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„Ohne Scheitern kein Erfolg“

Birgit Ahlert

Sebastian und Tobias Hengstmann sind die dritte Generation einer Kabarett-Familie. Opa Erich gründete unter anderem das Kinderkabarett in Magdeburg, Vater Frank gilt als satirische Ikone der Stadt. Und doch sind die Söhne zunächst nicht in diese Fußstapfen getreten. Sebastian studierte auf Lehramt, Tobias erlernte den Beruf des Mediengestalters. Mehr durch Zufall fanden sie auf die Bühne, durch die Silberhochzeit der Eltern. Zu diesem Anlass nahmen sich die Brüder die Hochzeitszeitung zur Hand, die Opa Erich 25 Jahre zuvor für Kristina und Frank Hengstmann geschrieben hatte, aktualisierten die Texte und führten sie szenisch auf. Das kam nicht nur gut an bei den Gästen der Feier, die in der Zwickmühle stattfand. Zwickmühlen-Chef Hans-Günther Pölitz war so angetan, dass er den beiden eine Premiere empfahl – und diese dann auch organisierte. So kam es, dass Tobias und Sebastian Hengstmann am 8. November 2003 mit ihrem ersten Brüderprogramm auftraten: „Bruder schafft“. Auf den Tag genau 20 Jahre später können sie nun ihr Jubiläum feiern. Sie tun dies mit der Reminiszenz „Nicht von schlechten Eltern“.


Anbetracht dessen, welches Amüsement das Hengstmann-Trio Vater & Söhne auf der Bühne bietet, stellt sich die Frage: Wie lustig war das Familienleben in der Kinderzeit der Brüder? „Nicht lustiger als anderswo“, beschwichtigt Tobias Hengstmann. Natürlich war es in einem Künstlerhaushalt anders, gab es einen anderen Lebensrhythmus, da die Eltern viel unterwegs waren (Vater Kabarettist, Mutter Journalistin). Da blickten die Brüder manchmal neidisch zu den Familien ihrer Freunde. Auf der anderen Seite war es schön zu erleben, wie beliebt der Vater war. „Wir hatten keine herkömmliche, aber eine schöne Kindheit“, fasst Tobias zusammen. Und eine politisierte. „Ich wusste noch nicht, wie ich zum Barleber See komme, da kannte ich schon die Umrisse vom Gaza-Streifen.“ Das sei vielleicht etwas übertrieben, meint er dann lachend, aber es treffe den Punkt. 


Und das Verhältnis zwischen den Brüdern? Sie haben oft gestritten, ist die Antwort. Woraus sie das Resümee ziehen: „Wir haben unsere Konflikte alle in unserer Kindheit ausgetragen. Deswegen können wir jetzt so gut miteinander arbeiten.“ Hauptberuflich tun sie das seit 2007, ein Jahr später eröffneten sie ihre Spielstätte „…nach Hengstmanns“ am Breiten Weg. Der Vater stand ihnen dabei zur Seite, beratend und als Regisseur. „Er hat uns die Tür geöffnet, aber durchgehen mussten wir selbst.“ Und das haben sie nicht nur gern gemacht, sondern auch erfolgreich. In jedem Jahr (außer Corona) brachten sie ein neues Programm auf die Bühne, sodass es zum Jubiläum das 19. ist. Darin gibt es Rückblicke auf die vergangenen 20 Jahre. Allerdings nicht nach dem Motto „Erinnern Sie sich noch?“, betont Tobias Hengstmann. Erinnerungen gibt es literarisch: Zum Jubiläum veröffentlichen sie ihr erstes Buch, das nicht nur zum Premierentag erscheint, sondern auch denselben Titel trägt: „Nicht von schlechten Eltern“. Es gibt keine Lesung, dennoch wird das Buch Bestandteil des Programms sein, verrät Tobias Hengstmann. Zwei Ausschnitte daraus werden sie szenisch bieten, ansonsten wird auf der Bühne aktuelles politisches Kabarett geboten, verbunden mit dem, was in den vergangenen 20 Jahren passiert ist. „Und unsere Lieblingssongs!“, betont der Musiker.


 Im Laufe ihrer Karriere haben sie Höhen und Tiefen erlebt. Darüber berichten sie in ihrem Buch. „Es war uns wichtig, auch über das Scheitern zu schreiben“, erklärt Tobias Hengstmann, denn „Ohne Scheitern kein Erfolg, ohne Erfolg kein Scheitern.“ Näher will er darauf nicht eingehen. „Das steht alles in unserem Buch, das möchte ich nicht vorwegnehmen.“ Und lässt sich dann doch zu einer Geschichte hinreißen: 2010 waren die Brüder für den von Hans Dieter Hüsch ins Leben gerufenen Kabarettpreis „Das Schwarze Schaf“ nominiert. Es gab fünf Mitbewerber. Das Theater am Marientor war mit 1.500 Besuchern gefüllt, Juryvorsitz hatte Harald Schmidt. Der kam auf die Bühne und verkündete: „Es ist wie in der Schauspielschule: Sechs Leute tanzen vor, einer hat Talent, alle anderen sollten es mit einem Beruf versuchen.“ Das haben die Hengstmann-Brüder zum Glück nicht getan und gewannen dafür andere Preise wie die „Tuttlinger Krähe“ und erfreuen bis heute ihr Publikum. 


Die HengstmannBrüder haben ihre eigene Form des politischen Kabaretts entwickelt, mit Musik und Improvisation, mit Komik und Magdeburg-Bezug, haben das Spiel mit dem Publikum zur Meisterschaft entwickelt.


HengstmannBrüder:
Nicht von schlechten Eltern. Jubiläumsprogramm.
Premiere: 8. November 2023, 19.30 Uhr, im Kabarett „…nach Hengstmanns“ am Breiten Weg.  

Seite 15, Kompakt Zeitung Nr. 244, 7.11. 2023

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