Im Gedenken an den Gründer des Forschungsinstituts ifak in Magdeburg

Im Gedenken an den Gründer des Forschungsinstituts ifak in Magdeburg Prof. Peter Neumann. | Foto: Ulrich Jumar Kompakt Zeitung Am 2. Oktober 2023 ist im Alter von 81 Jahren Professor Peter Neumann verstorben. Sein Wirken in unserer Region zu würdigen und die Entwicklung des von ihm in der Nachwendezeit aus der Magdeburger Universität heraus gegründeten Forschungsinstituts der Automatisierungstechnik vorzustellen, ist Anliegen dieses Beitrags. Der Idee und Initiative von Peter Naumann folgend, gründeten 1991 sieben Hochschullehrer und Wissenschaftler verschiedener Institute der damaligen Technischen Universität in Magdeburg den Verein „Institut für Automation und Kommunikation e. V. (ifak)“ als Träger eines gleichnamigen Forschungsinstituts. Der Initiator Peter Neumann trug von 1970 bis 1981 – zuletzt als Entwicklungsleiter in den Geräte- und Reglerwerken Teltow –die Verantwortung für das erste ostdeutsche Prozessleitsystem auf Mikrorechnerbasis. Die anschließende Berufung auf den Lehrstuhl für Geräte und Anlagen der Automatisierungstechnik an der heutigen Otto-von-Guericke-Universität markiert den Beginn seiner universitären Berufsperiode, die in Fortführung der industrienahen Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Automatisierungstechnik zur „Ausgründung“ des ifak führte. Ein kreatives Umfeld, der Elan der Wendezeit und seine Erfolge beim Einwerben von Forschungsgeldern hatten dabei Schlüsselfunktionen. Der ingenieurwissenschaftliche Fokus des Instituts lag – und liegt bis heute – einerseits auf der Automatisierungstechnik als Technologie und andererseits auf ausgewählten Anwendungsfeldern der Automation. Peter Neumanns Zielsetzung war der Aufbau eines leistungsstarken Instituts, das Wissenschaftlichkeit und Anwendung verbindet, über tragfähige Netzwerke in Wissenschaft und Industrie verfügt und in der Lage ist, das sich hochdynamisch entwickelnde Know-how zu sichern. Im Blick auf eine mehr als 30-jährige Institutsgeschichte lässt sich feststellen, dass ihm das gelungen ist. Gab Peter Neumann selbst über sein Berufsleben Auskunft, so teilte er es in die genannte Industriezeit, in die Zeit als Professor an der Magdeburger Universität von 1981 bis 1994 und in die Zeit als Leiter des Instituts für Automation und Kommunikation. Mehr als 20 betreute Doktoranden auf dem Gebiet der Automatisierung fallen in die Universitätszeit. Dennoch sagt er später: „Die Etappe am ifak hat mir am meisten Spaß gemacht, weil der gestaltende Einfluss am größten war.“ Es spricht für die Führungsqualitäten von Peter Neumann, dass mehrere Wissenschaftler der ersten Stunden noch heute zur Kern- und Leitungsmannschaft des von ihm gegründeten Instituts zählen. Bereits in den 1980er Jahren widmete sich Peter Neumann den sogenannten Feldbussen als industriellen Kommunikationssystemen. Dies mündete in sein langjähriges Engagement in der Profibus Nutzerorganisation. Peter Neumann war Ehrenmitglied dieser Organisation, aber auch in diversen anderen Gremien und Forschungsgesellschaften war er während seines beruflichen Schaffens Mitglied von Vorständen oder Beiräten. Die Forschung zu industriellen Kommunikationstechnologien zieht sich wie ein Roter Faden durch das Schaffen von Peter Neumann. Im Jahr 2003 wurde Peter Neumann vom VDI Magdeburger Bezirksverein mit der Gruson-Ehrenplakette des VDI ausgezeichnet. Für seine Ver-dienste um die Entwicklung der Fabrikautomation wurde ihm 2012 der „ABB Lifetime Contribution to Factory Automation Award“ verliehen. Das 2018 von Peter Neumann herausgegebene Buch „Magdeburger Automatisierungstechnik im Wandel. Vom Industrie- zum Forschungsstandort“ verdeutlicht, dass ihm nicht nur die fachliche Entwicklung, sondern auch die regionale Verwurzelung am Herzen lagen. Zum 1. Oktober 1992 nahm sein Institut, zunächst noch in Räumen der Universität, die Arbeit auf. Dreimal ist das ifak seither umgezogen. 