Auf den Dächern in Magdeburg klettern die Löhne nach oben
Auf den Dächern in Magdeburg klettern die Löhne nach oben Kompakt Zeitung Auf dem Dach klettern die Löhne nach oben: Dachdecker in Magdeburg bekommen mehr Geld. Der Stundenlohn für Gesellen steigt ab Oktober auf 21,12 Euro. Das teilt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mit. „Damit hat ein Dachdecker am Monatsende rund 105 Euro mehr im Portemonnaie, wenn er Vollzeit arbeitet“, sagt Michél Eggert. Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Altmark-Börde-Harz ruft die Beschäftigten jetzt dazu auf, ihren nächsten Lohnzettel zu prüfen. Insgesamt gibt es in Magdeburg nach Angaben der Arbeitsagentur 22 Dachdeckerbetriebe mit derzeit rund 180 Beschäftigten. Seite 30, Kompakt Zeitung Nr. 243
Neues Leben für alte Siedlung
Neues Leben für alte Siedlung Familienfreundliches Wohnen: Wobau macht in der Curiesiedlung historische Gebäude fit für die Zukunft In der Curiestraße baut die WOBAU derzeit 24 kleinere zu 12 größeren, modernen und familienfreundlichen Wohnungen um. | Foto: WOBAU Kompakt Zeitung Großer Umbau für familienfreundliches Wohnen im Norden Magdeburgs: Die historische Curiesiedlung aus den 1920er Jahren wird unter Regie der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg (WOBAU) weiter modernisiert, aktuell in der Curiestraße 56 (56 a-c). Um die historischen Gebäude im Stadtteil Neue Neustadt fit für modernes Familienwohnen zu machen, werden im Hausinneren die Wohnungsgrundrisse komplett verändert. Aus einst 24 kleineren Wohnungen entstehen 12 größere. Seit Jahresbeginn wurde dafür das leergezogene Haus komplett entkernt. Ganz nach dem Motto: Aus Alt werde Neu und Schick. „Es geht auf der Baustelle mächtig voran. Wir errichten bis zum Jahresende zwölf hochwertige Vierraumwohnungen mit circa 95 Quadratmetern Wohnfläche, verteilt auf vier Hauseingänge“, erklärt Tobias Hoffmann, der die WOBAU-Geschäftsstelle Nord leitet. „Alle Fenster wurden erneuert und zusätzliche Balkontüren eingesetzt. Bis Ende September wird die Fassade instandgesetzt und mit einem von der Denkmalschutzbehörde abgestimmten Anstrich versehen. Jede Wohnung wird mit zwei Loggien auf der Ostseite sowie einem geräumigen Balkon auf der Westseite ausgestattet.“ Auch in Sachen Energieversorgung geht die WOBAU neue Wege. Installiert wird in allen Wohnungen eine Fußbodenheizung. Denn: „Erstmals verwenden wir in einem unserer Objekte eine Wärmepumpe. Die neue Fußbodenheizung schafft Behaglichkeit für unsere Mieter und spart durch die geringe Vorlauftemperatur zusätzlich Energie und somit Kosten. Für das Warmwasser sind elektrische Durchlauferhitzer vorgesehen“, sagt Tobias Hoffmann. Zum aktuellen Baustand berichtet er: „Die Schlaufen der Fußbodenheizung sind im ersten und zweiten Obergeschoss inzwischen verlegt und die Fußböden mit Beton ausgegossen. Auch das Fundament für die Luft-Wärmepumpe, mit der das Objekt beheizt wird, steht bereits. Derzeit werden außerdem die ersten Trockenbauwände gestellt. Auch in den Bädern lässt sich die familiengerechte Aufteilung mit Dusche und Badewanne bereits erkennen. Die Fertigstellung ist für Ende des Jahres geplant.“ Wohnungen mit vier Räumen und ausreichend Platz speziell für Familien sind gefragt. Die WOBAU setzt in der Landeshauptstadt ihr Programm für mehr größere Wohnungen deshalb konsequent fort. So zum Beispiel aktuell auch in der Beimssiedlung. Oder im Hopfengarten. Dort baut die städtische Wohnungsbaugesellschaft eben-falls aus: Im Hermelinweg 5-7 entsteht durch Zusammenlegungen ein Wohnungsmix von Drei- und Vierraumwohnungen mit jeweils circa 86 Quadratmetern. Im Anschluss soll nach diesem Prinzip auch im Marderweg 7-11 mehr Platz für Familien geschaffen werden. Mehr Informationen dazu gibt es online unter: www.wobau-magdeburg.de Seite 9, Kompakt Zeitung Nr. 243
