Ich habe Fragen
zur Debatte ums Klima

Eine Lesermeinung von Christian Szibor, Magdeburg

 

Die Temperaturentwicklung in den letzten 3.000 Jahren zeigt deutlich den Einfluss des 1.000-Jahreszyklus wie auch eines Zyklus von 230 Jahren nach Dr. Dietrich E. Koelle.

 

Den von Wissenschaftlern geäußerten Frust über eine Einmischung in die Klimadiskussion von Laien wie mir kann ich verstehen. Und sicher ist es ratsam, dass sich in so komplizierten und komplexen Angelegenheiten Politiker, Journalisten und andere Laien besser nicht einmischen sollten. Oft genug wird nämlich der Anschein erweckt, wir wären alle ausgewiesene Experten auf dem Gebiet und könnten einen wissenschaftlichen Diskurs faktenbasiert und kenntnisreich mitgestalten.


Das geschieht übrigens nicht nur auf dem Feld der Physik und Meteorologie, sondern ebenso in den Bereichen der Mikrobiologie, Medizin bzw. Virologie (z. B. während der Corona- Pandemie) oder aktuell auf dem Gebiet der Friedens- und Konfliktforschung (angesichts des Ukrainekrieges bzw. des Gaza-Konfliktes). So werden aus ehemaligen Friedensaktivisten und Pazifisten plötzlich Waffen- und Sicherheitsexperten. Und seit der Pandemie gibt es in Deutschland gefühlt mehr Virologen als Handwerker. Eigene Meinungen werden gern als unumstößliche Tatsachen dargestellt, vor allem dann, wenn sie kritisiert werden. Häufig reicht einmal Googeln und sofort hat man seine Meinung mit entsprechenden Fundstellen belegt. Dass Quellen oder Autoren gar nicht erst beachtet werden – Nebensache!


Aber! Ist es angesichts der Tatsache, dass vor allem Themen wie Klimawandel, Pandemie und Sicherheitspolitik in den vergangenen Jahren große Ängste in der Bevölkerung hervorriefen, nicht legitim, dass sich Menschen mit Zweifeln und Fragen an die Wissenschaft, oder aber an die Öffentlichkeit wenden, um einen Diskurs anzuregen und Antworten z. B. hinsichtlich der Sinnhaftigkeit und Relevanz politischer Maßnahmen einzufordern? Hier sehe ich die Wissenschaften in einer Art Bringschuld für Information und Aufklärung, die dann allerdings frei von jeglicher politischen oder wirtschaftlichen Einflussnahme erfolgen muss.


Vor allem, wenn durch Machteliten und durch Teile der Medien offensichtlich immer wieder Ängste in der Gesellschaft teilweise bewusst geschürt werden, ist es meiner Überzeugung nach erste Bürgerpflicht, sich im oben genannten Sinn einzubringen. In diesem Zusammenhang sei z. B. auf das sog. „Angstpapier“ des Bundesinnenministeriums vom April 2020 anlässlich der Coronapandemie verwiesen, das für jeden online einsehbar ist (https://www.abgeordnetenwatch.de/recherchen/informationsfreiheit/das-interne-strategiepapier-des-innenministeriums-zur-corona-pandemie).


Wenn also anthropologische Ursachen des Klimawandels im Folgenden diskutiert werden, geschieht dies ausdrücklich nicht mit der Absicht, aktiv zur Wahrheitsfindung beizutragen zu wollen, sondern lediglich mit dem Ziel, den dringend notwendigen Diskurs in der Mitte der Gesellschaft einzufordern, der durch die derzeit unübersehbare Verengung des Meinungskorridors kaum noch stattfindet und allenfalls an den gesellschaftlichen Rändern oder in alternativen Medien der sozialen Netzwerke zugelassen wird. In diesem Zusammenhang möchte ich im Folgenden einige Fragen aufwerfen und Gedanken Wissenschaftlern vom Fach zur Diskussion stellen:

 

