Machdeburjer Kodderschnauze:
West-Bulli und die Münzfabrike
Juten Tach Kinnings,
der Tunnel iss offen und bis uffn paar Jrüne halten alle die Maulaffen feil. So ville jlückliche Jesichter inner City wie letzten Freitach hab ich letztes Mal beim Manöver Waffenbriederschaft jesehn. Die Ooren jlänzen mit Simonchens Fingernarel umme Wette. Aber dass die da mit’m Lutze im Wessi-Bulli durch’n Tunnel karriolt, das nehm ich sie übel. Die IFA-Freunde Sachsen-Anhalt hätten jarantiert ooch een 311er Cabrio oder een Trabant-Kübel aus’m Winterschlaf jeküsst. Nun ham wir den Salat: Der bunte Bulli muss so ville Jeld jekostet ham, dass nun die Kasse so klamm ist wie der Messeplatz leer, wenn keen Rummel ist. Simonchen hat schon zujejeben, dass sie ab sofort nen Ijel in der Tasche hat: Will keen Euro mehr rausrücken für Jroßprojekte. Keen Wunder: Lutze hat uff seine letzten Tare mit Jeld um sich jeschmissen als jäb’s im Ratskeller ne Münzfabrik. Jetzt ham wir den Salat: Neben die 210 Tunnel-Millionen sieht die Stadthalle aus als müsste man sie janz von vorn neu uffbauen. Und ooch die Hyparschale soll een Millionenjrab werden. Janz zu schweijen von Pylon- und Strombrücke. Oder janzenjar von Verdis Lohnforderungen. Die sollen zwischen 3 und 11 Millionen kosten. Pro Joahr.
Da ist nullkommanix übrich für jrüne Radpisten, schwarze Technikmuseumträume oder die Jartenfreunde-Studie vons Panometer inner City. Da kannste froh sein, wenn Simonchen noch paar Pimperlinge für die Blumenrabatten finden tut. Sonst wird unser schönes Machdeburch nicht nur armselich, sondern ooch noch jrau wie zu Werner Herzich Zeiten. Aber wenigstens isse ehrlich und tut saren, dass Ebbe inner Kasse ist. Und hofft, dass uffjeschoben nicht uffjehoben ist.
Das willerrum findet Jensi Rösler daneben. Er nennt Simonchens Spar-Ansare „pietätloses Bejräbnis“. Mich tut ja wundern, dass Jensi überhaupt noch die Zeit findet, sich nicht nur uffzurejen, sondern ooch noch ne Pressemitteilung uffzusetzen. Hat der Jensi nicht erst vor paar Taren inne Welt jesetzt, dass ihm das alles zu ville wird. Hund (oder Kätzchen?), Frau und Nachbarn wollen sich ooch mal willer mit ihmchen ne Pulle Schluck rinbimmeln? Deshalb kann er keen obers-ter Fraktions-Sozi mehr sein. Privat jeht vor Polit-Katastrophe. Sei ihm von Herzen jejönnt. Ich tippe aber druff, dass es nach Jensis endjültijem Rückzuch in privaten Weinkeller willer anständijer uffn Ratsparkett zujehen tut.
Die, die die Hoffnung uff eene uffblühende Ottostadt nicht uffjeben tun, müssen nun janz stark sein, Jeduld ham und zum lieben Jott beten. Beten, dass Intel-Boss Pat Jelsinger jerade eenen Taubsuchtsanfall hat und nix von die Trübsalbläser vom Hallenser IWH mitjekriegt hat. Jeduld, bis Intel hier tausende Männeckens jut bezahlen tut, die denn fleißig Inkommenssteuer in Simonchens Schmucktruhe rinhauen. Denn kann sie endlich ooch aus’m Vollen schöppen. So wie Lutze uff seine letzten Joahre. Jeschichte wiederholt sich.
Seite 7, Kompakt Zeitung Nr. 230