Vom Handwerksmeister zum Musikpädagogen
Der Magdeburger Ronny Zysko ist Diplom-Zupfinstrumentenmachermeister und genießt mit seinem Handwerk weit über die Landeshauptstadt hinaus einen guten Ruf. Vor zwei Jahren entschied er sich, eine neue berufliche Herausforderung anzunehmen. Der heute 44-Jährige unterrichtet an einer Ottersleber Schule als Seiteneinsteiger Musik und Technik. KOMPAKT hat ihn gefragt, wie es zu dieser Veränderung kam und was aus seinem Werkstattbetrieb wird.
Und jährlich grüßt der Lehrkräftemangel …
Und jährlich grüßt der Lehrkräftemangel … Kein guter Start ins neue Schuljahr für die knapp 213.000 Schüler an den allgemeinbildenden Schulen im Land: Nach wie vor herrscht an Sachsen-Anhalts Schulen eine miserable Unterrichtsversorgung. Laut Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Sachsen-Anhalt wiegelt das Bildungsministerium ab und tröstet die Schulen mit vagen Ankündigungen. Die vom Bildungsministerium eingeführte Maßnahme der Vorgriffstunde hat kaum positive Effekte auf die mangelhafte Unterrichtsversorgung, auch weil die Anzahl der Schüler steigt. „Die verpflichtende Vorgriffstunde für alle Lehrkräfte muss dringend wieder abgeschafft werden“, sagt Eva Gerth, Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt. Diese ad-hoc eingeführte Maßnahme demotiviert und wirft in der Praxis mehr Probleme auf, als dass sie eine adäquate Lösung gegen den Lehrkräftemangel darstellt. „Die Umsetzung der Vorgriffstunde geschieht teilweise rechtswidrig. So werden zum Beispiel Vorgriffstunden, die auf Feiertage fallen, nicht bezahlt. Das ist ein Verstoß gegen das Entgeltfortzahlungsgesetz. Weiterhin erfolgt die Bezahlung nicht monatlich, wie in der Arbeitszeitverordnung festgelegt, sondern erst am Ende des Schuljahres. „Damit müssen Lehrkräfte nicht nur mehr arbeiten, sie geben zusätzlich ihrem Arbeitgeber und Dienstherrn noch einen Kredit, weil dieser ‚technisch‘ nicht in der Lage ist, die Bezahlung rechtzeitig umzusetzen. Üblicherweise ist dann eine Verzinsung der Guthaben fällig“, führt Eva Gerth aus. Die GEW Sachsen-Anhalt unterstützt auch hier Lehrkräfte, die vor Gericht ihre Rechte einklagen wollen. Zudem ist das Bildungsministerium dringend aufgefordert, mit den Gewerkschaften und Verbänden Gespräche über die Untersuchung bzw. Messung der Arbeitszeit von Lehrkräften zu führen. Aber auch in anderen Punkten lässt das Bildungsministerium die Schulen im Regen stehen: Die notwendige Anpassung des Erlasses über den flexiblen Unterrichtseinsatz wird seit Monaten angekündigt und liegt jetzt zu Schuljahresbeginn immer noch nicht vor. Stunden für zusätzlich geleistete Arbeit, wie u. a. für die Betreuung von Seiteneinsteigern oder Lehrkräften im Vorbereitungsdienst, werden nach wie vor nicht angerechnet. Eine Entlastung von Seiteneinsteigern zu Beginn ihrer beruflichen Tätigkeit wird generell abgelehnt. Die zentrale Administration der dienstlichen Laptops des Schulpersonals kann immer noch nicht gewährleistet werden. Die Schullaufbahnempfehlung in Klasse 4 soll geändert werden, doch wie genau und was dies für die Lehrkräfte bedeutet, wissen die Schulen ebenfalls noch nicht – gleiches gilt für die geplanten organisatorischen Änderungen im Zusammenhang mit den Abiturprüfungen. Weiterhin verweist das Bildungsministerium auf die multiprofessionellen Teams an den Schulen. Es gibt jedoch viel zu wenige davon. Die GEW Sachsen-Anhalt rechnet damit, dass es nur ungefähr an jeder zweiten Schule Schulsozialarbeiter gibt und nicht einmal an jeder zehnten Hilfe durch Schulverwaltungsassistenten. Die 100 angekündigten Digitalassistenten sind ebenfalls noch nicht vollständig eingestellt worden. Zudem lastet die so wichtige Entwicklung von Konzepten zur intensiveren Zusammenarbeit zwischen Grundschulen und Horten im Vorfeld der Ganztagsschulen weiterhin allein auf den Schultern von Schulleitungen und Horten, zusätzlich zur „normalen“ Arbeit. Für die Schulen gibt es in einem Brief des Bildungsministeriums zu Beginn des Schuljahres lediglich warme Worte, vage Ankündigungen und das Verbot des Gendersternchens in offiziellen Schreiben als einzig konkrete Maßnahme. „In den Schulen löst dies alles Enttäuschung aus“, so Gerth weiter. „Diese Enttäuschung wird wahrscheinlich nichts am aktuell großen Engagement meiner Kolleginnen und Kollegen ändern. Aber wenn das Bildungsministerium nicht endlich substanzielle Lösungen für die jahrelang verschleppten Themen in unserem Bildungswesen findet, führt das Ganze zu noch mehr Belastungen, Erkrankungen und Kündigungen von Lehrkräften.“