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Vor 200 Jahren: Baustart für Lennés Vorzeigegarten

Magdeburg punktet mit Grün. Nicht politisch, sondern mit seiner tatsächlich vorhandenen Fülle an Grünanlagen, Parks und Gärten. Laut dem Statistikportal Statista liegt die Landeshauptstadt auf Platz vier in Deutschland. Einbezogen hatten die Statistiker im Jahr 2019 Großstädte mit der meisten Grünfläche pro Einwohner. Jedem Einwohner Magdeburgs stehen demnach knapp 20 Quadratmeter Grünfläche zur Verfügung. Obwohl: Bei der Suche nach den grünsten Städten geben die Statistiken mitunter unterschiedliche Zahlen aus – mal ist Magdeburg die zweitgrünste Stadt, mal rangiert sie auf den letzten Plätzen. Fakt ist, in Magdeburg sieht man auf mehr als die Hälfte der Stadtfläche grün. Je nach Jahreszeit. Magdeburgs grüne Lunge hat mit dem Stadtpark und dem Elbauenpark zwei Lungenflügel. Aber auch in den kleinen und größeren Parks überall im Stadtgebiet kann man Natur tanken und seine Lungen mit frischer Luft füllen. Das war allerdings nicht immer so.


„Die Anlagen in den öffentlichen Gärten zu Buckau, vor dem Ulrichstor, in der Neustadt, in der Sudenburg sind zerstört. Der Rothenseer Busch, diese letzte Zuflucht der Magdeburger, diese einzige Sommerpartie, ist gleichfalls unbarmherzigerweise abgehauen worden. So ist jetzt die Gegend um Magdeburg öde und fast nirgends ein Baum zu sehen oder zu finden”, klagte Stadtbaumeister Harte nach den Kriegsjahren 1815. Bei August Wilhelm Francke traf er damit auf offene Ohren: Der spätere Bürgermeister machte sich die Anlage von öffentlichen Gärten zur ureigensten Aufgabe, da er ihren sozialen Wert erkannt hatte. Mit mehr als tausend Hektar Parkanlagen sollte Magdeburg zur grünen Stadt werden. Eine grüne Stadt für alle? Weit gefehlt, denn noch waren die Besucher strikt nach sozialer Herkunft getrennt: In einigen Parks lustwandelte die High Society, in anderen Gärten vergnügten sich die mittleren Stände. Ein Volksgarten für alle Magdeburger? Ferne Zukunftsmusik.


Auf der Anhöhe des ehemaligen Klosters Berge, mit herrlicher Aussicht auf Stadt und Fluss, entstand der Friedrich-Wilhelm-Garten, späterer Klosterbergegarten. Genau vor 200 Jahren erging der Auftrag an den Potsdamer Gartenbauarchitekten Peter Joseph Lenné (Bild rechts), der mit diesem Landschaftspark am Ufer der Elbe den ersten Volksgarten im deutschsprachigen Raum anlegte. Eine landschaftliche Gestaltung mit besonderen Gehölzgruppen und ein restaurierter Teich prägen den Park. Das Gesellschaftshaus wurde nach Plänen des Berliner Baumeisters Karl Friedrich Schinkel errichtet. Seit 1895 befinden sich am Park auch die Gruson-Gewächshäuser mit einer umfassenden Pflanzensammlung. Francke äußerte sich begeistert über die Pläne von Lenné: „Ganz Magdeburg wird sich zum tiefsten Danke gegen Sie verpflichtet fühlen, wenn der herrliche Plan erst ausgeführt ist.” Lenné begann 1825 mit der Gestaltung, und zehn Jahre später war der Park endgültig fertiggestellt.


Im Herrenkrug, einem ehemaligen Vorwerk nordöstlich der Stadt am rechten Elbufer, hatte sich schon 1676 ein Gasthof etabliert. Francke schwebte ein Gesellschaftsgarten größeren Stils vor. Bereits zwischen 1818 und 1824 entstand eine landwirtschaftlich-gärtnerische Anlage, und ab 1829 gestaltete Lenné den Herrenkrug nach seinen Plänen neu. Eine besondere Attraktion bietet mittlerweile die Galopprennbahn. Auch der Nordpark trägt indirekt den Stempel Lennés: der umgestaltete Nordfriedhof, der erste Begräbnisplatz außerhalb der Festungsanlagen. Die Initiative hierzu ging von Bürgermeister Francke aus, der wiederum Lenné mit der Planung beauftragte. Der „Vogelgesang” zwischen Neustadt und Rothensee ist bereits seit 1722 ein beliebtes Ausflugsziel mit städtischer Wirtschaft und eigener Gärtnerei. Ein neues Gesellschaftshaus entstand 1821. In den Jahren 1841/42 erwarb der Magistrat das Gelände und ließ den Park umgestalten.
Auf der Elbinsel, die durch zwei Flussarme entstand, legte Gartenbaudirektor Paul Niemeyer ab 1871 den Stadtpark Rotehom an. Die „Taube Elbe”, einen toten Flussarm, verwandelte der Landschaftsgestalter in den „Adolf-Mittag-See” und einen Teil der Festungsanlagen in ein Naturtheater. Teile der Festungsanlagen wie das lang gestreckte Glacis um die Altstadt wurden ab 1830 begrünt und einer friedlich-erholsamen Bestimmung zugeführt. Die Promenade am Fürstenwall bestand bereits seit 1725 und war damit eine der ersten Bürgerpromenaden überhaupt. Durch die große Gartenausstellung von 1886 kam die Stadt zu einem weiteren Park: Die Ausstellungsanlagen blieben Magdeburg als Luisengarten erhalten. (rf)

 

Seite 10, Kompakt Zeitung Nr. 252, 20. März 2024

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