Erwerbstätigkeit im II. Quartal 2023 erneut rückläufig
Erwerbstätigkeit im II. Quartal 2023 erneut rückläufig Kompakt Zeitung Im II. Quartal 2023 hatten 990,9 Tsd. Erwerbstätige ihren Arbeitsort in Sachsen-Anhalt, das waren 3.000 Personen oder 0,3 Prozent weniger als im gleichen Vorjahresquartal. Laut Statistischem Landesamt Sachsen-Anhalt haben neueste vorläufige Berechnungen des Arbeitskreises „Erwerbstätigenrechnung der Länder“ gezeigt, dass sich der seit dem III. Quartal 2022 zu verzeichnende negative Trend weiter bei der Erwerbstätigkeit fortsetzt. Die Abnahme der Erwerbstätigkeit war hauptsächlich auf den Rückgang der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie der Selbstständigen einschließlich mithelfender Familienangehöriger zurückzuführen. Die Zahl der marginal Beschäftigten stieg dagegen leicht an. Gegenüber dem Vorjahresquartal (II. Quartal 2022) nahm die Erwerbstätigenzahl nur in den Dienstleistungsbereichen zu (+1.000 Personen), darunter besonders im Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung, Gesundheit; Private Haushalte (+700 Personen). Dagegen sank die Erwerbstätigkeit im Produzierenden Gewerbe (-3.400. Personen), hier vor allem im Verarbeitenden Gewerbe (-2.600. Personen). Auch in der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei (-600. Personen) war ein Rückgang zu verzeichnen. Gegenüber dem Vorquartal (I. Quartal 2023) nahm die Zahl der Erwerbstätigen saisonbedingt um 5.100 Personen zu. Der prozentuale Anstieg fiel mit 0,5 Prozent genauso hoch aus wie im Bundesdurchschnitt. Bis auf das Verarbeitende Gewerbe (-600 Personen) verzeichneten alle Wirtschaftsbereiche einen Zuwachs. Am stärksten stieg die Erwerbstätigenzahl in den Dienstleistungsbereichen (+4.200 Personen), darunter besonders im Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung, Gesundheit; Private Haushalte (+1.900 Personen). In Deutschland nahm die Erwerbstätigenzahl im II. Quartal 2023 gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal um 340.000 Personen (+0,7 %) auf 45,9 Mio. Personen zu. In Westdeutschland ohne Berlin betrug die Zunahme 0,8 Prozent und in Ostdeutschland ohne Berlin 0,1 Prozent. Die Spannweite der Veränderungsraten reichte in den Bundesländern von -0,3 Prozent in Sachsen-Anhalt bis +2,1 Prozent in Hamburg. Zusätzlich zur Erstberechnung des II. Quartals 2023 wurden auch die bisher veröffentlichten Zahlen ab dem I. Quartal 2019 und die Jahresergebnisse 2019 bis 2022 überarbeitet. Hierbei wurden alle zum jetzigen Berechnungszeitpunkt zusätzlich verfügbaren erwerbsstatistischen Quellen einbezogen. Seite 30, Kompakt Zeitung Nr. 243
Zwischen Jazz, Blues und Rock
