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Die Tränen des Phil Wizard

Breakdance feiert bei den Sommerspielen in Paris seine olympische Premiere – um kurz darauf gleich wieder ausgeladen zu werden. Die gute Nachricht: Magdeburg ist im Herbst Gastgeber jener Weltmeisterschaft, einem Genre, das Sport, Tanz, Kunst und Lifestyle verbindet.

Römers Reich: Fair verliert

Heutzutage ist ja alles auslegbar: Geschichte, Geschehnisse oder Geschlechter. Entweder kommt es auf die Betrachterperspektive, den Wissensumfang oder einfach die Gefühlslage an. Die Auslegungsmöglichkeiten sollen häufig Ausdruck für Vielfalt sein, für individuelle Entfaltung, und man möchte darin gern Meinungsgerechtigkeit verstanden wissen. Was allerdings herauskommt, ist oft genug Streit.

Olympiasieger und Sportler des Monats

Lukas Märtens ist „Sportler des Monats“ Juli. Der 22-jährige Olympiasieger über 400 Meter Freistil wurde von rund 4.000 Sporthilfe-geförderten Athlet gewählt.

Pah, wer ist schon Usain Bolt?

Unternehmen plant „Olympia der Zukunft“ ohne Doping-Verbot. Einnahme unerlaubter Mittel als Optimierung – die abstruse Welt der „Enhanced Games“.

„Schwimmer liefern überdurchschnittlich“

In der vergangenen Woche wurden Sachsen-Anhalts Teilnehmer an den
Olympischen Sommerspielen in Paris von der Landesregierung verabschiedet. Über die Zusammensetzung des Teams und über die Erwartungen an die Athleten sprach die
KOMPAKT ZEITUNG mit dem Leiter des Olympiastützpunktes, Helmut Kurrat.

Ja, wie schön laufen sie denn?

Körperkultur und Ästhetik verbinden enge Bande. Über die Faszination perfekter Körper und
andere Attraktivitäten des modernen Sports.

