Millionen-Fundus,
Ausstellungen und Gespräche
Birgit Ahlert
Die „Bücherkiste“ am Breiten Weg in Magdeburg ist längst zum Mekka für Literaturinteressierte geworden. Wer die Räume betritt, begibt sich gleichzeitig auf eine Reise in eine andere Zeit und ein anderes Land. Geführt durch Bücher, die längst aus den Verkaufsgeschäften verschwunden sind. Sie hatten sogar gänzlich verschwinden sollen. Das veranlasste den Schauspieler, Regisseur und Intendanten Peter Sodann dazu, eine große Rettungsaktion zu starten – für Bücher, die zwischen dem 8. Mai 1945 und dem 2. Oktober 1990 in der DDR veröffentlicht wurden. Er schuf ein „Asyl“ für diese Werke und eröffnete schließlich in Straucha ein großes Archiv. Zunächst unterstützt von einem Förderverein wurde später eine Genossenschaft gegründet, die inzwischen rund 130 Mitglieder hat. Weitere Bibliotheken in anderen Städten aufzubauen, gehörte zu Sodanns Zielen. In Magdeburg ist das im Jahr 2020 mit der „Bücherkiste“ gelungen. Neben dem Lese- und Verkaufsraum am Breiten Weg gibt es ein großes Lager für die gesammelten Werke in Salbke. Deren Anzahl beläuft sich auf eineinhalb Millionen Bücher, verrät Koordinatorin Krystyna Ditrich. Unterstützt wird sie bei der Organisation von Kunstexpertin Gisela Begrich. Rund 40 ehrenamtliche Frauen und Männer engagieren sich in Magdeburg für den Erhalt der Bücher, nehmen Spenden entgegen, reinigen und pflegen das literarische Gut, um es schließlich in der „Bücherkiste“ präsentieren und an Interessenten zu kleinen Preisen weitervermitteln zu können. Der Erlös der Buchverkäufe kommt dem Erhalt der Sammlung zugute.
Immer wieder werden auch Ausstellungen und Gesprächsrunden organisiert, um das literarische Wissen zu erhalten. So ist seit dem 2. März die Exposition „Aus Frauensicht – Bücher von DDR-Autorinnen“ zu sehen. Dazu gehören Werke von Christa Wolf, Maxi Wander, Brigitte Reimann, Eva Strittmatter, Sarah Kirsch, Dorothea Iser und vielen anderen. Auch diese Bücher können ab 1. April nach Ausstellungsschluss zu Minimalpreisen käuflich erworben werden.
Am 15. März gibt es zudem ein Gespräch zum Thema „Ostfrauen, ein starkes Geschlecht“, zu dem Gisela Begrich die bekannte Magdeburger Künstlerin Ines Lacroix eingeladen hat. Beginn ist um 16 Uhr in der „Bücherkiste“ in Magdeburg, Breiter Weg 29.
Seite 6, Kompakt Zeitung Nr. 228