Zwischen Jazz, Blues und Rock Mario Neumeister aus Wismar ist mit „be-swingt“ zu erleben am 10. November in Magdeburg. Kompakt Zeitung Er spielt Gitarre und Mundharmonika, Djembe, Conga, Bongo und Steel Pans. Dazu kommt seine unverwechselbare Stimme: Mario Neumeister versteht es, mit seiner Musik Menschen zu begeistern. Dabei reicht seine Palette von Deutschrock mit eigenen Liedern und Texten bis zu nationalen und internationalen Blues- und Rocksongs. Jazzig wird es sicherlich auch, wenn er mit dem Magdeburger Duo „be-swingt“ musiziert. In dessen Veranstaltungsreihe „be-swingt trifft auf …“ wird er im November zu Gast sein. Und wer die Gastgeber Ulrike Nocker und Oliver Vogt kennt, weiß, dass gemeinsames Musizieren bei diesen Konzerten unabdingbar ist. Es verspricht wieder, ein einmaliges Erlebnis zu werden. Das Duo be-swingt trifft Mario Neumeister am 10.November, 20 Uhr, im Kompakt Medienzentrum, Magdeburg, Breiter Weg 114 A. Eintrittskarten gibt es ab sofort direkt vor Ort oder online unter reservix.de Seite 12, Kompakt Zeitung Nr. 243
Standpunkt Breiter Weg: Die Verantwortung teilen nicht alle
Standpunkt Breiter Weg: Die Verantwortung teilen nicht alle Thomas Wischnewski Kompakt Zeitung Terror, ist Terror, ist Terror! Da gibt es keine Zweifel. Doch es ist zum Heulen, dass nun nach dem Russland-Ukraine-Krieg ein weiterer gefährlicher Brandherd im Nahen Osten aufflammt. Und das Ganze bleibt kein Zwist zwischen Israelis und Palästinensern, sondern stilisiert sich als ein vertiefender Grabenkampf zwischen der arabischen und der westlichen Welt. Und nun zieht sich dieser Graben auch durch unser Land. Ausschreitungen zwischen Muslimen und der Polizei in Berlin und in Nordrhein-Westfalen, betende Islamgläubige vor dem Brandenburger Tor, während die deutsche Politik die Unterstützung Israels als Staatsräson beteuert. Haben wir wirklich geglaubt, dass sich muslimische Migranten in die historische Verantwortung der Deutschen integrieren ließen? Die Besonderheit unserer Holocaust-Geschichte ist unsere kulturelle Eigenheit und keine einforderbare Tradition anderer, insbesondere arabischer, Völker. Auch wenn die Mehrheit der hierzulande lebenden Muslime ein friedliebendes Zusammenleben, ein Nebeneinander der Kulturen und Religion wünschen bzw. nur akzeptieren, kann der Keim von Radikalisierung und Auseinandersetzung aufgehen. Noch vor seinem Tod 2014 warnte der deutsch-französische Publizist Peter Scholl-Latour: „Wer halb Kalkutta aufnimmt, hilft nicht etwa Kalkutta, sondern wird selbst zu Kalkutta!“ Der Vergleich muss heute als eine sich erfüllende Metapher gesehen werden. Forderungen für Menschlichkeit und Integrationsreden schaffen weder das eine noch das andere. Heute sitzen in Schulklassen muslimische Migrantenkinder neben deutschen Schülern. Mancherorts sind gar die abendländischen Kinder in der Minderheit. Eine elterliche Kultur- und Einstellungsprägung lässt sich nicht einfach durch Pädagogen wegdozieren. Man mag sich wünschen, dass die eine Welt, die wir haben, eine für alle ist, dass ein friedliches Leben zwischen kultureller Vielfalt, unterschiedlicher Religiosität und Tradition möglich ist, aber Wünschen hilft nicht, wenn Taten in ein Auseinanderklaffen des Verstehens münden. Deutsche Institutionen und Unternehmen proklamieren für sich Diversität in alle Richtungen. Aber wollen sich darin auch jene integrieren, die jetzt Juden- und Israelhass verbreiten? Was wir Deutsche nach drei und vier Generationen türkischer Zuwanderung sehen können, ist, dass Integration in weiten Teilen gelingen kann. Aber das dauert Generationen und erfüllt sich nicht deshalb, weil millionenfache Bekundungen in sozialen Netzwerken erfolgen. Wenn jüdische Menschen in Deutschland heute wieder Angst haben müssen, ist unsere historische Verantwortung, sie ihnen zu nehmen, aber wollen das auch solche, die diese Verantwortung nicht kennen? Seite 2, Kompakt Zeitung Nr. 243
