Magdeburger auf der Buchmesse
Magdeburg wird als Stadt in diesem Jahr nicht mehr bei der Leipziger Buchmesse vertreten sein. Mit (Wort-)Kunst allerdings schon. Herbert Karl von Beesten hält die „Fahne“ hoch und lädt an seinen Stand E509 ein.
Zum ersten Mal trat Herbert Beesten 2013 in literarischen Angelegenheiten auf der Leipziger Buchmesse auf, dann wieder 2014. Damals zusammen mit der Magdeburger Autorengruppe „Die Schreibkräfte“. Bis 2020 war er dann am Buchmessestand der Landeshauptstadt Magdeburg als Mitorganisator, Moderator und Performer beteiligt. Nun ist Herbert Beesten nach 3-jähriger Corona-Pause analog als Einzelkämpfer in Leipzig zurück.
Der Corona-Break war auch für Herbert Beesten eine Zäsur und markiert nicht nur den endgültigen Ausstieg als Ingenieur aus dem Technologie-Business. War er mit seinen Texten und Performances schon seit Mitte der 2010er Jahre parallel zu seinem Brotberuf unterwegs, so erfolgte im Jahr 2021 endgültig der Einstieg in das freischaffende Künstlertum und mutiert nun zur Kunstfigur Herbert Karl von Beesten, oder kurz HKvB. Äußere Kenn- und Markenzeichen sind der schwarze, breitkrempige Stetson-Hut, die längeren Haare und die markante Brille.
Herbert Karl von Beesten wird am Stand E509 in der Halle 5 anhand seiner aktuellen Aktivitäten zeigen, was er Veranstaltern und potenziellen Auftraggeberinnen bieten kann. Dazu gehören insbesondere Rechercheprojekte zu biografischen und regional-zeitgeschichtlichen Themen, wie zum Beispiel „Neues Bauen in Magdeburg“, angelehnt an die Geschichte eines Magdeburger Bauhausjüngers, oder der fiktive Dichterstreit „Was wollt ihr hören?“, zwischen dem sachsen-anhaltischen Schriftsteller Edlef Köppen und Rainer Maria Rilke zum Thema Krieg. Psychologische Episoden aus dem Alltag mit genauem Blick auf das Innenleben der Zeitgenossen gehören ebenso dazu. Die Ergebnisse seiner Recherchen baut HKvB in doku-fiktionale Kurzgeschichten ein. Ganz aktuell: Er begleitet den Transformationsprozess in Magdeburg, der durch die Intel-Ansiedlung ausgelöst wird. Dazu schreibt er monatsweise in verschiedenen Text-Genres Blogeinträge auf www.HerbertBeesten.de/Magdeburger-Industriekultur-Transformation. „Check den Hassel“ heißt seine sozio-kulturelle Führung rund um den Hasselbachplatz in Magdeburg, in dem noch bis zum Sommer neben eigenen, auch Performances von künstlerischen Kollegen und Kolleginnen zu erleben sind. Selbst alteingesessene Magdeburger und Magdeburgerinnen sind erstaunt, wie viel Neues auch sie noch erleben können. Die Ergebnisse präsentiert Herbert Karl von Beesten allein oder mit Bühnenpartnern in szenisch-theatralischen Lesungen. Dabei verwendet er die verschiedensten literarischen Formate wie Erzählungen, Dadaismus, Storytelling und lyrische Ausdrucksweisen. Die hat er schon in literarischen Zeitschriften, in vielen Anthologien und auch in einem Schulbuch veröffentlicht.
Am Buchmesse-Samstag um 14 Uhr wird HKvB davon einige Kostproben auf der Bühne „Leseinsel für junge Verlage“ in der Halle 5 – Stand C200 live präsentieren. So wird er das von ihm 2009 in Münster entwickelte Public-Poetry-Scream-Format vorstellen, das mittlerweile auch seit einigen Jahren erfolgreich als literarischer Breitensport in Magdeburg gelebt wird. Spezieller ist der Einsatz von Virtual-Reality-Technik zur Adaption von künstlerischen und literarischen Inhalten. Dass Herbert Karl von Beesten ursprünglich aus der Poetry-Slam-Szene kommt, wird bei manchen seiner eindrucksvollen Performances deutlich. Seine Rezitationen von Texten u.a. von Rainer Maria Rilke, Inge Müller, Hermann Hesse und Erich Weinert beweisen, dass es nicht immer eigene Texte sein müssen und zeigen seine darstellerische Vielseitigkeit.
Der Verkauf von Büchern steht für HKvB in Leipzig nicht im Mittelpunkt. Die Buchmesse bietet gute Möglichkeiten, auch überregional Kontakte zu knüpfen und Auftraggeber für neue Recherchen und deren Präsentation zu finden. Im letzten Jahr war er mit abendfüllenden Programmen in Berlin, München und Wien aktiv. Ob nochmal Auftritte wie vor der Corona-Zeit auf Bühnen in Chicago, Mailand und Taiwan anstehen? „Das wird man sehen,“ sagt er, „aber ich nehme die Zuhörer und Leserinnen auch so gerne mit auf meine eigentümlichen, manchmal absurden und dokufiktionalen Reisen in heimatliche Gefilde oder in die weite Welt der Fantasie.“
Auch wenn der Stand von HKvB wahrscheinlich der einzige Magdeburger Stand auf der Leipziger Buchmesse sein wird, so ganz allein ist HKvB doch nicht, denn Standnachbarin ist Heike Worel aus Gerwisch mit ihrem Spieleverlag FRAGMENTIS. Die beiden kennen sich aus Magdeburger Buchmessezeiten. Als gemeinsames Thema wird ein literarisches Groß-Puzzle mit dem „Osterspaziergang“ angeboten. Beide freuen sich auch auf Besucher aus Magdeburg und Umgebung, damit nicht alle den Halle-Stand besuchen müssen, denn die Hallenser sind auch 2023 wieder mit einem Stadt-Stand vertreten. Herbert Beesten will „Flagge“ zeigen für „sein“ Magdeburg. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff hat sein Kommen bereits angekündigt.
Seite 16, Kompakt Zeitung Nr. 230