto: Peter Gercke Kompakt Zeitung Die Geschichte des Goldschmiede-Handwerks geht weit in die Jahrhunderte zurück. Magdeburg galt bereits vor der Stadtgründung als wichtiger Handelsort an der Elbe. Es gab Märkte, bei denen auch mit Schmuck gehandelt wurde. Daraus entwickelte sich ein stetiges Goldschmiedegewerbe. Die erste Quelle für den Nachweis der Innung stammt aus dem Jahr 1257, und dabei handelte es sich um eine erneute Bestätigung der Innungssatzung. Also kann man davon ausgehen, dass es das Goldschmiedehandwerk bereits zuvor gegeben hat. Denn Voraussetzung dafür war ein florierendes Handwerk. Auch wenn frühere Dokumente fehlen, so gibt es andere Kenntnisse, ist von Stefan Schröder zu erfahren, der umfangreich dazu recherchiert hat. „Die Goldschmiede-Innung gehörte zu den fünf reichsten der Stadt“, erklärt er. Ausdruck dessen war, dass ihr Innungshaus eines der größten der Stadt war (früher Heiliggeiststraße, später in Goldschmiedebrücke umbenannt). Zum anderen hatte die Goldschmiede-Innung ein Fenster in der Ulrichskirche, die als Innungskirche galt und deren Gründung zwischen 993 und 1022 liegt. Stefan Schröder berichtet davon voller Leidenschaft. Der Magdeburger Goldschmied beschäftigt sich seit langem mit der Geschichte seines Handwerks. Auf die erste schriftliche Erwähnung „Innungsprivilegien in Magdeburg 1257 bestätigt“ traf er durch Zufall bei einer Ausstellung in Quedlinburg im Jahr 2006. Daraufhin wandte er sich an seinen damaligen Arbeitgeber, Goldschmied Wolfgang Krietsch, der in der Innungsversammlung auf das bevorstehende 750-jährige Jubiläum hinwies. „Das war der Beginn“, erzählt Stefan Schröder, „mein Recherchefieber war geweckt.“  Durch die Verwüstung der Stadt 1631 sind viele Nachweise verloren gegangen. Deshalb sucht Stefan Schröder danach in halb Europa, steht in Verbindung mit Museen, Auktionshäusern, stöbert in Archiven. So weiß er, dass es unter anderem in Uppsala (Schweden) zwei Kelche gibt, die Ende des Dreißigjährigen Krieges von Magdeburg aus dorthin in Sicherheit gebracht worden waren. In Magdeburg selbst wurde 2005 bei Bauarbeiten der (bis dahin) europaweit größte Fund an Gussformen aus dem 13. Jahrhundert entdeckt, die der Schmuckherstellung dienten. Dazu recherchierte Stefan Schröder beim Landesamt für Archäologie in Halle, wo er die historischen Funde für sein Archiv fotografieren durfte. Neben Text und Fotos begann seine Sammelleidenschaft für Exponate mit einem Ring der PGH Chrysos, den er 2007 im Antikhandel entdeckte. Natürlich hat er auch dazu recherchiert, woraus letztlich ein Buch entstand. Darin enthalten ist u. a. die Geschichte der Entstehung der Amtskette der Magdeburger Oberbürgermeister, entworfen vom Bildhauer Heinrich Apel, gestaltet mit historischen Fundstücken aus dem Palastgebäude von Otto I., gefertigt von Manfred Scola von eben dieser PGH.  Stefan Schröder ist fasziniert von seinem Gewerk. Mit Leidenschaft ist er Gold- und Silberschmied, hat zusätzlich die Qualifizierung zum Edelstein- und Diamantgutachter. In seiner Arbeit nutzt er die historischen Kenntnisse und Fertigungstechniken für das Reparieren älteren Schmucks und anderer Exponate. Gleichzeitig verbindet er sie mit modernen Ideen und schafft da-raus individuelle Kunststücke in Handarbeit. Stets lässt er sich neue Kreationen einfallen, wofür er überall Inspiration findet. Ob Mitbringsel aus dem Urlaub, die er zu einzigartigen Schmuckstücken verarbeitet, aus sämtlichen Materialien von Edelmetallen bis Holz. So entstehen Ringe, Ketten, Ohrschmuck, Gürtelschnallen … oder individuelle Eheringe, gemeinsam mit den Kunden nach deren Wünschen kreiert. Mit traditionellem Wissen und neuen Ideen gestaltet Stefan Schröder Gegenwart und Zukunft der Goldschmiedekunst. Er ist Geschäftsinhaber von „Uhren Meyer/Goldschmiede Schröder“ in Magdeburg, Halberstädter Straße 121. Seite 17, Kompakt Zeitung Nr. 242

Standpunkt Breiter Weg: Werden Stimmen auch gehört?