1993 von der Universität Magdeburg in renovierte Räumlichkeiten eines ehemaligen Verwaltungsgebäudes des Elektromotorenwerkes in der Bahnhofstraße in Barleben, an den Ort, an dem sich heute das Internationale Gymnasium „Pierre Trudeau“ befindet. 1994 fand das Institut seine Wirkungsstätte im neuen Innovations- und Gründerzentrum Magdeburg in Barleben. 14 Jahre lang war das IGZ die Heimat der Forscher und Entwickler der Mess- und Automatisierungstechnik, deren Zahl sich auf über 50 erhöhte. Im Jahr 2008 kehrte das Institut in das Zentrum der Landeshauptstadt zurück. Mit dem Einzug in das Gebäude der Denkfabrik begann ein neuer Entwicklungsabschnitt. Im Wissenschaftshafen und in unmittelbarer Nähe zur Universität, zur Elbfabrik des Fraunhofer-Instituts sowie zum Max-Planck-Institut, bietet das attraktive Gebäude des ehemaligen Getreidesilos mit rund 3000 qm Fläche in sieben Stockwerken gute Entfaltungsmöglichkeiten für die angewandte Forschung und Platz für ein Technikum im Erdgeschoss sowie einen Tagungsraum unter dem Dach. Die berufliche Fachgemeinschaft hat Peter Neumann viel zu verdanken. Diejenigen, die mit ihm eng zusammenarbeiten durften, werden sich mit Freude an diese Zeit erinnern. Andere kennen ihn als hochgeschätzten akademischen Lehrer. Zu seiner akademischen Bilanz zählt, dass zehn heute an verschiedenen Stellen in Deutschland wirkende Professorinnen und Professoren aus dem Institut unter seiner Leitung hervorgegangen sind. Als Führungspersönlichkeit hat Peter Neumann nicht nur inhaltlich gestaltet. Sein stets in höchstem Maße motivierender Führungsstil war für die nächste Leitungsgeneration das Vorbild. Für die Belegschaft des von Peter Neumann gegründeten Instituts sagt der heutige Institutsleiter in dankbarer Erinnerung: „Sein Wirken ist uns Ansporn für die weitere Institutsentwicklung.“ Darüber hinaus zeigte sich das starke gesellschaftliche Engagement von Peter Neumann auch darin, dass er bei der Magdeburger Professorenvereinigung Emeritio aktiv mitwirkte. Dabei diskutieren emeritierte Professoren regelmäßig Fragen aus Gesellschaft, Politik und Wissenschaft, – auch mit eingeladenen hochkarätigen Gästen. Hier hat Peter Neumann sich immer aufgeschlossen und diskussionsfreudig mit aktuellen und übergreifenden zeitlosen Fragen beschäftigt. In den letzten Jahren hat er bei Emeritio auch als Mitglied des Vorstands wesentliche Impulse gesetzt, wie der weitere Vorstand von Emeritio, die Profs. Reymann und von Specht zusammen mit dem Vorsitzenden Prof. Reiser unterstreichen. Peter Neumann hat dort über Jahre hinweg auch in schwierigen Situationen geholfen, und sehr konstruktiv mitgearbeitet. Zurückblickend darf festgestellt werden, dass Prof. Peter Neumann mit seinem Können und seinem gestaltenden Einsatz Weichen für den Wissenschaftsstandort Magdeburg gestellt hat. Prof. Dr. Ulrich Jumar, Institutsleiter des ifak (Institut für Automation und Kommunikation e. V., Mitglied der Deutschen Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse (Zuse-Gemeinschaft)) Seite 11, Kompakt Zeitung Nr. 243

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