Einfach mal Flagge zeigen

Einfach mal Flagge zeigen Rudi Bartlitz Der Posten des deutschen Fahnenträgers bei Olympia 2024 ist im Vorfeld heiß begehrt. Ein Sachsen-Anhalter war noch nie unter ihnen. Die Eröffnungsfeier der Sommerspiele in Paris findet nicht in einem Stadion statt. Kompakt Zeitung Wer bisher glaubte, im Ritual der über 120 Jahre währenden Geschichte der Olympischen Spiele der Neuzeit sei alles irgendwie schon einmal dagewesen, gäbe es – von der Invasion der Trendsportarten einmal abgesehen – nichts grundlegend Neues mehr, der muss sich eines Besseren belehren lassen. Zumindest in Deutschland. Über ein halbes Jahr bevor die Spiele in Paris beginnen, ja, bevor feststeht, wer letztendlich überhaupt die schwarz-rot-goldenen Farben vertritt, ist bereits ein Gerangel im Gange darüber, wem denn die Ehre zukomme, die Fahne bei der Eröffnungsfeier tragen zu dürfen. Dafür fehlen hierzulande historische Parallelen. Bislang war das stets eine Frage, die der deutsche Sport mehr oder weniger in Eigenregie entschied und nicht im öffentlichen Diskurs. Und sich selbst dafür ins Gespräch zu bringen – ein No-Go. Das gab es schon gar nicht. Man wurde quasi berufen. Nun haben bereits einige Stars ihren Hut in den Ring geworfen. Als erster brachte sich Basketballweltmeister Dennis Schröder als Fahnenträger ins Gespräch. Mit Nachdruck sogar. „Ich muss die Fahne tragen!“, sagte der Nationalmannschaftskapitän. „Wenn nicht jetzt, wann dann? Es wäre mir eine große Ehre. Dirk (Nowitzki/d. Red.) hat sie 2008 auch getragen.“ Die Basketball-Legende hatte allerdings davon profitiert, dass der eigentlich Nominierte, Turner Fabian Hambüchen, wegen eines Wettkampfs am Folgetag verzichtete. Die Schröder-Bewerbung wollte der beste Tennisspieler des Landes offenbar nicht im Raum stehen lassen. Er könne sich gut vorstellen, erklärte Alexander Zverev bei Eurosport, bei der Eröffnungsfeier das deutsche Team als Fahnenträger anzuführen. „Das wäre etwas Besonderes. So eine traumhafte Aufgabe nehme ich selbstverständlich an“, sagte der Olympiasieger von Tokio. „Vor allem auch wegen Tokio ist Paris ein Riesenziel für mich“, führte Zverev, der 2021 als erster deutscher Profi Gold im Herren-Einzel gewonnen hatte. Einer, der von den Experten ebenso genannt wird, drängt jedoch nicht in den Vordergrund: Magdeburgs Top-Schwimmer Florian Wellbrock. „Ich denke, dass es für jeden Fahnenträger eine große Ehre ist, die Aufgabe zu übernehmen“, wird er von „Sport Bild“ zitiert. „Allerdings bräuchte ich persönlich diese Aufregung direkt vor den Spielen nicht. Ich bin auch mit einer Rolle im Hintergrund sehr zufrieden.“ Sein persönlicher Favorit sei Schröder, fügte Wellbrock hinzu, da er „als Teamleader bei der Basketball-WM einen guten Job gemacht hat, wäre das für ihn und Deutschland eine super Sache!“ Den Einmarsch der Athleten bei einer Eröffnungsfeier gab es erstmals bei den Olympischen Spielen 1908 in London. Seitdem ist die Parade der Nationen hinter ihrem Fahnenträger ein festes Olympia-Ritual. Bei dem übrigens noch nie ein Athlet aus Sachsen-Anhalt die deutsche Fahne vorantrug – weder für die bundesdeutsche Mannschaft (seit 1992), noch für die frühere gesamtdeutsche Vertretung (1956, 1960, 1964), noch für die DDR (ab 1968). Drei Sportlern aus dem Bindestrich-Land wurde in der Geschichte Olympias die Ehre zuteil, das schwarz-rot-goldene Banner bei der Abschlusszeremonie im Stadion zu präsentieren: Waldemar Cierpinski, Olaf Heukrodt und Thorsten Margis. Cierpinski, der