Lesereihe „Die Geschichtenkarawane zieht durchs Land“
Lesereihe „Die Geschichtenkarawane zieht durchs Land“ Die Autorin A. Penk schreibt seit Kindertagen, zuerst Märchen und Geschichten, später Erzählungen, nun Romane. Und Kriminalromane wie „Der Landstreicher”. | Foto: ap Kompakt Zeitung Die Autorin Antje Penk lädt am 9. November um 18 Uhr zur KRIMI-Lesung ins KOMPAKT Medienzentrum, Breiter Weg 114a, ein – sie stellt ihr Buch „Der Landstreicher” vor und sorgt damit für einen spannungsvollen Abend. Im Fokus des Romans steht ein authentischer Kriminalfall aus einer Akte des Landesarchivs Dessau, umfangreiche Recherchen ermöglichen beim Lesen einen Einblick in das Leben vor 150 Jahren. Zum Inhalt des Buches: Am 7. Dezember 1884 konnten sich die beiden alten Leute Anna und Andreas Kohl nicht vorstellen, dass sie über einhundert Jahre später Hauptfiguren eines authentischen Kriminalfalles sein würden. Im verschlafenen Örtchen Cosa bei Zörbig geht bei den Kohls alles seinen alltäglichen Gang. Haushaltshilfe Wilhelmine bringt nicht nur Einkäufe in die warme Stube, sondern auch die Besorgnis erregende Nachricht, dass sich ein schwerer Diebstahl ereignet habe. „Frau Kohl, Se dürfen sich beim Jeldholen nich so zugucken lassen.” „Warum?”, fragt Anna. „Na, das weckt doch Bejehrlichkeiten, wenn jeder weiß, wo Se Ihr Geld liejen ham.” Hätte Anna sich diese Warnung zu Herzen genommen, wäre dieser authentische und real geschehene Kriminalfall womöglich nie zu Stande gekommen… Die Veranstaltung in der Lesereihe „Die Geschichtenkarawane zieht durchs Land“ wird vom Land Sachsen-Anhalt gefördert. Ort: KOMPAKT Medienzentrum / Donnerstag, 09.11.23, 18:00 – 19:30 Uhr / Einlass ab 17:30 Uhr Eintritt: 3,00 EUR / Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf im KOMPAKT Medienzentrum. Informationen/Reservierungen per Tel. 0391 79294310 oder E-Mail an event@kompakt.media.de Seite 36, Kompakt Zeitung Nr. 243
Salongeflüster: Ein neuer Schnitt für Wagenknecht
Salongeflüster: Ein neuer Schnitt für Wagenknecht Wort-Coiffeur Lars Johansen Kompakt Zeitung In meinem Frisiersalon habe ich eine Mitarbeiterin, die arbeitet zwar offiziell für mich, aber eigentlich doch nicht so richtig. Das klingt jetzt ein bisschen kompliziert, deshalb versuche ich, es zu erklären. Angefangen hat es damit, dass ich sie irgendwann einmal eingestellt habe, und nach dem Ende der Probezeit wurde es schwierig mit ihr. Denn Arbeiten war nicht so ganz ihres. Ich meine: Theoretisch arbeitete sie großartig. Sie wusste alles über das Haareschneiden. Aber das Problem war die praktische Umsetzung ihrer Theorien. Denn daran haperte es gewaltig. Schließlich tauchte sie kaum noch bei der Arbeit auf und hielt stattdessen zuerst stadtweit und dann sogar landesweit Vorträge zum Thema Frisieren und Frisuren. Nun konnte ich ihr nicht so einfach kündigen, schließlich hatte sie ein festes Arbeitsverhältnis und in gewisser Weise waren ihre Vorträge ja auch Werbung für mein Geschäft. Denn die Leute strömten, nachdem sie die Vorträge gehört hatten, und wollten genau so geschnitten werden. Am liebsten natürlich von ihr, aber sie war ja nicht da. Die meisten Menschen blieben, wenn sie schon mal da waren und ließen sich von mir oder meinen Mitarbeiterinnen die Haare kleiden. Schließlich begann die abwesende Kollegin sehr erfolgreich Bücher über die Kunst des Frisierens zu schreiben, die sich zu Bestsellern entwickelten, denn sie wusste ja so viel über das Handwerk, dass das