Standpunkt Breiter Weg: Werden Stimmen auch gehört? Thomas Wischnewski Kompakt Zeitung Von den Landtagswahlen in Bayern und Hessen geht ein Ruf nach Berlin. Alle Ampel-Parteien büßen Wählerstimmen ein. In den ersten Statements nach der Wahl beteuern Parteispitzen-Funktionäre, dass sie verstanden hätten. In der Migrationspolitik sollen jetzt schnell politische Entscheidungen her. Acht Jahre nach der ersten großen Zuwanderungswelle sind plötzlich Formulierungen wie Schutz der Außengrenzen oder konsequente Abschiebung opportun. Damals wurden solchen Ideen fremdenfeindliche oder gar rassistische Etiketten angehängt und sie wurden mindestens als rechtspopulistisch bezeichnet. Acht Jahre lang dauerte der Prozess des Begreifens, dass zahlreiche Bürger – als „besorgte“ bezeichnete man sie damals – artikulieren, dass sich nicht alles mit wohlmeinenden Losungen lösen lässt. Auch jetzt verstummen die Rufe nicht, die kritische Stimmen für die Zuwanderungspolitik ausschließlich nach rechts rücken wollen. Aber Sprachformeln auf politischen Bühnen, in Medienveröffentlichungen und millionenfache Online-Kommentare sind allesamt kein Handeln. Es braucht Menschen, die Aufnahme, Versorgung, Prüfung und Integration von Asylsuchenden leisten müssen. Wo sollen die herkommen, wenn an allen Ecken und Enden Mitarbeiter-Lücken klaffen und Arbeit lieber in Teilzeitmodellen oder Vier-Tage-Wochen verkürzt wird. Weder Zuwanderungskritiker noch Verteidiger einer ungebremsten Migration stehen an den Grenzen, arbeiten in Flüchtlingsunterkünften oder organisieren reale Integrationsmöglichkeiten. Integrationsansinnen klappen nicht durch Forderungsrufe, weder in der deutschen Bevölkerung noch unter den verschiedenen Ethnien mit ihren unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. In der Praxis zeigt sich die Schwäche von Theorie, die einzig von moralischen Motiven getragen ist. In Bayern und Hessen ist die AfD neben der CDU in Hessen der große Wahlgewinner. Wenn die rot-grün-gelbe Koalition in Berlin nicht liefert, wird die Alternative für Deutschland in Ost und West weiter an Stimmen gewinnen. Der AfD werden weiterhin zu einfache Konzeptantworten auf komplizierte gesellschaftliche Fragen unterstellt. Doch Bürger wollen endlich pragmatische Lösungen sehen und im Lebensalltag nicht mit kommunaler Überforderung konfrontiert sein. Der Migration, Pandemie, Energiewendekrise, Inflation und zunehmend militärischer Konfliktgefahr stehen Bürger vielfach ohnmächtig gegenüber. Und weil sich politische Antworten oft nur mit angeblich schwammiger Komplexität herauswinden, werden Veränderungen nicht sichtbar. Bei der Initiierung politischer Vorhaben wie beispielsweise das Vorantreiben der Energiewende werden von der Bevölkerung pragmatische Handlungen wie Heizungstausch, Energieeffizienz und ähnliches abgefordert. Ein politisches Vorbild an pragmatischen Lösungen bleibt meistens aus. So lange Komplexitäts-Ausreden Konjunktur haben, werden Bürger pragmatisch auf Protest setzen und weiter Signale nach Berlin senden. Seite 2, Kompakt Zeitung Nr. 242

