Was die Bundesliga fordert

Der Handball wird nach Olympia von einer Verletzungsflut heimgesucht.

 

Von Rudi Bartlitz

 

Das Olympische Feuer ist zwar schon einige Wochen erloschen, doch die Folgen spüren nicht wenige Handball-Topklubs noch jetzt. Zahlreiche Olympia-Stars sind verletzt, was mit der hohen Belastung zu tun haben könnte. Um nur einmal die Bundesliga zu nehmen: Felix Claar, Julian Köster, Harald Reinkind, Tim Hornke – und so weiter. Die Liste der aktuell verletzten Stars ist lang. Was nicht nur diese vier Spieler, sondern die ebenfalls verletzten Dika Mem, Alex Dujshebaev, Sander Sagosen oder Niklas Landin gemeinsam haben? Sie alle waren im Sommer bei den Olympischen Spielen in Frankreich im Einsatz.


Zwischen Paris und dem Start der Saisonvorbereitung in Deutschland lagen nur wenige Tage Pause. Hannover-Coach Christian Prokop beschrieb die Saisonvorbereitung so: „Das grenzt schon an fahrlässige Körperverletzung. Das wissen alle Beteiligten, nur es ändert sich nichts. Die Spieler sind die Leidtragenden.“ Ähnlich sieht das Dr. Frowin Fasold von der Deutschen Sporthochschule Köln, wo er das Lehr- und Forschungsgebiet Handball leitet. „Der Zusammenhang zwischen Olympia und der Verletzungsserie – und die jüngsten Meldungen werden nicht die letzten Ausfälle gewesen sein – ist klar zu sehen“, sagt er.


Fasold weiter: „Wir werden immer wieder über die Thematik sprechen, aber es wird sich nichts ändern. Die Trainer kämpfen Jahr für Jahr darum, ihre Spieler bestmöglich zu präparieren, was dazu führt, dass die Spieler immer fitter werden und noch mehr Spiele durchhalten.” Das sei „ein Teufelskreis, der irgendwann hässlich wird”. Das notwendige Training und gerade die Reisestrapazen „summieren sich auf und sorgen zusammen mit den Spielen für eine Überbelastung. Hinzu kommt die hohe mentale Belastung, unter anderem durch den Reisestress und die Trennung von der Familie – und wenn man mental belastet ist, schlägt das auch körperlich durch.“


Dass die Verletzungen zahlreicher Hochkaräter schon früh in der Saison kein Zufall sind, vermutet auch Frank Bohmann als Chef der Handball-Bundesliga (HBL). Der 59-Jährige will zwar nicht über die hohe Belastung klagen oder irgendwelche Wettbewerbe abschaffen. Aber Bohmann hat eine klare Forderung: „Die Weltverbände können sich nicht einfach alles nehmen, ohne am Ende die Rechnung des Wirtes zu bezahlen. Die Rechnung – auch für solche Verletzungen – zahlen am Ende die Klubs, die die Spieler bezahlen”, sagt Bohmann dem Portal „handball-world“: „Wir fühlen uns als Handball-Bundesliga nicht genug eingebunden.”


Was er konkret meint: „Spieler, Ligen und Klubs müssen mehr gehört werden von den internationalen Verbänden.“ Die Parteien sollen aus seiner Sicht von IHF oder EHF also stärker eingebunden werden, wenn es etwa um die Gestaltung des internationalen Wettbewerbskalenders geht. „Einfach zu sagen, wir setzen das als internationale Verbände jetzt mal so fest, das ist nicht mein Verständnis davon, wie Handball gemeinsam gelebt wird.“


Das Mindeste, was den betroffenen Akteuren eingeräumt werden sollte, sind einige (kürzere) Regenerationszeiten im Laufe der Saison. Ein Seitenblick auf den Fußball zeigt, dass die Probleme dort ähnlich gelagert sind. „Man darf nicht jede Verletzung über einen Kamm scheren und sagen, es ist alles gleich und alles Belastung“, sagt Bundestrainer Julian Nagelsmann. Der 37-Jährige führte die Basketballliga NBA sowie die Football-Liga NLF an, in denen deutlich mehr Saisonspiele absolviert werden. Aber, fügt Nagelsmann hinzu, die Profis dort haben zwischen den Spielzeiten längere Ruhephasen. „Das ist im Fußball ein bisschen das Thema, dass wir das nicht haben.“ Der Körper brauche Phasen, „wo er ganz runterfährt“. Dies ließe sich bedenkenlos ebenso für den Handball unterschreiben.

Nr. 266 vom 22. Oktober 2024, Seite 22

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