Buch sogar von meinen Angestellten und mir gelesen wurde, weil wir hofften, uns dadurch zu verbessern. So weit so gut, aber ich bezahlte sie ja nicht dafür, sondern für aktive Arbeit. Aber Arbeit ist ja nicht so ihr Ding. Schneiden, Legen oder Föhnen lag ihr einfach nicht. Die ganze Praxis empfand sie als bedrückend, schließlich gab es dafür Fachleute, denen sie die Theorie beigebracht hatte. Das sollte reichen. Das reichte mir, und darum plante ich, sie zu entlassen. Schließlich ärgerten sich die Kolleginnen schon über sie. Doch sie kam mir zuvor, kündigte und macht jetzt ihren eigenen Salon auf. Wie der laufen soll, wenn sie dort nicht arbeitet, wer weiß das schon. Aber die Leserinnen ihrer Bücher werden jetzt zu ihr gehen. Und wenn sie dann so schneidet, wie sie es kann, dann sind die ganz schnell wieder bei mir. Was das mit Sahra Wagenknecht zu tun hat? Keine Ahnung. Egal, der Nächste bitte. Seite 19, Kompakt Zeitung Nr. 243
Die Schwimmenden sitzen am Beckenrand und ruhen sich aus
Die Schwimmenden sitzen am Beckenrand und ruhen sich aus Kompakt Zeitung Liebe Lesende, um die LGBTQIA+ – und insbesondere frauenfeindliche deutsche Sprache nach Jahrhunderten der Unterdrückung endlich wieder geschlechtergerecht zu verwenden, habe ich mich entschieden, Substantive durch Verben mit ihrem Präsenspartizip zu ersetzen. Soll ich etwa schreiben: „Die Schwimmer sitzen am Beckenrand“? Es geht doch gar nicht, den Plural von „Der Schwimmer“ zu verwenden, wenn Frauen oder Diverse dabei sind. Bei der Substantivierung des Präsenspartizips gibt es in meinem Beispiel zwar das logische Problem der Gleichzeitigkeit, denn die Schwimmenden können nicht gleichzeitig am Beckenrand sitzen, aber wenn es um Geschlechtergerechtigkeit geht, darf man nicht so kleinlich sein. Die deutsche Grammatik und auch das alte, männerdominierte Sprachgefühl müssen sich eben ändern. Ein anderes Beispiel: „Die Laufenden stehen vor dem Haus und warten“. Gut, dann laufen sie gerade nicht, aber spielt das denn eine Rolle, wenn es um´s Prinzip geht. Bei Studierenden ist die Verwendung des Partizips nicht so irritierend, denn die studieren immer, egal, was sie sonst gerade machen. Das setzen wir voraus, denn die Zahlenden sind schließlich wir. Also gut, das hätten wir jetzt geklärt. Schwieriger wird die Diskussion mit Ignoranten, wenn es um weibliche Wortformen geht. Natürlich hätte ich oben auch „Liebe Leserinnen“ sagen können, aber dann hätten sich ggf. ein paar alte weiße Männer aufgeregt. Das ist zwar letztlich egal, aber wir sind ja höflich und schreiben dann besser „Liebe Leser:Innen“. Hier gibt es natürlich auch mehrere Schreibvarianten, aber dazu verweise ich auf die Spezialliteratur. Noch ist dieser notwendige Transformationsprozess nicht abgeschlossen, wir müssen also noch etwas warten, bis auch der Duden hier grünes Licht gibt. In diesem Zusammenhang scheint es auch unerlässlich, neue Wörter zu finden, um Gleichberechtigung zu erzeugen. Bleiben wir z. B. mal bei „Der Mensch“. Wieder so eine typische, unterdrückungserzeugende Wortform, die die Unterdrücker geschaffen haben, um ihre Macht über Frauen und alle LGBTQIA+ zu demonstrieren. So geht es also nicht weiter, und man könnte hier z. B. „Die Menschin“ sagen, allgemeiner dann, um auch das männliche Geschlecht – ich erwähnte oben schon aus fraulicher Toleranz heraus – einzubeziehen, „Mensch:Innen“ formulieren. Wobei wir bei einer der Ursachen dieser Diskussion angekommen sind, dem Geschlecht. Wie