zweifache Marathon-Olympiasieger (1976 und 1980) aus Halle, marschierte in Moskau dem DDR-Team bei der Schlussfeier voran. Der Magdeburger Kanute Heukrodt wurde 1988 in Seoul nach dem Gewinn von Gold und Silber im Canadier auserkoren, das Banner zu tragen. Er war zugleich der letzte Fahnenträger einer DDR-Olympiamannschaft überhaupt. Es sollten 33 Jahre ins Land gehen, ehe dann 2021 mit Bob-Anschieber Margis wieder ein Sachsen-Anhalter an der Reihe war. Der Hallenser hatte auf der Bahn von Peking zusammen mit Pilot Francesco Friedrich Gold im Zweier und Vierer geholt. Noch ist freilich keine Entscheidung darüber gefallen, wer die beiden Athleten sein werden, die letztendlich die deutsche Fahne in Paris tragen. Denn seit den Sommerspielen von Tokio (2021/Laura Ludwig und Patrick Hausding) und den Winterspielen von Peking (2022/Claudia Pechstein und Francesco Friedrich) wird der deutsche Sport bei der Eröffnungsfeier jeweils von zwei Sportlern präsentiert – einer Frau und einem Mann. Bei den Frauen gelten für Paris derzeit Weitspringerin Malaika Mihambo, die Dressurreiterinnen Isabell Werth und Jessica von Bredow-Werndl sowie Bahnradfahrerin Emma Hinze als aussichtsreiche Kandidaten. Egal, wem am Ende die Ehre zuteilwird, die Fahne tragen zu dürfen, die Auserkorenen erwartet ein absolutes Novum. Die Eröffnungsfeier 2024 nämlich wird zum ersten Mal in der langen Geschichte Olympischer Spiele nicht in einem Stadion stattfinden – sondern außerhalb. Und zwar auf der Seine. Diese völlig neue Parade von 10.500 Athleten auf dem Wasser werde, so versprechen es die französischen Gastgeber, zu einer grandiosen Show zu werden, „einer atemberaubenden Wasserparade“. Am 26. Juli 2024, exakt 20:24 Uhr, soll das Boot der griechischen Delegation den traditionellen Einmarsch der Nationen – der diesmal aber keiner ist – anführen. Ihm folgen über 160 Boote unterschiedlichster Bauart, auf denen sich die Athleten der wahrscheinlich 206 oder 207 teilnehmenden Nationen befinden. Sie werden von der Pont d’Austerlitz zur Pont d’Iéna fahren und die verrückteste aller Eröffnungsfeiern der Olympischen Spiele einläuten. Die Flussparade bietet die Gelegenheit, so die Gastgeber, „zu einem märchenhaften Spaziergang entlang der berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt, einer traumhaften Kulisse für eine Gesamtschau, in der sich Zirkus, Tanz, Theater, Musik und Sport vermischen“ sollen. Alles im Weichbild von Eiffelturm und Notre Dame. Und noch etwas eröffnet für Olympia völlig neue Dimensionen. Bisher zählten die Tickets für die Eröffnungsveranstaltung zu den begehrtesten überhaupt. Und damit auch zu den mit Abstand teuersten. Mit zu zahlenden Mondpreisen könnte in Paris jedoch Schluss sein. Nach dem Willen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und des Gastgebers wird es eine Aufführung für die breite Öffentlichkeit: 600.000 Zuschauer werden entlang der sechs Kilometer langen Strecke erwartet, ein Rekord. Das ist etwa das Zehnfache der Kapazität eines Olympiastadions! Jeder Zuschauer muss eine kostenpflichtige Eintrittskarte besitzen, um die untere Promenade entlang der Seine zu betreten. Der Clou jedoch ist ein anderer: Wer sich auf einer speziellen Plattform registriert, für den wird die obere Promenade kostenlos zugänglich sein. Olympia zum Nulltarif – Begründer Baron Coubertin würde vor Freude wohl in seinem Grab rotieren. Zumindest ein kleines hoffnungsfrohes Zeichen zwischen all dem Kommerz und Gigantismus, ohne den

