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Ausstellung „140 Jahre AOK“ erzählt Geschichte
der Krankenversicherung in Deutschland

Demokratie und Solidarität als Grundlagen für soziale Sicherheit

Eine Graphic Novel schildert - auch in Form einer Ausstellung - die Geburtsstunde der gesetzlichen Krankenkassen.

1883 schlägt die Geburtsstunde der gesetzlichen Krankenkassen und insbesondere der AOK. Zu ihrem 140. Geburtstag erzählt die AOK die Sozialgeschichte bis heute auf eine neue und fesselnde Weise: In Form einer Ausstellung einer Graphic Novel, also einer wie ein Comic gezeichneten Erzählung. Anlässlich der Eröffnung erinnern die Verwaltungsratsvorsitzenden an den 90. Jahrestag des „Gesetzes über den Neuaufbau des Reichs“ und die daraus folgende Abschaffung der Selbstverwaltung im Nationalsozialismus. Uwe Schomburg und Susanne Wiedemeyer betonen die Bedeutung der Demokratie und der im Grundgesetz verankerten Rechte. Die Ausstellung ist im AOK-Kundencenter in der Lüneburger Str. 4 während der Öffnungszeiten zu besichtigen.


Karl Hopfer ist Fabrikarbeiter. Mit ihm beginnt die Graphic Novel. Als er 1884 an Typhus erkrankt, fehlt ihm das Einkommen, um seine Familie zu ernähren. Denn: Seine Fabrik hat sich noch keiner Krankenkasse angeschlossen. Karl Hopfer hat Glück im Unglück: Seine Kollegen sammeln Geld und helfen ihm so über die schweren Zeiten hinweg. Zu dieser Zeit existieren zwar erste Krankenversicherungen in Deutschland, aber nicht für alle. Das soll sich mit der neuen Sozialgesetzgebung ändern. Das Gesetz über die Krankenversicherung der Arbeiter wird 1883 verabschiedet und tritt im Dezember 1884 endgültig in Kraft.


Von da an erzählen weitere Kapitel der Graphic Novel die Geschichte der Sozialversicherung bis heute – in kurzen Episoden zum Beispiel aus dem Leben eines Hausmädchens, eines Reporters, einer NS-Zwangsarbeiterin und von Geflüchteten. Die Zeichnungen stammen aus der Feder des Berliner Künstlers Nino Bulling. Der Blick richtet sich auf historische Wegmarken und zeigt beispielhaft Menschen, die diesen Weg entscheidend geprägt haben. Die Graphic Novel ist zuerst als Buch erschienen und ist nun auch in Form einer Wanderausstellung zu erleben. 

 

Geburtsstunde der Versicherung in Magdeburg: Das Zimmer Nummer Eins

 

Nach der Einführung der Krankenversicherung 1883 in Deutschland setzte auch in Magdeburg ein regelrechter Boom von Kassengründungen in den verschiedenen Branchen ein. Nicht nur die jeweiligen Industriezweige und Berufsgruppen, sondern auch die Gemeinden konnten nach der Einführung des Gesetzes Krankenkassen gründen. Das war die Geburtsstunde der AOK in Magdeburg.


Hervorgegangen ist die AOK aus der 1881 gegründeten Allgemeinen Unterstützungs-Kasse für gewerbliche Arbeiter. Kurz vor der offiziellen Gründung der AOK begannen die Glaser, Färber, Friseurgehilfen, Seiler, Schornsteinfeger, Stellmacher und Bildhauer ihre eigenen Kassen aufzulösen und gehören somit zu den Mitbegründern der Allgemeinen Ortskrankenkasse. Vorsitzender bei der Gründung war der Magdeburger Färbereibesitzer Albert Karutz, sein Stellvertreter war der Brauereibesitzer Friedrich Korte.


Ein Magistratssekretär namens Arnim, der in einem Büro im Alten Rathaus der Stadt residierte, fertigte im Zimmer Nummer „Eins” den ersten Kassenabschluss am ersten Tag im Gründungsjahr der AOK 1884. Peinlichst genau vermerkt der Bericht der neu gegründeten Kasse ein Manko von 37 Reichsmark und 58 Pfennigen. Trotz dieser „Erblast” verbuchte jener Arnim jedoch fast 23.000 Mark an Einnahmen. Mehr als 1.700 Mitglieder zählte die noch junge Kasse im ersten Jahr. An Arzthonoraren zahlte die AOK unter anderen Leistungen 1.168 Mark, für Brillen 70 Mark, 8.500 Mark Krankengeld und 732 Mark Sterbegeld. An Gehältern und sonstigen Vergütungen erhielten die Beschäftigten der AOK 1.165 Mark. Insgesamt beliefen sich die Ausgaben auf 16.000 Mark.