konnten es Jahrhunderte lang Hebammen und Ärzte nur wagen, beim Betrachten des neugeborenen Kindes das Geschlecht zu benennen. Woran haben sie das denn festgemacht? An solchen Dingen wie den sichtbaren Geschlechtsorganen? Extrem oberflächlich und unwissenschaftlich, wie wir durch die Genderforschung von rund 200 Lehrstühlen allein in Deutschland nun schon lange wissen. Das Geschlecht ist ein gesellschaftliches Konstrukt, keine biologisch festgelegte Erscheinung. Wer heute so oberflächlich über „Biologische Determiniertheit“ redet, muss sich nicht wundern, wenn er in die Nähe rückwärtsgewandter und menschenfeindlicher Ideologien gerückt wird. Hier, und das muss auch mal klar gesagt werden, kümmern sich vor allem woke (ein schönes neues Wort in der deutschen Sprache, das aufgewachte Mensch:Innen bezeichnet) Studierende darum, dass auch in den Hörsälen der neue Geist einzieht. Ich durfte selbst schon erleben, wie im Hörsaal solchen Rückschrittlichen durch aufmunternde Sprechchöre keine Gelegenheit eingeräumt wurde, ihr Gift zu verspritzen. Es darf allerdings nicht bei Einzelbeispielen bleiben. Gottseidank hat nun unsere Regierung durch das neue „Hinweisgeberschutzgesetz“ auch die juristischen Möglichkeiten geschaffen, dass aufrechte Demokrat:Innen den Missbrauch einer falsch verstandenen Freiheit bei entsprechenden Stellen melden können. Das wird uns helfen, diese bösartigen Täter (ich verwende hier ganz bewusst das männliche Substantiv) auch in der Familie, im Gasthaus oder in der Bahn endlich zur Rechenschaft ziehen zu können. Ein wenig traurig ist nur, dass selbst die Regierung noch im alten Denken befangen ist, sonst hätten sie doch „Hinweisgeber:Innenschutzgesetz“ schreiben können. Also, liebe Lesende, es gibt noch viel zu tun. Bleiben sie bitte wachsam. Seite 10, Kompakt Zeitung Nr. 243
Liga, verrückt
Liga, verrückt In der Handball-Bundesliga geht derzeit einiges drunter und drüber. Nur die Füchse Berlin und der SC Magdeburg halten Kurs. Von Rudi Bartlitz Auch wenn es in der Liga derzeit recht turbulent zugeht, für den SCM und seinen Trainer Bennet Wiegert besteht durchaus Grund, zuversichtlich in die Zukunft zu schauen. | Foto: Peter Gercke Kompakt Zeitung Rätselraten allenthalben: Was ist bloß los in dieser Handball-Bundesliga? Die Szene rätselt gerade da-rüber, was in dieser noch jungen Saison passiert. Nahezu Wochenende für Wochenende. Favoritenstürze allenthalben, klein schlägt groß, und wer eben noch an die Spitze rückte, hängt eine Woche später in der Grauzone. Am schlimmsten erwischt hat es bisher ausgerechnet den THW Kiel. Der Rekordmeister und amtierende Champion unterlag bereits vier Mal, zuletzt überraschend 34:35 in Leipzig und hakte die Meisterschaft bei nun schon acht Minuspunkten ab. „Diese Liga kann dich in nur einer Woche auffressen“, schrieb Bob Hanning in seiner „Kicker“-Kolumne. „Spannender als jetzt kann es fast nicht zugehen!“ Wie schnell es am Ende wirklich gehe, zeige Hannover. „Vor zehn Tagen waren sie noch die gehypteste Mannschaft, jetzt sind sie vergleichsweise böse gestürzt. Es sagt ja schon alles über diese Liga aus, wenn der Tabellenvorletzte Wetzlar im Pokal in Kiel gewinnen kann.“ In Kiel, wohlgemerkt. So früh waren die Fördestädter seit 22 Jahren noch nie aus dem nationalen Wettbewerb geflogen. Einen weiteren Gedanken fügt Gummersbachs Manager Chris-toph Schindler hinzu; „Wenn behauptet wird, unsere zweite Liga sei die viertstärkste Handball-Liga weltweit, kann ich das nur bestätigen. Wer sich da in 34 Spielen durchsetzt, ist auch oben konkurrenzfähig.