  1. Bezüglich des offensichtlichen Klimawandels stellen Politik und Medien den anthropogenen Anteil der CO2-Emission als den wesentlichen treibenden Faktor dar und vermitteln zudem die Überzeugung, dass die Dekarbonisierung, also die Einstellung des menschgemachten CO2-Austoßes, den Klimawandel zumindest soweit stoppen könnte, dass Umweltkatastrophen wie Dürren, Hitzewellen und v. a. der Anstieg des Meeresspiegels in einem relevanten Ausmaß vermieden werden könnte. Lassen sich diese Annahmen, die bereits weltweit zu massiven kostenintensiven (v. a. wirtschafts- und energiepolitischen) Maßnahmen geführt haben, tatsächlich wissenschaftlich zweifelsfrei belegen?
    In diesem Zusammenhang stellt sich eine weitere Frage: Stimmt es wirklich, dass sich Klima- Wissenschaftler im Wesentlichen einig sind und ein Diskurs sich somit erübrigt, obwohl doch im Lessing‘schen Sinn „das Suchen nach der Wahrheit“ und nicht der „Besitz der Wahrheit“ die Wesenseigenschaft einer jeden Wissenschaft ausmachen sollte?
    Laut der World-Climate-Declaration vom 11. April 2024 (https://clintel.org/world-climate-declaration/) widersprechen jedenfalls weltweit ca. 1.900 Wissenschaftler, darunter Professor Steven Koonin (Autor von „Unsettled“ und ehemaliger Rektor und Vizepräsident von Caltech), Professor Dick Lindzen (ehemaliger Professor für Meteorologie an Harvard und MIT), Professor Will Happer (Professor für Physik in Princeton), Dr. John Clauser (Gewinner des Nobelpreises für Physik 2022) und Professor Ross McKitrick (University of Guelph) der o. g. Annahme und geben Entwarnung bezüglich der politisch prognostizierten Katastrophenszenarien! Sind die hier beispielhaft aufgeführten Wissenschaftler tatsächlich auf dem Irrweg oder handelt es sich um fachlich relevante Einwände, die zumindest offen und vorurteilsfrei diskutiert werden sollten?

  2. In einem kürzlich u. a. auf YouTube veröffentlichten Dokumentarfilm des britischen Filmemachers Martin Durkin „Climate The Movie – (The Cold Truth)“ werden Aspekte aufgeführt, die zumindest mir als Laien interessant und relevant zur Beantwortung der ersten Frage und deshalb diskussionswürdig erscheinen. So wird dort z. B. der Behauptung widersprochen, dass die aktuellen Temperaturen und der CO2-Gehalt in der Atmosphäre ungewöhnlich und besorgniserregend hoch seien. Im Gegenteil wird hier dokumentiert, dass sich im Vergleich zur letzten halben Milliarde Jahre der Erdgeschichte sowohl die aktuellen Temperaturen als auch der CO2-Gehalt als extrem und ungewöhnlich niedrig erweisen. Weiterhin wird hier die These vertreten, dass es keine Beweise dafür gibt, dass veränderte CO2-Werte in der Vergangenheit jemals den Klimawandel „angetrieben“ haben, sondern umgekehrt zumindest bisher der CO2-Anstieg der Erderwärmung einige Hundert Jahre später reaktiv folgte. Der Film kann z. B. hier mit deutschen Untertiteln aufgerufen werden: https://odysee.com/@hyplexx:0/Climate-The-Movie-(The-Cold-Truth)-ENG-DE-UT-2132024:a
    Was hält die wissenschaftliche Fachwelt von diesen Thesen? Ist das alles völlig abwegig und gleicht gar einer Verschwörung, wie permanent in Leitmedien behauptet wird? Und darf man als besorgter Bürger überhaupt noch so fragen, ohne sogleich selbst als querdenkender Klimaleugner diskreditiert zu werden?

  3. Ein weiteres Phänomen, das mich an dem Narrativ des menschengemachten Klimawandels zweifeln lässt, ist die Entdeckung eines römischen Handelsweges (Col de Zanfleuron) unter einem Alpengletscher, was die Annahme zu belegen scheint, dass die Alpen vor ca. 2.000 Jahren weitgehend eisfrei gewesen sein müssen. Ähnliche Entdeckungen wurden übrigens auch in Norwegen und auf Grönland gemacht. (https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur /2020/04/eisschmelze-legt-verborgenen-handelspass-der-wikinger-frei) Bisher habe ich jedenfalls noch kein einziges, mir plausibel erscheinendes Argument nachlesen können, das überzeugend begründet, warum das heutige Abtauen der Gletscher nicht mit der damaligen Situation verglichen werden kann. Wie positionieren sich Klimawissenschaftler bzgl. der Relevanz dieser historischen Funde?

  4. Das Diagramm (Seite 12) veranschaulicht die natürlichen Klimazyklen der letzte 3200 Jahre und lässt einen „1000-Jahre-Zyklus“ erkennen. Interessant ist, dass sich die Warmzeiten für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Menschen als besonders günstig erwiesen haben, während die kühlen Perioden nach dieser Darstellung zu Hungersnöten führten und Völkerwanderungen auslösten. (https://archiv.klimanachrichten.de/klima-zyklen-und-ihre-extrapolation-in-die-zukunft/ Dr. Dietrich E. Koelle, 29.01.2015)
    Ist es legitim und relevant, auf diesen geschichtlichen Zusammenhang zwischen globaler Temperatur und der Menschheitsentwicklung hinzuweisen oder handelt es sich hierbei um eine unerwünschte Ablenkung von den eigentlichen Fragen des Klimawandels?

