Magdeburger Gesichter: Das Ehepaar Voigtel

Gabriele Köster

Charlotte Regine Voigtel – geboren am 12. August 1729 in Calbe (Saale), gestorben am 10. September 1808 in Magdeburg – war eine Tochter des wohlhabenden hugenottischen Schönfärbers, Tuchmachers und Unternehmers Jean Tournier (geboren am 23. Januar 1698 in Dessau, gestorben 1791 in Calbe). In Halle (Saale) aufgewachsen, ließ sich dieser 1723 in Calbe nieder. Er baute am Markt (Nr. 14) eines der prächtigsten Häuser und dahinter 1742 eine neue Färberei.


Charlotte Regine Tournier hatte dem Aufkleber auf der Rückseite des Porträts zufolge 1746 in erster Ehe den Leipziger Kaufmann Ursinus geheiratet. Das Datum der Hochzeit mit Traugott Liebegott Voigtel, mit dem Sie eine zweite Ehe einging, ist nicht genannt. Aus dieser Ehe gingen der preußische Beamte Johann Carl Traugott Voigtel und der Arzt Dr. Friedrich Wilhelm Traugott (siehe KOMPAKT Zeitung, Ausgabe Nr. 244) hervor.


Traugott Liebegott Voigtel – geboren am 21. September 1721 in Eisleben, gestorben am 6. Januar 1785 in Magdeburg – studierte ab dem 10. Oktober 1740 Jurisprudenz in Halle (Saale) und war danach zunächst als Jurist in Magdeburg tätig. Am 24. Juni 1756 wurde er als Nachfolger des verstorbenen Kriminalrats Lorsch zum Kriminalrat am Kammergericht bestellt. Außerdem war er als Justitiar für das Kloster Unser Lieben Frauen tätig. Als Kollekteur warb er für den Verlag Gebauer in Halle (Saale) Pränumeranten für die aus dem Englischen übersetzte Allgemeine Welthistorie und der Allgemeinen Welthistorie der Neuen Zeiten, die als Großunternehmung des Verlages von 1744 bis 1814 erschienen, sowie für die 1770 publizierten Meditationes in Constitutionem Criminalem Carolinam von Johann Samuel Friedrich von Böhmer (1704–1772) an. Einige Briefe an den Verleger Johann Justinus Gebauer (1710–1772) aus dem Jahr 1770 haben sich im Verlagsarchiv Gebauer-Schwetschke (im Stadtarchiv Halle) erhalten. In ihnen geht es um Pränumeranten, Zahlungen für Lieferungen, schadhafte Bögen und lückenhafte Lieferungen der ungebundenen Bögen, aber auch um die mit der Allgemeinen Welthistorie vergleichbaren Großunternehmung des Leipziger Verlages Arkstee & Merkus, die von Johann Joachim Schwabe herausgegebene Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und Lande […].


Seit 1752 lebte Voigtel mit seiner Familie in unmittelbarer Nähe des Klosters Unser Lieben Frauen in der Großen Klosterstraße. In jenem Jahr hatte er das Haus Nr. 15 für 900 Taler gekauft und ausbauen lassen. Als er 1768 von Regierungsrat Christoph Heinrich Cellarius für 4.100 Taler das Haus Große Klosterstraße 17 erwerben konnte, verkaufte er das alte Haus an seinen Kollegen Christian Ludwig Brauns für 2.660 Taler. Das Haus Klosterstraße 17 erbte nach seinem Tod seine Ehefrau, Charlotte Regine, die es 1801 an ihren älteren Sohn verkaufte.


Das Pastellporträt, das mit dem seiner Ehefrau ein Paar bildet, entspricht den höfischen Porträts der Zeit. Es zeigt den Kriminalrat im mittleren Alter als Brustbild mit blauem Samtrock und Perücke. Charlotte Voigtel ist im Brustbild im mittleren Alter mit gepudertem Haar und aufwendigem Spitzenkopfputz abgebildet.         

Das Kulturhistorische Museum Magdeburg erinnerte 2021 an Magdeburger Gesichter des 19. Jahrhunderts. Die Porträts der Sonderausstellung sind weiterhin in der Kompakt-Zeitung zu finden.

Seite 17, Kompakt Zeitung Nr. 246, 10. Dezember 2023

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