“ Beweise gefällig? Eben erst schlug Bietigheim Hannover im Pokal, Hamm hätte den HSV fast besiegt. Und in der Liga schlägt sich Aufsteiger ThSV Eise-nach mehr als prächtig, die vor der Saison mit einigen Top-Stars aufgerüstete und von vielen Experten als Meisterschaftsfavorit bezeichnete SG Flensburg-Handewitt kam hingegen gegen Lemgo und Hannover nicht über Unentschieden hinaus und verlor beim TVB Stuttgart sogar. Aus dem fernen Norwegen meldet sich Superstar Sander Sagosen zu Wort. „Wahrscheinlich war die Bundesliga noch nie so schwer wie in dieser Saison“, so der Ex-Kieler. „Das zeigen auch die Menge seltsamer Ergebnisse.“ Noch einmal Hanning: „Das spricht für unser Produkt – die NBA des Handballs zeigt ihre absolute Ausgeglichenheit. Man hat sogar den Eindruck, dass sich die Liga vergleichbar mit der Premier League auch ohne die Nationalmannschaft zu einem völlig eigenen Produkt entwickelt. Wir sind nicht mehr so abhängig vom Wohl und Wehe des DHB-Teams. Wenngleich es das große Ziel bleiben muss, Liga und Nationalmannschaft in Einklang zu bringen.“ Bei der Suche nach den Ursachen dieser hohen Ausgeglichenheit stößt der Betrachter schnell auf einen Faktor: die gestiegene physische Qualität in den Reihen aller 18 Bundesligisten. THW-Nationalspieler Rune Dahmke konstatierte im Podcast der „Kieler Nachrichten“: „Im körperlichen Vergleich sind wir keiner Mannschaft mehr überlegen. Das sind alles Maschinen.“ Da hinein passt auch diese Feststellung von Trainer Filip Jicha: „Dieses THW-Trikot wiegt schwer, manchmal kommen wir an Grenzen, dass einige nicht jeden dritten Tag diesem Druck standhalten können. Das ist ein teurer Preis, den wir zahlen. Aber das ist auch ein Prozess.“ Vor ein paar Jahren wären derartige Sätze garantiert nicht gefallen. Da galten gerade die Kieler als geradezu körperliche Monster der Liga, die, wenn es denn wirklich einmal nicht anders ging, allein durch Kraft, Wurfgewalt und Kondition enge Spiele noch umbogen. Doch heute werden derartige Unterschiede eingeebnet – und leichte Spiele gibt es nicht mehr. Vor allem im Vergleich mit dem Hochgeschwindigkeitshandball aus Magdeburg und Flensburg wirkt das Kieler Spiel derzeit schwerfällig und frei von Leichtigkeit. In den vergangenen drei Jahrzehnten erspielten sich die Zebras den Nimbus der Unbesiegbarkeit. Doch diese Aura verblasst derzeit rapide und scheint in einen Nimbus der Besiegbarkeit umzuschlagen. Dennoch sagt Kiels Sportdirektor Viktor Szilagy: „Große Probleme sehe ich bei uns nicht.“ Das berühmte Pfeifen im Walde? Es ist unübersehbar, alle Bundesliga-Vereine haben bei Sponsoren- und Zuschauereinnahmen zugelegt. „Die Infrastruktur der Vereine hat sich komplett verändert“, sagt Schindler, „dazu gehört auch das Reiseverhalten. Auch die Infrastruktur um die Mannschaft ist rasant gewachsen. Alle Spieler sind Vollprofis. Und dass da ein Trainer als Alleinherrscher alles selbst macht, das gibt es so nicht mehr.“ Von 30 Prozent mehr Etat als vor Corona spricht Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga: „Früher brauchte man als Erstligist drei Millionen Etat, um sicher nicht abzusteigen. Jetzt sind es fast fünf.