Wir waren auch mal gut

Wir waren auch mal gut Rudi Bartlitz Ein paar schwummrige Gedanken zur Zukunft des deutschen Sports. Kompakt Zeitung Im deutschen Spitzensport springen sie derzeit im Quadrat. Ein Misserfolg jagt den anderen. Die Fußballer (und Innen!) bewegen sich in erfolgloser Dauerschleife, sieht man einmal von Vize-EM-Titel der Frauen 2022 ab. Die Schwimmer (zumindest die im Becken) folgten bei der jüngsten WM mit der Minimalbilanz von einmal Bronze, und zuletzt setzten die Leichtathleten mit einem Salto Nullo beim Weltchampionat in Budapest dem Ganzen die Krone auf. Es war das schlechteste Abschneiden seit 40 Jahren. Ein absolutes Tief. Bleiben wir kurz bei der Leichtathletik, immerhin die Nummer eins unter den olympischen Sportarten. In den Wochen nach Budapest überboten sich Verantwortliche ebenso wie Fachleute anderer Couleur, Athleten und Ex-Sportler in Analyseversuchen. Da kam viel Wahres zusammen. Fast schon zu viel. Bemerkenswert die Parallelen, die zur gesamtgesellschaftlichen Entwicklung in Deutschland gezogen werden. „Ich glaube“, sagt die ehemalige Speerwurf-Weltmeisterin Steffi Nerius, „dass sich unsere Gesellschaft gewandelt hat. Wir schaffen Bundesjugendspiele ab, erste, zweite, dritte Plätze werden abgeschafft, es soll keinen Schnellsten und keinen Langsamsten geben.“ Auch im Fußball, das hat Nerius nicht gesagt, wollen sie bei den Jüngsten Ergebnisse und Tabellen liquidieren – wo soll da der Leistungsgedanke später herkommen? Auch die Elterngeneration habe sich geändert. Das sagt wiederum Nerius. Ergebnis: Die Kinder müssten sich nichts mehr erkämpfen, wollten gar nicht mehr besser werden, so die heutige. Es geht weiter. Die nächste und übernächste Generation mache ihm Angst, erklärte der Olympiazweite von 1996 im Zehnkampf und ARD-Experte, Frank Busemann. Mit dem „laschen Umgang“ in Deutschland schaffe man „keine Siegertypen“. In dieselbe Kerbe schlägt Diskus-Legende Robert Harting. „Es krankt überall“, konstatiert er. „Deutschland ist eigentlich fett, unkreativ und alt.“ Einer, der die gesamte Entwicklung in der Leichtathletik mit einigem Bedenken sieht, ist Paul Hünecke. „Uns fehlt ganz klar die Strategie“, analysiert der Leichtathletik-Chef des SC Magdeburg. Bereits 2019 bei der WM in Doha habe die Ampel „auf Gelb gestanden, jetzt zeigt sie klar auf Rot,“ sagte er im MDR. Es reiche nicht, „klein-klein an den Stellschrauben zu drehen, wir müssen das große Ganze neu machen.“ Es gelte sich dabei auf lange Zeitspannen einzustellen. Er nennt das Jahr 2032.  Leicht vorwurfsvoll hält Olympiasiegerin Heike Drechsler dagegen, die Deutschen wollten eben immer nur Medaillen. Die Gegenfrage kann ihr nicht erspart bleiben: Wofür ist sie denn einst selbst (übrigens sehr erfolgreich) im blauen Trikot in die Gruben dieser Welt gesprungen? Für Reiseandenken? Fürs persönliche Amüsement des knallharten DDR-Sportchefs Manfred Ewald (Lieblingslied der alte Petry-Gassenhauer: „Bronze, Silber und Gold hab` ich nie gewollt“)? Also Vorschlag zur Güte: Wie wäre es denn mit einem flammenden Appell an IOC und Weltfachverbände, doch bitte, bitte endlich diese blöden Medaillen abzuschaffen. Eine Urkunde für jeden, das wäre viel gerechter. Und lebensbejahender. Keiner müsste mehr Tränen vergießen. Und keiner würde mehr mit dem Finger auf die Nationenwertung zeigen; die manche Zeitungen hierzulande ohnehin bereits abgeschafft haben. Ob nun in weiser Voraussicht oder ob Feigheit und Schönmalerei die Gedanken leiten, sei einmal dahingestellt. Keine Plaketten, es würde der Work-Life-Balance sehr dienen, niemand müsste sich mehr schinden – und alle wären zufrieden. Oder doch nicht? Nun begab es sich zu jener Zeit, würde es vielleicht in einem beliebten Hausmärchen heißen, dass sich der deutsche Sport ohnehin gerade auf der Suche nach einem Erfolgsrezept für die Zukunft gemacht hat. Irgendwie muss es einigen schon vor der jüngsten Negativserie gedämmert haben: So kann es nicht weitergehen. Wir waren doch auch mal gut. Es bestehe „Reformbedarf“, wird das heute verbrämt genannt. Ein „Strukturwandel“ müsse her, wurde gefordert. 2016 war das. Ende 2022, also geraume sechs Jahre später, muss man konstatieren, dass alle Suche nicht dazu geführt hat, dass der „Abwärtstrend bei der deutschen Medaillenbilanz gestoppt werden konnte oder sich Rahmenbedingungen für Athletinnen und Athleten ausreichend verbessert haben“. Endlich mal deutliche Worte. Oder nur ein Versehen? Also setzten der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und das Innenministerium, wie das hierzulande so üblich ist, erneut Kommissionen ein, um zu beratschlagen, was zu tun sei.    Bevor das angegangen wird, scheint es angeraten, erst einmal eine grundsätzliche Diskussion zu führen zum Thema: Was will der deutsche Leistungssport überhaupt? Runtergebrochen auf die simple Frage: Will er oben mitspielen, oder will er – vielleicht im falsch verstandenen alten olympischen Geist – einfach weiter nur dabei sein. Aus der Beantwortung dieser Frage – die hierzulande seit fast einem Jahrzehnt vor sich hergeschoben wird – würde sich jedoch alles andere ableiten. Sollte es wirklich nur ums Mitmachen gehen, könnte der Artikel an dieser Stelle kurz und schmerzlos enden. Aber das wird keiner öffentlich einräumen. Es steht daher also zu befürchten, es wird ein prinzipielles „sowohl als auch“ oder ein unmissverständliches „jein“ geben. Und dann sind da noch jene, die fordern, dem deutschen Sport doch „realistische Ziele“ zu setzen. So wie es mancher (aus Überzeugung die einen, aus purer Verzweiflung die anderen) in den Nach-Budapester-Tagen schon getan hat. Sport-ethisch formulierte Ziele, in denen das Wort Medaillen am besten gar nicht mehr vorkommt. „Wir sind uns im Sport und mit der Politik einig, dass der deutsche Leistungssport neue, innovative Impulse braucht“, sagt DOSB-Präsident Thomas Weikert: „Wir wollen eine Trendwende bei den internationalen Erfolgen unserer Athletinnen und Athleten schaffen.“ Dazu soll nun eine neue Sportagentur geschaffen werden. Damit sollen Kräfte gebündelt werden, so Weikert, „indem wir Steuerung und Förderung erstmals aus einer Hand ermöglichen. Das Sportfördergesetz schafft dafür die notwendige Planungssicherheit und Kontinuität für die Sportverbände. Damit erreichen wir mehr Flexibilität im System, Bürokratie wird abgebaut und unsere Verbände können sich wieder auf das konzentrieren, was im internationalen Wettbewerb wichtig ist: die langfristige Entwicklung von Spitzenleistungen“. Wie dazu die angedachte Reduzierung der finanziellen Bundesmittel im neuen Haushalt (von rund 300 Millionen Euro auf 273 Millionen) passen soll, bleibt schleierhaft.  Jene Auguren, die die Talfahrt des deutschen Spitzensports längst noch nicht erreicht sehen und den Tiefpunkt ausgerechnet im nächsten Jahr erwarten, dem Jahr der Olympischen Spiele von Paris, könnten also recht behalten. Seite 36, Kompakt Zeitung Nr. 240

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