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So leicht kommt man an einen deutschen Pass

Von Axel Römer

Es wird gern darüber geredet, wie leicht es heutzutage ist, die deutsche Staatsbürgerschaft und einen deutschen Pass zu erhalten. Den bekäme man quasi nachgeschmissen. Es gibt andere Geschichten. Eine Frau mit belgischen Wurzeln heiratete vor knapp einem Jahr zum zweiten Mal einen deutschen Mann. Seit 30 Jahren lebt sie hier, brachte mit dem ersten Gatten zwei Kinder zur Welt.


Die Dame ist studierte Medizinerin, hat in Deutschland promoviert und verfügt über eine Lehrberechtigung an deutschen Hochschulen. An der Martin-Luther-Universität Halle lehrte sie bereits vor Studenten. Sie war mehrere Jahre lang als niedergelassene Ärztin tätig und trat vor einigen Monaten zum zweiten Mal eine Stelle als Chefärztin einer renommierten Rehabilitationsklinik an. Zum Eheglück und zum erfolgreichen Karriereweg in Deutschland wollte sie nun endlich die Biografie vervollständigen und die Staatsbürgerschaft in dem Land beantragen, in dem sie die meiste Zeit ihres Lebens gewirkt hat.

 

Leider hatte sie die Rechnung nicht mit der deutschen Bürokratie gemacht. Die zuständige Mitarbeiterin für Einbürgerungsfragen musste den Antrag der Ärztin ablehnen. Die Gründe waren denkbar einfach. Frau Doktor verfügte nämlich nicht über einen gültigen Sprachnachweis. Die Hochschullehrberechtigung reiche da nicht aus. Auch die Tatsache, dass die Dame fließend ein bayrisches Fränkisch oder gar ein akzentfreies Hochdeutsch spricht – niemand würde an ihrer Aussprache eine belgische Herkunft vermuten – könne den B1-Sprachnachweis ersetzen. Eine Medizin-Promotion in deutscher Sprache und sonstige Befähigungen auf dem Gebiet des Deutschen konnten die Beamtin nicht erweichen. Sie brauche nun einmal den Berufssprachkurs B1 mit Nachweis.


Wegen des Asylandrangs ist die Teilnahme an so einem Sprachkurs frühestens im kommenden Herbst möglich und dann bedürfe es noch einer dreimonatigen Prüfphase, bis über die deutsche Staatsbürgerschaft entschieden werden könne. So geht Deutschland! Man kann es auch Bürokratiestabilität nennen.

Seite 32, Kompakt Zeitung Nr. 249

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