Machdeburjer Kodderschnauze:
Abrissreif
Juten Tach Kinnings,
die letzten Tare waren hart für alle, die unser Machdeburch im Herzen traren tun: Alle Nase lang ne neue Hiobsbotschaft. Was alles so verjammelt, kaputt, wertlos oder abrissreif ist, das jeht doch uff keene Kuhhaut mehr. Unsern schönen Kristallpalast zum Beispiel. Den ham die sturen Erben so lange nicht mit’m Hintern anjeguckt, dass sich selbst die Denkmalschützer anjewidert wechdrehen: Statt jeschützter Palast ist es nur noch Deutschlands schönste Ruine. Jetzt ist das Dingens wertloses Jelumpe und kann wech. Vermutlich für 100-Quadratmeter-Wohnpaläste für neureiche Intel-Schrauber.
So ähnlich soll es ooch mit’s Pferdetor loofen. Der Mann, der aus die Verwaltung den Abriss ausposaunt, hat sojar den richtijen Namen dafür: Hagen Reum – der Mann der wechreumt. Mich schlägt der Hagen sowas von uffn Maren. Statt Abriss und Schummeluffbau mit Klinker vom Baumarcht hätte er libber mal een Blick ins Jeschichtsbuch riskiern könn. Albinmüller putzte 1927 Klinken, um das Tor mit Spenden von Machdeburjern uffzubauen. Wenn der aktuelle Stadtplanungsamtsleiter (wie tut der eijentlich heißen?) vom Schlare enes Kaleschky, Prottenjeiers oder Peters ist, denn findet der ooch heute noch eenen Klingelbeutel und zieht los. Und wenn nicht, kann er doch mal unsre Simone anquatschen – die kriegt ne Spendenaktion fürs Pferdetor jarantiert jebacken. Die kann ja nicht davor, dass alle ihre Vorjänger 107 Joahre een Ijel inner Tasche hatten.
Allerdings jibs jerade an villen Ecken was zu tun. Ich hab ja balle das Jefühl, dass unser Machdeburch zusammenkrachen tut. Die nichemal 25 Joahre olle Seebühne hat Betonkrebs – ringsrum ist nur noch Mollatsch. Und ob unser Weihnachtsmarkt widder ne Tanne kriejen tut, steht inne Sterne. Das Betonfundament uffn Ollen Markt ist Schrott. Jleich nebenan – der Ratskeller – ist seit 2021 verrammelt und verriejelt. Da kann sich Simonchen bei unsre Kneipers Nudeln anne Labbe quatschen, keene Sau hat uff die Puckelei im Rathauskeller Lust. Wer vor lauter Not mal jut beim Jriechen in Schönebeck Happenpappen will, der kommt entweder mit ’nem Leisten- oder mit nem Achsenbruch zurück. Durch Südost kannste schon seit Joahren nicht mehr päsen, da hilft nur, mit maximal 10km/h vor sich hinjuckeln. Sonst ist am Ende der Tour dein E-Waren ne Rumpelkiste. Es sei denn, du hast noch ne Rennpappe inner Jaraje, die ist jerade 60 Joahre alt jeworden und rollt über Stock und Stein. Dass ist der Asphaltpickel von friher jewohnt.
Mit dem „Mercedes Krenz“ fällste übrijens ooch inner Sieverstorstraße nicht uff. Weil die da mit die Sanierung einfach nicht zu Potte kommen, fällt jerade ne janze Häuserzeile um.
Ooch ne Spritztour nach Randau ist wie ne Zeitreise nach’n wilden Osten. Wobei, so schlimm wie Schloß Randau aktuell aussieht, war’s nichemal als jeder Zweete Trabi fuhr. Ich werde da richtich fuchtig, wie uns die arrojante Besitzerziehe seit 30 Joahren verkackeiert. Statt das Dingens zu verkloppen, um es zu retten, hat die alle zwee Joahre een neues Hirnjespinst. Da wird doch eher ne Mumie schwanger, ehe die aus’m Knick kommt. Hoffentlich klappt diesmal die Zwangsversteijerung, sonst ham wir balle een zweeten Kristallpalast.
Schönen Tach auch wünscht
Eure Kodderschnauze.
Seite 7, Kompakt Zeitung Nr. 252, 20. März 2024