Alle Leistungen waren streng katalogisiert. Mit verschiedenen Ärzten hatte die Kasse Verträge zur Behandlung ihrer Mitglieder abgeschlossen. Die „medicinische Gesellschaft” gab 1897 einen Leitfaden mit Bedingungen für die Behandlung der Patienten und deren Abrechnung mit der Krankenkasse heraus. Eine Konsultation während der Sprechstunde eines Arztes sah damals 75 Pfennige vor, darin inbegriffen das Material für kleinere Verbände oder Pflaster. Im Gründungsjahr der AOK in Magdeburg lag der Beitragssatz bei durchschnittlich 1,8 Prozent. Mit Beginn des ersten Weltkrieges zogen auch die Beitragssätze an. 1919 waren es fünf Prozent. Weltwirtschaftskrise und galoppierende Inflation machten es 1923 erforderlich, einen Beitragssatz von zehn Prozent zu erheben.


Die gesetzliche Krankenversicherung: Hohes Gut des Sozialstaats

 

Mit der verpflichtenden Einführung der Krankenversicherung 1883 wurden viele, heute noch geltende Grundsätze initiiert: Ein lückenloser Versicherungszwang, die Teilung der Beitragslast zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern sowie Kranken- oder Sterbegeld und die Selbstverwaltung. „In der Rückschau wird deutlich, was AOK & Co. in 140 Jahren für die Menschen geleistet haben. Die gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen sorgen dafür, dass unser Gesundheitssystem auf festem Grund steht. Bei allen Höhen und Tiefen in 140 Jahren ist die Geschichte der selbstverwalteten GKV eine echte Erfolgsstory“, ist Uwe Schomburg, Vorsitzender des AOK-Verwaltungsrats und Vertreter der Arbeitgeberseite, überzeugt.
„Auch in Zukunft werden wir vor großen Herausforderungen stehen. Reformen der Krankenhauslandschaft und der Sozialen Pflegeversicherung sind überfällig, um das System der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung zukunftsfest zu gestalten und die Versorgung zu verbessern”, erklärt Susanne Wiedemeyer, alternierende Vorsitzende des AOK-Verwaltungsrats und Vertreterin der Arbeitnehmerseite.

 

Für eine demokratische und solidarische Gesellschaft

 

Im Jahr 1933 kamen in Deutschland die Nationalsozialisten an die Macht. In der Folge beschloss der Reichstag am 30. Januar 1934, also vor genau 90 Jahren, das „Gesetz über den Neuaufbau des Reichs“. An die daraus folgende Gleichschaltung der Krankenkassen und die Abschaffung der Selbstverwaltung in der NS-Zeit erinnert die Graphic Novel mit dem Kapitel „Paul Nürnberger – Der Beamte“.


An diesen Jahrestag erinnernd und mit Blick auf die Zukunft unserer Gesellschaft sagt Uwe Schomburg: „Es ist weiterhin unsere Aufgabe, allen Versicherten eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung zukommen zu lassen, unabhängig von Herkunft und Hintergrund. Eine Gleichschaltung wie 1934 darf es niemals wieder geben. In unserem heutigen Gesundheitswesen leisten Menschen vieler Nationen einen wichtigen Beitrag. In medizinischer und pflegerischer Versorgung, in Forschung und Lehre. Sie sind fester Bestandteil unserer Gesellschaft – und sollen es bleiben.“
„Als Körperschaft des öffentlichen Rechts haben wir in der AOK Sachsen-Anhalt die Werte und Rechte unseres Grundgesetzes zutiefst verinnerlicht. Dass niemand beispielsweise seiner Abstammung, seiner Heimat und Herkunft oder seines Glaubens wegen benachteiligt oder gar diskriminiert werden darf, ist für uns selbstverständlich“, fügt Susanne Wiedemeyer hinzu.

 

Besichtigung der Ausstellung

 

Der Besuch der Ausstellung „140 Jahre AOK – Eine Geschichte der Menschheit“ ist kostenlos. Der Zugang ist barrierefrei. Während der Öffnungszeiten des AOK-Kundencenters in der Lüneburger Straße 4 in Magdeburg steht sie allen Interessierten offen:

 

Montag 08:00 – 16:00 Uhr
Dienstag 08:00 – 18:00 Uhr
Mittwoch 08:00 – 13:00 Uhr
Donnerstag 08:00 – 18:00 Uhr
Freitag 08:00 – 13:00 Uhr

Seite 14, Kompakt Zeitung Nr. 250, 21. Februar 2024

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