“ Aber gottseidank, möchte man hinzufügen, gibt es bei allem Hin und Her, bei allem Auf und Ab so etwas wie einige Konstanten in dieser Liga. Bisher zumindest. Der SC Magdeburg und vor allem die Füchse Berlin haben sich von der allgemeinen Verunsicherung (noch) nicht anstecken lassen. Die Füchse bleiben vorerst das Maß aller Dinge. Im absoluten Spitzenduell gegen den bis dahin ärgsten Verfolger MT Melsungen holten sie zuletzt den zehnten Sieg im zehnten Spiel. „Man muss anerkennen, dass die Füchse trotz ihrer angespannten Personallage momentan fantastisch spielen, sehr abgezockt und konstant“, lobt SCM-Nationalspieler Philipp Weber. Und beim SCM selbst? Als Tabellenzweiter hinter den Füchsen liegt er, werden Kiel, Flensburg und die Rhein-Neckar Löwen als Maßstab herangezogen, vielversprechend im Rennen. Gewiss, der Ausfall des überragenden Spielmachers Gisli Kristjansson konnte nicht eins zu eins kompensiert werden. Sein Vertreter, der schwedische Nationalspieler Felix Claar, brauchte eine gewisse Zeit, um sich in die Abläufe einzutakten. Unübersehbar ebenso, Omar Ingi Magnusson, der zweite überragende Mann im Rückraum, ist nach langer Verletzung noch nicht bei 100 Prozent. Und dennoch, nach einer gewissen Anlaufzeit finden die Magdeburger (erst eine Niederlage Anfang September in Berlin – 26:31) immer mehr ihren Rhythmus. Zuletzt gelangen in Pflichtspielen (also einschließlich der Champions League) sieben Siege hintereinander. Der von Geschäftsführer Marc Schmedt zu Saisonbeginn beschriebene Anspruch scheint jedenfalls unverändert weiter zu gelten: In allen Wettbewerben, in denen der Club antrete (und das sind mit Meisterschaft, Pokal, Champions League und Vereins-Weltmeisterschaft immerhin deren vier), wolle er am Ende zu jenen gehören, die für den Sieg infrage kommen. Seite 34, Kompakt Zeitung Nr. 243
Jüdische Geschichte und Gegenwart
Jüdische Geschichte und Gegenwart Kompakt Zeitung Eine Stadt mit mehr als 1.200 Jahren Geschichte hat viel zu erzählen. Die Anfänge jüdischen Lebens in Magdeburg lassen sich bereits bis in das Jahr 805 zurückverfolgen. Als Kaiser Otto der Große Jahrzehnte später Magdeburg zu seiner Lieblingspfalz erklärte, wuchs auch die jüdische Gemeinde der Stadt. Noch heute lassen sich diese und viele weitere Spuren entdecken. Das Leben der jüdischen Bevölkerung in Magdeburg schreibt eine wechselhafte Geschichte. Menschen jüdischen Glaubens waren bis zum Mittelalter ein fester Bestandteil der Magdeburger Gesellschaft und sehr geschätzt. Mit dem ersten Kreuzzug jedoch veränderte sich die Situation abrupt. Während der Sonderführung werden unter anderem die tragischen Zeiten während des Mittelalters sowie des Nationalsozialismus beleuchtet. In diesem Zusammenhang wird auch an die vielen Magdeburger erinnert, die dem Nationalsozialismus zum Opfer gefallen sind. Durch Stolpersteine, die seit 2007 auf den Magdeburger Gehwegen zu finden sind, soll einigen dieser Menschen gedacht werden. Die Führung führt unter anderem durch die Magdeburger Altstadt. Dort befindet sich ein Denkmal für die alte Synagoge, die im Jahre 1938 zerstört und verbrannt wurde. Im September 2022 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung für den Bau einer neuen Synagoge. Diese Sonderführung ist ein Angebot der Tourist Information Magdeburg, eine Voranmeldung ist erforderlich. Jüdische Geschichte und Gegenwart Termin: Sonntag, 4. November 2023 Start: 15 Uhr Dauer: circa 1,5 Stunden Treffpunkt: Dommuseum Ottonianum Endpunkt: Synagogen-Mahnmal Preis: 9 Euro, ermäßigt 6 Euro Buchung: Telefonisch unter 0391 63601-402 oder direkt in der Tourist Info im Breiten Weg 22 www.visitmagdeburg.de Seite 28, Kompakt Zeitung Nr. 243