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Die lange Reise des Graf-Gemäldes

Die nationalsozialistische Magdeburger Tageszeitung „Der Mitteldeutsche“ berichtete am 25. April 1937, Magdeburgs Oberbürgermeister Dr. Fritz Markmann habe ein Gemälde von Gerhard Graf für die Stadt erworben. Einzige Spur des Bildes nach dem Zweiten Weltkrieg war bisher eine Schwarzweißfotografie im Magdeburger Stadtarchiv.

Blick auf Magdeburg vom Werder, gemalt 1936 von Gerhard Graf, Foto: Kulturhistorisches Museum Magdeburg, Charlen Christoph

Etwa 70 Jahre lang blieb Gerhard Grafs Ölgemälde verschollen. Es zeigt die Magdeburger Altstadt mit Elbe und Elbkähnen, vom Werder aus gesehen. In flüchtigen Pinselstrichen, die den Berliner Maler in die Tradition der Impressionisten stellen, hat er eine der beliebtesten Magdeburger Stadtansichten festgehalten. Gerhard Graf, der 1958 verstarb, malte in vielen Städten Europas, in Nordamerika und dazu die Landschaften um seine Wahlheimat Werder an der Havel. Das Gros seiner bis heute im Kunsthandel veräußerten Bilder ist allerdings deutlich kleiner als das 90 x 115 Zentimeter große Magdeburger Elbpanorama.

 

Der promovierte Jurist Fritz Markmann wurde 1933 von den Nationalsozialisten als Stadtoberhaupt eingesetzt, nachdem sie seinen Vorgänger Ernst Reuter aus dem Amt entfernt hatten. Über Markmann ist bekannt, dass er hin und wieder Kunstankäufe tätigte und auch Denkmäler in Auftrag gab, so das Eike-von-Repgow-Denkmal an der Straßenkreuzung vor dem Innenministerium. Wo das Bild von Gerhard Graf einst gehangen hat, ob in einer Amtsstube im Rathaus oder ob es für das von Markmann für die Brandenburger Straße geplante Museum für stadtgeschichtliche und heimatliche Volkskunde vorgesehen war, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Ebenso unklar war über Jahrzehnte sein Verbleib nach dem Zweiten Weltkrieg. Es gab keinerlei Hinweis, ob das Bild die Zerstörung der Stadt überdauert hatte.

 

Ende vergangenen Jahres meldete sich der Sohn eines privaten Eigentümers aus dem Westharz im Kulturhistorischen Museum Magdeburg und bot das Gemälde zum Kauf an. Er löste den Haushalt seiner verstorbenen Eltern auf, hatte über die Gerhard-Graf-Gesellschaft von der Provenienz des Bildes erfahren und konnte einen Teil des Rätsels lösen. Mit einem Ehepaar aus Berlin war das Bild um 1970 nach Bad Grund in den Harz umgezogen und später von seinen Eltern käuflich erworben werden. Da es sich nach gründlichem Abgleich mit dem Foto im Stadtarchiv tatsächlich um das verschollene Gemälde handelt, wurde es vom Kulturhistorischen Museums Magdeburg angekauft und ergänzt nun die Gemäldesammlung des Hauses.

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