Scharfe Sprüche:
Granatenartige Würstchen
Olaf vom Hassel
Bei uns in der Bude ist immer eine Bombenstimmung. Ihr wisst ja sicher, dass solche Worte wie Bombenwetter und Bombenstimmung aus der militärischen Luftfahrt kommen. Inzwischen haben wir solche explosionsartigen Gefühlszustände im ganzen Land. Klar, ich schieße auch das eine oder andere Würstchen ab, wenn ich hier und da meinen Senf dazugebe. Aber was für Kampf-Veteranen, die früher mit Möhrchensaft gegen Atomkraft vorgegangen sind, haben wir heute im Berliner Reichstagsgebäude sitzen. Die rühren da eine scharfe Soße zusammen, dass mir angst und bange wird.
Ich habe lange geglaubt, dass es bei mir die feurigste Soße auf die Wurst gibt. Da habe ich die Rechnung nicht mit Anton Stahlreiter alias Hofritter oder so ähnlich gemacht. Die konsequentesten Kriegsdienstverweigerer reiten heute in vorderster Front gegen den Scharfmacher aus Moskowien. Aber es ist ein Unterschied, ob man Wurstzutaten von der Schlachtbank holt oder Menschen auf selbige bzw. an die Front schicken will. Vor einigen Jährchen, als ich noch so ein richtig schmucker Jüngling war, musste ich auch mal im Schützengraben liegen. Dem Koch-Himmel sei Dank wurde aus der Richtung, in die ich meine Kalaschnikow abfeuerte, nicht zurückgeschossen. Da war kein Feind. Aber das Getöse, das aus ein Hundert Gewehrläufen um mich herum ertönte, das werden meine Ohren nie wieder vergessen. Und über mir vielen auch keine Granaten aus den Wolken, die Gulasch aus uns allen gemacht hätten. Versteht Ihr, was ich sagen will? Leute, die solche Situationen noch nie erlebt haben, wollen einerseits einen Aufmarsch für die Klimarettung organisieren und andererseits für Bombenwetter sorgen. Ich sage Euch, mir macht das Angst. Wenn Leute über Sachen entscheiden, von denen sie keine Ahnung haben und dann noch Menschen Tötungsmaschinen in die Hand drücken, obwohl sie selbst niemals in einen Flintenlauf geglotzt haben, kräuselt sich mir die Würstchenpelle hoch.
Wenn der Papst nach Frieden ruft, schmettert man ihm einen Marschflugkörperschrei entgegen. Wenn der Kanzler gegen Taurus-Geschnetzeltes ist, wird ihm Pfeffer in die Suppe gestreut. Diese Hofreiter-Bubies und Strack-Zimmerman-Drohnen müssen ganz schön viel Ketchup im Kopf haben, dass sie dem Putin seine Bedrohungsgeschichte auch noch wahr werden lassen. Ich backe lieber 100 Jahre lang Apfelstrudel, als dass ich mich von denen da oben in ihren Kriegstaumel verrühren lasse. Leute dreht in Berlin bloß Eure Herdplatten runter. Laut einer Forsa-Umfrage wären nur 19 Prozent in Deutschland bereit, die Heimat mit der Waffe in der Hand zu verteidigen, und zwar mehrheitlich Männer. Wo ist da der Aufschrei der Gleichstellungsbeauftragtinnen? Wer am Konfliktspieß drehen will, sollte sich gleich mal von Veggiedays und Tofu-Parties verabschieden. Wenn es hart auf hart kommt, geht es immer um die Wurst, und zwar um die des eigenen Lebens. Bleibt mal alle schön friedlich und holt Euch eine Friedenswurst bei Olaf ab, bevor die Kriegsköche ihre Bombenteppiche zum Waffen anbeten ausrollen.
Also bis gleich, Euer Olaf vom Hassel.
Seite 41, Kompakt Zeitung Nr. 252, 20. März 2024