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Schwarzhumorig und aktuell

Der Mai startet am Theater Magdeburg mit zwei besonderen Premieren: Beethovens „Fidelio“ wird neu gedacht und als Klima-Farce ist „Die Zukünftige“ zu erleben.

 

Bettina Schneider und Luise Hart (Foto) sind im Schauspiel „Die Zukünftige“ zu erleben, außerdem Bettina Schneider und Robert Lang-Vogel. Premiere ist am Samstag, dem 4. Mai, 19.30 Uhr im Schauspielhaus (K2). Foto: Kerstin Schomburg

 

Die Gewinnerin des Europäischen Opernregie-Preises 2020, Ilaria Lanzino, inszeniert erstmalig in Magdeburg und lenkt den Blick auf unbequeme Wahrheiten der Gegenwart: Eine westliche Konsumgesellschaft verdrängt, dass ihr Wohlstand auf Ungerechtigkeit und Ausbeutung beruht. Dazu wird die Idee des Gefängnisses in Ludwig van Beethovens einziger Oper neu gedacht. Die Premiere ist am Samstag, 4. Mai, um 19.30 Uhr im Opernhaus.

 

Lanzino und ihr Team inszenieren humorvoll-satirisch eine westliche, privilegierte Konsumgesellschaft, die nach dem eigenen Glück strebt. Dabei verdrängen sie, dass ihr Lebensstil auf Ausbeutung basiert. Die Idee des Gefängnisses kehrt Lanzino um: Menschen leben in ihrer abgeschlossenen, glücklichen Welt, aus der sie die unbequeme Wahrheit aussperren. Leonore und Florestan sind die Einzigen, die für ein höheres Ziel auf das eigene Glück verzichten, die Wahrheit entdecken und der Gesellschaft die Augen öffnen wollen.

 

Bühnenbildner Martin Hickmann erschafft im Stil des veristischen Surrealismus zwei Welten. In der eingekapselten Welt des Glücks fordert er in der Anordnung der Objekte die Schwerkraft heraus. Die Außenwelt ist gekennzeichnet von den verdrängten Wahrheiten der heilen Welt. Die Kostümbildnerin Vanessa Rust arbeitet wiederholt in Magdeburg. Aktuell sind ihre Kostüme in „Woyzeck“ im Schauspielhaus zu sehen. In „Fidelio“ unterstreichen ihre überzeichneten Kostüme die Absurdität der heilen Konsumwelt. Generalmusikdirektorin Anna Skryleva dirigiert die Magdeburgische Philharmonie.

 

Wie in der sensationellen Entdeckung „Grete Minde“ steht auch in dieser Oper Gastsopranistin Raffaela Lintl im Mittelpunkt. In der Rolle der Leonore sucht sie als Mann verkleidet und unter dem Namen Fidelio ihren verschwundenen Ehemann Florestan. Gasttenor Tilmann Unger interpretiert die Rolle des Florestan. Er singt unter anderem auf den Bühnen der Komischen Oper Berlin, der Semperoper Dresden oder der Volksoper Wien.

 

Vom Leben in naher Zukunft – geprägt von den Folgen der Klimakrise – handelt Svenja Viola Bungartens Stück „Die Zukünftige“, die am selben Tag um 19.30 Uhr im Schauspielhaus Premiere hat. Inszeniert wird die Klima-Farce von Alina Fluck, die damit ihr Regiedebüt in Magdeburg gibt.

 

Deutschland etwa 2035: Eine Normalfamilie, Vater (Zahnarzt), Mutter (Zahnärztin), zwei Töchter, irgendwo im ländlichen Raum. Erst fällt der Vater aus, „Nervenzusammenbruch“, sagt die Mutter. Dann geht die Praxis pleite – und die Ehe in die Brüche. Die Zwillinge teilen sich mit den Eltern auf, verbringen fortan ungleiche Leben. Und in diese private Katastrophe schwappt, wie beiläufig, unaufhaltsam die Erderwärmung hinein.

 

2022 wurde „Die Zukünftige“ von Svenja Viola Bungarten mit dem Else-Lasker-Schüler-Stückepreis ausgezeichnet. Es handle sich um ein „komplexes, raffiniertes, sprachlich dichtes und höchst musikalisches Stück“, so die Begründung der Jury, „das persönliche und globale Katastrophenzustände elegant miteinander verwebt.“ In Bungartens Stück finden sich Motive von Kästners „Das doppelte Lottchen“, aber auch Märchenmotive wie die von „Hänsel und Gretel“. Alina Fluck inszeniert das schwarzhumorige Stück als eine Mischung aus familiärem Kleinkrieg und Satire auf die Gegenwart. Die Bühne und die Kostüme werden von dem dänischen Künstlerkollektiv MOTHER, bestehend aus Camilla Lønbirk und Olivia Schrøder von Lüttichau gestaltet.

 

Alina Fluck (*1993 in Hamburg) arbeitete als Regieassistentin am Schauspiel Köln. Dort feierte 2018 ihr Regiedebüt „der herzelfresser“ von Ferdinand Schmalz Premiere. 2023 schloss sie ihr Studium der Schauspielregie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin mit einer Inszenierung von Marieluise Fleißers „Eine Zierde für den Verein“ ab.

 

Weitere Termine unter www.theater-magdeburg.de

 

Nr. 254 vom 23. April 2024, Seite 10

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