 

  1. An dieser Stelle möchte ich auf einen weiteren, bisher stark vernachlässigten Aspekt hinweisen: CO2 wird aufgrund der Klimaproblematik von vielen Menschen als Umweltgift begriffen. Tatsächlich handelt es sich um den Stoff, der neben Wasser die Grundlage des Lebens auf unserem Planeten bildet. Den Vorgang der Photosynthese lernt jedes Kind im Biologieunterricht. Der Mitbegründer von Greenpeace, Prof. Dr. Patrick Moore, weist in diesem Zusammenhang immer wieder darauf hin, dass die CO2-Konzentration vor ca. 20.000 Jahren mit 180 μmol/mol (ppm) sehr niedrig war und ein weiteres Absinken um 50 μmol/mol wahrscheinlich zum Absterben aller Pflanzen geführt hätte. Heute liegt der Anteil an Kohlendioxid etwa bei 419 ppm und ist damit im Vergleich zu Konzentrationen vor 50 Mio. Jahren von deutlich über 1.000 ppm relativ niedrig. Damals, so Moore, war unser Planet viel grüner und wies eine deutlich höhere Artenvielfalt auf.
    In Gewächshäusern wird heute der CO2-Gehalt auf bis zu 1.200 ppm angehoben, um das Pflanzenwachstum zu optimieren und außerdem den Wasserbedarf der Kulturen zu senken. Warum finden diese Zusammenhänge in der aktuellen Klimadiskussion kaum Beachtung?


An dieser Stelle möchte ich folgendes klarstellen: Meine Zweifel beziehen sich ausdrücklich nicht auf die weltweit offensichtlichen menschengemachten Umweltzerstörungen, z. B. durch die Vernichtung der tropischen Regenwälder um etwa fünf Sechstel der ursprünglichen Fläche oder die dramatische Verschmutzung der Weltmeere, z. B. mit Mikroplastik. Vielmehr befürchte ich, dass die Menschheit aufgrund der Fokussierung ihrer Kraftanstrengungen auf die Reduzierung der CO2-Emissionen kaum noch verfügbare Ressourcen für das Aufhalten der o. g. Umweltzerstörungen übrig hat und wir uns möglicherweise auf dem falschen Aktionsfeld verausgaben. Ist es nicht viel dringender geboten, dass sich die Menschheit mit vereinten Kräften auf die unabwendbaren Folgen des Klimawandels einstellt und geeignete Vorkehrungen entwickelt, anstatt im Status einer anthropozentrischen Hybris und Selbstüberschätzung das übermächtige Rad der wohl v. a. durch die Aktivität der Sonne verursachten natürlichen Klimaänderungen aufhalten zu wollen?


Über das Erfordernis einer schrittweise Dekarbonisierung bei der Energieerzeugung dürfte ein übergreifender gesellschaftlicher Konsens u. a. schon deshalb bestehen, weil fossile Rohstoffe beispielsweise für die chemische Industrie viel zu wertvoll sind, um sie zur Energiefreisetzung einfach abzubrennen.


Für die Energieversorgung gibt es z. B. mit der Solartechnik, vielleicht auch in Kombination mit der Kerntechnologie, weitaus bessere Alternativen. Nur stellt sich mir hier abschließend die folgende Frage: Liegen tatsächlich ausreichend wissenschaftliche Fakten vor, um den CO2-Ausstieg mit dieser Radikalität, begleitet von einer immer stärker um sich greifenden Klimahysterie – koste, was es wolle – voranzutreiben?


Zur Klimapolitik ließen sich viele weitere spannende Fragen einbringen, aber ich möchte es zunächst hiermit bewenden lassen und allen danken, die meine zugegeben etwas ausführlich geratenen Gedanken zum Thema zur Kenntnis genommen haben.



Die Redaktion der KOMPAKT ZEITUNG hält es für wichtig, auch Meinungen zu veröffentlichen, die eventuell konträr zu Mehrheitsmeinungen stehen. Es gilt ohne ideologische Verengung, Denkanstöße zu akzeptieren und verschiedene Positionen zu diskutieren.

 

Nr. 255 vom 14. Mai 2024, Seite 12

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