… eigentlich ist er lieb: Die Körpersprache des Hundes

… eigentlich ist er lieb: Die Körpersprache des Hundes Die Körpersprache von Hunden ist eine visuelle. In diesem Beitrag möchte ich daher auf körpersprachliche Aktionen und deren Bedeutung eingehen. Kompakt Zeitung Jährlich 50.000 Beißattacken könnten verhindert werden, wenn die Körpersprache der Hunde erkannt und damit richtig umgegangen wird. Der Hund kommuniziert ausschließlich über seine Körpersprache, die Botschaften zu seinem emotionalen Zustand vermittelt. Neben der Lautkommunikation, wie bellen oder knurren, haben Hunde auch mimisch und gestisch einiges zu „sagen“. Und wenn Sie die Signale nicht erkennen, kommt es zu Missverständnissen. Leider ist dann häufig der Hund der Leidtragende und landet nicht selten lebenslänglich im ohnehin schon überfüllten Tierheim – und gilt als unvermittelbar. Immer wieder hört man von Unfällen in Verbindung mit Hunden. Manches menschliche Verhalten ist aus Sicht des Hundes alles andere als positiv. Beispielsweise fühlen sich Hunde bedroht, wenn sich Mensch mit dem Oberkörper nach vorn in Richtung des Hundes beugt oder mit beiden Händen nach dem Kopf des Hundes greift. Sehen und hören wird eingeschränkt – er macht große Augen und zeigt damit an, dass es ihm missfällt. Ebenfalls fehlerhaftes Verhalten gegenüber dem Hund ist es, ihn auf menschliche Art zu umarmen. Er fühlt sich beansprucht und zeigt eine eindeutige Abwehrreaktion. Auch absichtliches erschrecken ist mehr als unangenehm für den Hund – der Selbsterhaltungstrieb setzt ein, Flucht oder Angriff wären der Reflex. Unterschiedliche Körperhaltung ruft unterschiedliche Aktionen des Hundes hervor. Gehe ich in die Hocke, wird er auf mich zukommen und mir seine Individualdistanz zeigen. Gehe ich langsam einen Schritt auf den Hund zu, wird er sich hinsetzen. Gehe ich einen Schritt zurück, wird er mir folgen. Ohne dass ich ihm irgendein verbales Kommando gebe – einfach nur meiner Körpersprache wegen. Der größte Irrtum in Sachen Körpersprache ist jedoch, dass heute noch erzählt wird, ein Hund freue sich, wenn er mit der Rute wedelt! Kurz vor einem Angriff beispielsweise wedelt der Hund auch mit der Rute, bevor er sie für eine Sekunde gerade streckt! Eine Konfliktsituation wird stets mit Schwanzwedeln angezeigt. Auch wenn Sie nach Hause kommen, hat der Hund einen Konflikt. Sie denken bestimmt, er freut sich. Ihr Hund ist jedoch unsicher, ob die Hierarchie noch die gleiche ist, wie sie war, als sie gegangen sind. Machen Sie einen Test mit Ihrem Hund: Geben Sie ihm sein Lieblingsspielzeug; wenn er anfängt, sich damit zu beschäftigen, nehmen Sie es wieder weg; schauen Sie nun genau hin, was er tut. Er wird mit der Rute wedeln … Freut er sich, dass Sie ihm sein Spielzeug wegnehmen? Mit den Ohren, dem Kopf und der Rutenhaltung sendet der Hund wichtige Signale. Zeigt er die Zähne oder knurrt, ist das ein eindeutiges Warnzeichen! Leider wird dies oft ignoriert oder sogar als lustig befunden. Und die Menschen wundern sich dann, dass der Hund tut, was er angezeigt hat: Er schnappt zu. Ein weiteres Beispiel für die Fehlinterpretation der Kommunikation ist das Gähnen. Der Mensch denkt, sein Hund sei müde. Tatsächlich heißt es, der Hund ist in einer Stresssituation. Kratzen beziehungsweise lecken bedeutet nicht, dass den Hund etwas juckt, sondern er zeigt seine Überforderung damit an. Die Tiefstellung des Oberkörpers heißt nicht, dass der Hund zum Spiel auffordert, vielmehr ist dies ein Konfliktlösungsversuch. Oft bekomme ich auch diesen Satz mit verzweifelter Stimme zu hören: „Mein Hund ist dominant.“  Meine Antwort lautet dann: Dazu gehören immer zwei! Einer dominiert, der andere lässt sich dominieren und ist bereit sich unterzuordnen. Ihr Hund hat sich Ihre Schwächen längst zu Nutze gemacht, denn er tut alles nur zum Selbstzweck. Wenn der Hund also dominant ist, weil er an der Leine zieht, ist die Frage: Warum ordnen Sie sich ihm unter? Das Ziehen an der Leine ist für mich ein Zeichen, dass der Hund seinem Menschen nicht vertraut. Ihre Körpersprache zeigt dem Hund, dass Sie die Situation nicht übernehmen, und deshalb hat er es sich zur Aufgabe gemacht, die zu erwartende Situation selbst zu klären. Wie schon in einem anderen Bericht von mir beschrieben, sind Hunde untereinander Konkurrenten. Wenn Sie als Rudelführer die Situation nicht klären, tut er es – und er macht es aus Hundesicht richtig.Durch meine Arbeit mit Hunden kann ich an der Körpersprache der Tiere erkennen, ob oder welches Problem der Hund mit seinem Menschen hat. Wedelt er mit seiner Rute eher links oder rechts? Geht er im Kreuzgang oder fällt er in den Passgang? Zieht er den Kopf ein, wenn die Hand kommt? Schwerpunkt meiner Arbeit ist es, die Ursache für ein Verhalten des Hundes zu finden, welches für den Menschen ein Problem ist. Die Körpersprache des Hundes ist immer eindeutig und entscheidend dabei. Ich helfe Ihnen gerne die Sprache ihres Hundes zu verstehen.   Mit hundefreundlichen Grüßen,Kristeen Albrecht – Problemhundtherapeutinwww.kristeen-hundetrainerin.de Seite 19, Kompakt Zeitung Nr. 242

