Zurück zu den Wurzeln
Dominique Schaak, Sachsen-Anhalts einziger professioneller Automobilrennfahrer, zieht nach seinem Premierenjahr in der Nascar-Serie Bilanz.
Ein Sieg abseits der Strecke
Start in ein neues Abenteuer: Magdeburgs Automobil-Rennprofi Dominique Schaak zieht zur Halbzeit der europäischen Nascar-Serie eine persönliche Zwischenbilanz.
Neue Serie, neues Glück?
Neue Serie, neues Glück? Rudi Bartlitz Nach dem Trubel um die Deutsche Tourenwagen-Masters (DTM) bietet sich für Dominique Schaak, Magdeburgs einzigem professionellen Automobil-Rennfahrer, eine neue Chance. Rennfahrer Dominique Schaak. Foto: Team Schaak Kompakt Zeitung Sie passieren eben immer wieder, die unvorhersehbaren Wechselfälle des Lebens. Auch um den Sport, wir wissen es, machen sie keinen Bogen. Gerade erst hatte Dominique Schaak bei der privaten Jahresabschluss-Party stolz seinen Anhängern und Förderern die frohe vorweihnachtliche Botschaft verkündet – nämlich seinen Aufstieg in eine der größten Motorsport-Plattformen Europas, die DTM-Trophy –, da folgte die schlechte Nachricht sprichwörtlich nahezu auf dem Fuße. Wegen finanzieller Probleme hatte DTM-Chef Gerhard Berger, der einstige österreichische Formel-1-Pilot, das sofortige Ende jener Serie verkündet, deren Rechte er besaß. Für Magdeburgs einzigen professionellen Automobil-Rennfahrer sollte dies jedoch nur eine kurze Schock-Nachricht mit geringer Halbwertzeit sein. So schien es zunächst. Denn kurz darauf verkündete der ADAC, er werde Bergers renommierte Rennserie künftig übernehmen. Hörbares Aufatmen bei den Betroffenen. Aber der richtige Hammer sollte für Schaak und eine Reihe seiner Kollegen erst noch kommen. Denn was ein wenig später an die Öffentlichkeit drang, war alles andere denn lustig. Im Gegenteil, es besaß für den 32-Jährigen eine weit größere Sprengkraft als die Ursprungs-Nachricht. Im Zuge eines umfassenden Revirements der unter seiner Ägide stehenden Wettbewerbe, so verkündete nämlich der allmächtige Automobil-Verband, werde die DTM zwar weitergeführt, der kleinere Bruder, die DTM-Trophy, allerdings gestrichen. Ersatzlos. Das saß. „Es war wie ein Schlag in die Magengrube“, erinnert sich Schaak heute. „Wir wollten es erst gar nicht glauben. Wir hätten vor dem Nichts gestanden. Für viele von uns schien es so, als breche die Existenz quasi unter dem Boden weg.“ Was folgte, waren Tage der Ungewissheit. In den betroffenen Motorsport-Teams wurde kalkuliert, gerechnet, wurden neue Möglichkeiten abgewogen. Für Schaak und seine Mannschaft von „Eastside Motorsport“ aus dem sächsischen Crimmitschau, die ihren Vertrag für 2023 gerade erst verlängert hatten, stand recht schnell fest: Wir geben nicht klein bei, wir geben nicht auf. Wenn es eben die DTM-Trophy nicht mehr gibt, dann starten wir in einer anderen Serie der Gran-Tourismo-Klasse, also bei den superschnellen Tourenwagen. Und da kam die gerade neu ins Leben gerufene „ADAC GT4 Germany“ genau recht. „Das Wichtigste ist“, erläutert Schaak im Gespräch mit KOMPAKT-Media (das seit Jahren zu seinen Unterstützern zählt), „dass wir eng mit der DTM verbunden bleiben, künftig so etwas wie deren Vorprogramm bilden.