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Römers Reich:
Rechte Jungs, linke Mädels

Axel Römer

Entwicklungen in den USA kommen gemeinhin mit etwas Verspätung auch zu uns über den Teich. Aus den Vereinigten Staaten ist nun zu vernehmen, dass sich zwischen jungen Frauen und Männern im Alter von 18 bis 29 Jahren eine Kluft auftut. So sollen sich junge Frauen eher von linken, und junge Männer mehr von rechten Positionen angesprochen fühlen. Die Emanzipation der Frau ist ein linkes Ansinnen, und so verwundert es wenig, dass Frauen eine Affinität dahin entwickeln. Diesen Trend kann man seit den 1990er-Jahren auch in Europa beobachten. Inzwischen soll der Abstand dieser Rechts-Links-Vorstellungen rund 30 Prozent betragen. Der Feminismus hat sich inzwischen ebenso den Kategorien Antirassismus, Naturschutz und Diskriminierung verschrieben.


Neu ist jedoch, dass sich mittlerweile junge Männer als Opfer von Diskriminierung sehen. Während sich Frauen mehr und mehr politisch engagieren, ziehen sich Männer aus dem Bereich zurück. Wegen ihres Geschlechts und der beispielsweise damit verbundenen Patriarchats-Erzählung fühlen sich Männer mehr und mehr diskriminiert. Es wachse eine verlorene Generation junger Männer heran. So lautet das Fazit einer Studie des „Survey Center of American Life“. Männer-Themen würden im linken Spektrum kaum diskutiert. Nur wenn sie sich eventuell transsexuell bekennen, werden sie positiv wahrgenommen. Alles andere gehöre in die Vorstellungswelt veralteter Rollenbilder.


Die Onlinewelt trägt ihrerseits zur Forcierung dieser Spaltung bei. In der sogenannten „Manosphere“ – ein so bezeichnetes loses, vorwiegend antifeministisches Netzwerk – agierten „Incels“, also Männer, die keine Sexpartnerinnen finden und Frauen mit Hass überziehen. Andererseits bezeichnen Frauen in ihren Formaten Männer als Gift oder Abschaum. In deutschen Medien ist inzwischen häufig vom „abgehängten, jungen Mann“ zu lesen. So ein Klischee verstärkt natürlich das Opfergefühl einer jungen Männergeneration.


Noch drückt sich dieses Phänomen hierzulande noch nicht in Wahlen aus. Bei der letzten Bundestagswahl lagen Frauen und Männer, die ihre Stimme der AfD gaben, nur 3 Prozentpunkte auseinander. Signifikant ist jedoch, dass junge Frauen eher die Grünen wählen. Das bestätigt zumindest die Ausgangsthese, dass die Generationen nachwachsender Frauen eher linken Projekten vertrauen. Wenn sich die Entwicklung einer Spaltung zwischen Frauen und Männern jedoch fortsetzen sollte, müsste man schlussfolgern, dass Gleichberechtigungs- und Gleichstellungsvorhaben eher Motor solcher wachsenden Differenzen sind. Es wächst also weniger zusammen, was zusammengemeint war. Die Betonung und die Förderung einer Seite, vernachlässigt die andere. Schöne gerechte ungerechte Welt möchte man ausrufen. Oder mit Goethes Zauberlehrling gesprochen: „Die ich rief, die Geister / Werd’ ich nun nicht los.“

Seite 3, Kompakt Zeitung Nr. 251, 6. März 2024

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