Film verrückt: Tipps von Lars Johansen

Film verrückt: Tipps von Lars Johansen In dieser Rubrik möchte ich Filme oder Serien empfehlen, die Sie im Kino oder auf dem Bildschirm zu Hause einmal anschauen sollten. Dabei möchte ich den Blick auf eher Ungewöhnliches lenken. Kompakt Zeitung Frisch als Mediabooks, also DVD und Blu-ray in einem Set, sind zwei kleine Klassiker des italienischen Horrorkinos der 60er Jahre mit der Genre-Ikone Barbara Steele erschienen. Beide waren bisher im deutschen Sprachraum nicht zu bekommen. Jetzt wurden sogar relativ anständige Synchronfassungen angefertigt, die es ermöglichen, den Filmen auch ohne englische oder italienische Sprachkenntnisse zu folgen. Leider wurde auf Untertitel verzichtet, was ich ein wenig schade finde, aber irgendwas ist ja immer. Die Bildqualität ist in beiden Filmen ordentlich, der Ton kann sich hören lassen. „She-Beast – Rückkehr des Grauens“ (1966) kannte ich bisher nur aus der Literatur. Regisseur Michael Reeves wurde mit dem Nachfolgefilm „Der Hexenjäger“ bekannt. Hier versucht er sich wenig erfolgreich an einer unausgegorenen Mischung aus Horror und Komik. Der bessere Film ist auf jeden Fall Antonio Margheritis „Der Todesfluch der brennenden Hexe“ (1965), dessen Originaltitel wörtlich übersetzt eigentlich „Die langen Haare des Todes“ bedeutet. Sehr atmosphärisches Schwarzweißkino wird hier geboten mit der hübsch erzählten Geschichte um eine Tote, die sich an den Mördern einer vermeintlichen Hexe rächt. Die schwarzweißen Horrorfilme von Margheriti sind eigentlich alle gelungen. Dieser spielt sehr weit vorne mit und ist unbedingt sehenswert. Im Kino können Sie im Moritzhof einen wundervollen neuen Film von Stephen Frears sehen. In „The Lost King“ geht es um die leicht gestresste Philippa, welche von der stets zauberhaften Sally Hawkins gespielt wird. Die Verfilmung einer wahren Geschichte erzählt davon, wie es einer Frau, die eben nicht Archäologie studiert hat, gelingt, dank ihrer Hartnäckigkeit die Überreste von Richard III. zu finden. Das ist schön und warmherzig erzählt, ein Film für trübe Herbsttage. Seite 14, Kompakt Zeitung Nr. 242

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