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Vor 150 Jahren nahm der Magdeburger Hauptbahnhof seinen Betrieb auf

Michael Ronshausen

Vor 150 Jahren, am 9. September 1873, wurde der Magdeburger Hauptbahnhof im Stil eines toskanischen Palazzo eröffnet. Die Strecken der Berlin-Potsdam-Magdeburger-Eisenbahn, Magdeburg-Halberstädter-Eisenbahn und Magdeburg-Leipziger-Eisenbahn wurden dort vereint. Ein Ausflug in die regionale Verkehrsgeschichte / Teil 2

Nach einer Betriebszeit von fast 60 Jahren war der Sudenburg-Buckauer-Querverbinder schließlich zu einem doppelten Nadelöhr geworden. Die Gleisanlagen wurden vollständig entfernt, auf einem Teil der früheren Bahnanlage befinden sich heute die nördlichen Häuser der Helmholtzstraße. Im Foto sieht man den Abbau der Gleisanlage an der Freien Straße, unmittelbar vor dem Buckauer Bahnhof. Der Industriebau der Fa. Strube existiert noch heute. Fotoarchiv: Thomas Gallwitz

Bereits von der Installation eines „Central“ gelegenen und damals, 1873, auch noch als Centralbahnhof bezeichneten Großbaus, der zumindest in seinen Flächenmaßen sogar dem Dom Konkurrenz machte, vollzog sich in Magdeburg eine Entwicklung, durch welche die Stadt zu einem auch überregional wichtigen Verkehrsknotenpunkt wurde. Ganz freiwillig vollzog sich diese Entwicklung jedoch nicht. Wichtigster Trumpf im städtischen Blatt war jedoch die zentrale Lage Magdeburgs im Verbund der noch unabhängigen deutschen Einzelstaaten – und auch im später vereinten Reichsgebiet. Ein weiterer wesentlicher und vor allem auch wirtschaftlich berechenbarer Faktor war die Erkenntnis, welchen Stellenwert die Eisenbahn in absehbarer Zeit ganz allgemein im öffentlichen Leben einnehmen würde. Eisenbahnbau war darüber hinaus auch immer ein Geschäft, an dem sich viele beteiligen wollten, und so war die Gründung zahlreicher Eisenbahngesellschaften weder Wunder noch Zufall.


Zu den bedeutendsten und zweifellos auch innovativsten Firmen dieser Art gehörte auch die Magdeburg-Halberstädter Eisenbahngesellschaft (MHB), die bereits in den frühen vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts begonnen hatte, die gleichnamige Strecke von der Elbe bis zur Holtemme zu errichten. Bereits im Sommer 1843 ging die neue Verbindung zwischen den Domstädten in Betrieb, und innerhalb weniger Jahre wurde sie zum Ausgangspunkt eines überregionalen Eisenbahnnetzes, welches sich schließlich (auch durch die Übernahme anderer Gesellschaften) bis nach Minden, Hannover, Bremen, Wittenberge, Berlin und Leipzig erstreckte. Noch wenige Jahre vor dem Ende als selbstständiges Unternehmen – die MHB wurde ab 1879 der wichtigste Teil der neu entstandenen Preußischen Staatseisenbahnen – errichtet die „Magdeburg-Halberstädter“ auch die sogenannte Berlin-Lehrter-Bahn, nebst dem nach der Stadt Lehrte (bei Hannover) benannten Berliner Großbahnhof (1868-71).


Führend beteiligt war die MHB kurz darauf auch am Bau des neuen Magdeburger Hauptbahnhofs. Insbesondere auf Grund der engen Umschnürung der Stadt mit den weit gestaffelten Festungsanlagen war das Nebenher eben jener Eisenbahnanlagen und den massiven Baulichkeiten der Festung bereits seit drei Jahrzehnten ein großes Problem. Ausschließlich im Gebiet zwischen Stadt und Elbe standen einige größere Flächen zur Verfügung, die den Platzbedarf jedoch bald nicht mehr decken konnten. In dieser Zeit entstand letztlich der Plan, den Eisenbahnverkehr innerhalb der Stadt größtenteils neu zu ordnen und ihm das noch heute bestimmende Gesicht im Stadtbild zu geben. Doch auch hier – eben mitten in der Stadt – entstanden sofort neue Probleme. Die nun quer durch die Stadt verlegten Schienenwege waren grundsätzlich niveaugleich zu den Straßen errichtet worden, in dieser Zeit hatte der Beruf des Schrankenwärters Hochkonjunktur. Erst Jahrzehnte später, einmal in den Jahren um 1900 im Bereich rund um die Alte und Neue Neustadt, und in den späten 1920er Jahren auf den vom Hauptbahnhof nach Süden führenden Strecken, wurden auch hier die Gleise auf Dämme verlegt.


Noch heute zeigt sich insbesondere auf der durch den Individualverkehr gut frequentierten Beimsstraße (der ehemaligen Enckestraße) das historische Problem, während es auf dem Westring (dem damaligen Sedanring) – keinen Kilometer weit entfernt – schon frühzeitig zum Bau einer Straßenbrücke kam, aufwändige Dammbauten also vermieden werden konnten. An anderen Stellen wurden Teile des innerstädtischen Gleisnetzes aufgegeben und letztlich auch demontiert, weil die Schienen irgendwann dem wachsenden Individualverkehr im Wege waren. Bekanntestes Beispiel war das gut 1600 Meter lange Verbindungsgleis von der Sudenburger Wuhne zum Bahnhof Buckau. Auch 90 Jahre nach dem Abbau ist die Struktur der damaligen Eisenbahnanlage noch gut im Stadtbild erkennbar. Die Verbindung zwischen den beiden im Westen und Süden gelegenen Hauptbahnen kreuzte mit der Halberstädter Straße (neben dem Landgericht) und der Leipziger Straße (ungefähr dort, wo sich heute das Ministerium für Wissenschaft, Energie und Umwelt befindet) gleich zwei bedeutende innerstädtische Magistralen.

Seite 11, Kompakt Zeitung Nr. 241

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