“ Dort, im Blickpunkt der Öffentlichkeit zu bleiben, das sei er auch seinen inzwischen über 40 Sponsoren schuldig. Gefahren wird auf denselben Strecken, die der große Bruder benutzt. Im Prinzip ändere sich also für ihn, freut er sich nach überwundenem ersten Schock, relativ wenig. Im Gegensatz zu einigen Kollegen, die noch nicht wissen, was die Zukunft ihnen bringt. Der Magdeburger wird weiter in dem vertrauten Mercedes AMG-GT-4 sitzen, den er schon im Vorjahr im GTC-Cup pilotierte. Ein Wagen also, der mit seinem V-8-Turbomotor bis zu 476 PS auf die Straße bringt und der auf den in diesem Jahr zu fahrenden Pisten bis zu 260 Kilometer pro Stunde beschleunigt werden kann. „Woanders“, schiebt er lächelnd nach, „wären sicher auch 300 drin, beispielsweise in Monza.“ Zum Prinzip der Rennserie gehört es, dass sich zwei Fahrer im Auto abwechseln. „Das ist für mich nichts Neues“, sagt Schaak, „denn ich bin eigentlich seit 2018 stets in Wettbewerben gestartet, wo dies das Grundprinzip war.“ Es gebe heute – einmal von der Formel 1, der DTM und ein, zwei anderen Serien abgesehen – kaum noch Wettbewerbe, in denen nur ein Pilot im Auto sitze, erklärt er. „Das hat zuallererst finanzielle Gründe, da sich so zwei Fahrer die doch hohen Budgetkosten teilen können.“ Zwei jeweils eine Stunde währende Läufe pro Rennwochenende stehen auf dem Programm. Nach der Hälfte der Fahrzeit wird beim Boxenstopp ein Fahrerwechsel vorgenommen. Insgesamt sieht der neue Wettbewerb sechs Rennwochenenden vor – bis auf das niederländische Zandvoort befinden sich die Pisten alle in Deutschland. „Besonders freut es mich“, sagt Schaak, „dass auch meine Heimstrecke in Oschersleben dabei ist.“ Und nicht nur das – gleich der Auftakt wird vom 26. bis 28. Mai auf dem 3,6 Kilometer langen Asphaltband in der Börde vollzogen. Anschließend folgen dann Lausitzring, Nürburgring, Sachsenring und der Hockenheimring. „Bei einigen Rennen“, prophezeit er, „werden bestimmt 40.000 bis 50.000 Zuschauer auf den Tribünen sitzen.“ Zu sehen sein werden alle Veranstaltungen im Fernsehen. Wo genau, ist noch unklar. Der ADAC spricht lediglich von einem “Premium-TV-Partner”. Infrage kommen dürfte wohl einer der bisherigen Partner ProSieben (DTM) und RTL-Nitro (ADAC GT Masters). Bis erstmals die grünen Startlichter tatsächlich aufleuchten, bleibt für den Piloten noch einiges zu tun. Seit zwei Wochen befindet er sich wieder im schweißtreibenden Konditionstraining im Gym seines Personal Coachs Samir Ruiz oder er absolviert lange Läufe. Ehe dann, wahrscheinlich im März, die ersten Tests für das neue Abenteuer „ADAC GT-4 Germany“ anstehen. Es wird nicht das einzige Abenteuer für ihn 2023 bleiben, wenn das andere Betätigungsfeld zunächst vielleicht auch eine Nummer kleiner ausfällt, noch etwas im Hintergrund bleibt. Er werde erstmals, verrät er, bei den Rennen um den GTC-Cup als eine Art Berater für den dortigen Junior-Kader tätig sein, im Organisationsteam mitwirken. In jener Klasse also, in der er in den vergangenen zwei Jahren selbst hinter dem Steuer saß. Da haben die jungen Himmelsstürmer also durchaus einen an der Seite, der weiß, wovon er redet … Seite 30-31, Kompakt Zeitung Nr. 225