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Standpunkt Breiter Weg:
Selbsterfüllende Prophezeiung

Thomas Wischnewski

Nun dauert der Krieg in der Ukraine bereits ein Jahr. Frieden ist nicht in Sicht, obwohl Verhandlungen darüber hierzulande von vielen gefordert werden. Andere meinen, es gäbe seitens Russlands gar keine Verhandlungsbereitschaft. In der Ukraine sind Initiativen für Gespräche ebenso wenig zu erkennen. Der Konflikt ist festgefahren und kostet vielen jungen Soldaten an der Front und manchen ukrainischen Menschen bei Raketenangriffen das Leben, wieder andere mussten der Heimat den Rücken kehren und fanden z. B. in Deutschland Aufnahme.


Wir sind inzwischen glimpflich und ohne Gas- und Stromausfälle über den Winter gekommen. Dafür ist einiges teurer und anderes sehr teuer geworden. Doch schauen wir noch einmal an den Anfang, der natürlich nicht der Anfang war. Die Ukraine muss in ihrem Selbstverteidigungsrecht unterstützt werden. So lautete die fast einhellige politische Meinung in Europa. Inzwischen ist die Lieferung von Waffen aller Art fast schon Alltagsgeplänkel. Wenn man Putin keine Grenzen zeigte, würde er als nächstes Polen überfallen und nach Deutschland durchmarschieren. Auch diese Botschaft wurde als Waffen-Unterstützungsgrund verbreitet.


Die Gesamtzahl an Kampfpanzern der russischen Armee soll bei 12.400 liegen, die der Ukraine bei rund 2.600. Inzwischen sind Panzer-Lieferungen an die Ukraine aus europäischen Staaten, inklusive Deutschland, von rund 120 Stück zugesagt. Wie die ukrainischen Soldaten ihre Heimat verteidigen, erscheint aus der Ferne heldenhaft. Was nicht heldenhaft ist, ist, das Kriegsgerät aus den NATO-Staaten ständig wie ein Siegeszeichen voranzutragen und glauben zu machen, Putin und die seinen würden vor Angst ins Zittern kommen.


Was inzwischen tatsächlich folgt, sind Eskalationsäußerungen. Der Präsident der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, drohte mit dem Einmarsch in Ostdeutschland. Der Abzug Anfang der 1990er Jahre sei ein Fehler gewesen.  Solche Drohungen kann man nun als selbsterfüllende Prophezeiung begreifen. Ein „Durchmarsch“ Putins müsse ausgeschlossen werden, nun provozieren wir per Waffenlieferung ihn als verbale Konfliktzuspitzung.


Ein Blick auf die Geschichte sollte uns lehren, wie euphorisch Deutsche 1914 in den Krieg gegen Frankreich zogen, wie jubelnd manche den Nazis gefolgt waren. Kann es unter solchen Lehren ausschließlich ein angeblich alternativloses Handeln geben? Dem russischen Präsidenten ist nicht zu trauen, aber der traut auch dem Westen nicht. Das sagt er ohne Umschweife. Keine Waffen zu liefern – das klingt naiv. Weiterhin und noch mehr Kriegsgerät zu liefern – das erscheint kreuzgefährlich. Mit einem Krieg entsteht eine fürchterliche Soggefahr, in selbigen hineingezogen zu werden. Das darf niemand vergessen, wenn man militärische Mittel zum Einsatz bringt und Prophezeiungen real werden lässt.

Seite 2, Kompakt Zeitung Nr. 227

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