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Ein Geschenk, das passt

Rudi Bartlitz

In den nächsten Monaten bereitet sich der 1. FC Magdeburg auf das größte Datum seiner Geschichte vor: jenen Tag des Triumphs im Europapokal-Finale von Rotterdam. Auf jenen 8. Mai 1974, als mit einem sensationellen Auftritt das millionenschwere Profi-Ensemble des AC Mailand beim 2:0 regelrecht entzaubert wurde. Es war auch ein Tag, von dem an die Sportstadt Magdeburg in der internationalen Kicker-Szene einen völlig anderen Stellenwert besaß. Cup-Gewinner! Wie viele Gemeinwesen konnten das schon von sich behaupten? Und wie der Lauf der Dinge es manchmal eben so will, der Kreis schließt sich: Jetzt sollen die Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum eben nicht auf den Club und das nähere Umfeld begrenzt sein, sondern möglichst die gesamte Stadt einbeziehen. 

 
Eine Gruppe von jungen Männern jedenfalls hat ihr Ehrentag-Geschenk schon vorfristig auf einen imaginären Gabentisch gelegt. Sehr vorfristig sogar. Fast haargenau ein Jahr vor dem großen Datum bescherte das aktuelle Profi-Team der Blau-Weißen der Stadt und seinen Fans in der Region das, was diese am meisten herbeisehnten wie kaum etwas anderes: den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga. Wenn die Feierlichkeiten im nächsten Jahr steigen, wird sie der Club also in jedem Fall als Zweitligist begehen. Selbst wenn es in den zurückliegenden Tagen mehrfach hervorgehoben wurde, gehört es zum vollständigen Bild dazu: Es ist das erste Mal, dass der FCM der zweithöchsten deutschen Spielklasse zwei Jahre in Folge angehören wird. Mindestens.


Danach hatte es jedoch lange keineswegs ausgesehen. Als der 1. FC Magdeburg als Vorletzter in die Winterpause gegangen war, schrillten schon ein paar Alarmglocken, wurde im Dom – noch oder weniger diskret – die eine oder andere Kerze angezündet. Dank einer starken Rückrunde bekam der Aufsteiger aber die Kurve. Schon zwei Spieltage vor dem Saisonende wurde der Klassenerhalt perfekt gemacht, dank eines 2:2 gegen den 1. FC Nürnberg können die Blau-Weißen die Planungen für eine zweite Zweitliga-Saison endgültig forcieren. Schon zwei Spieltage vor Ultimo hatten sie sechs Punkte mehr geholt als in der Hinrunde. 23 Zähler nach 15 Partien bedeuteten in einer gesonderten Rückrundentabelle Rang acht.


„Wir mussten verstehen, dass einfache Fehler bestraft werden. Und wenn wir Fehler machen, müssen wir alles dafür tun, das zu verteidigen“, erklärte Mannschaftskapitän Amara Condé den Entwicklungsschritt der Mannschaft im Jahr 2023. Man müsse in jeder Partie „über die Grenzen gehen“. Das Team habe den Kritikern gezeigt, „die gesagt haben, dass wir wieder absteigen und noch zu naiv spielen“. Ziel sei es, in der kommenden Spielzeit mehr Tore zu schießen, um Spiele früher zu entscheiden. Und im Gegenzug einfache Fehler und damit Gegentore zu unterlassen.


Doch so euphorisch, wie eigentlich anzunehmen, war Trainer Christian Titz erst einmal nicht. „Ich habe mich ein Stück weit geärgert, dass wir nicht gewonnen haben“, gab der 52-Jährige zu Protokoll. „Aber ich weiß, wie wichtig es für die Menschen hier ist, dass wir dieses Ziel erreicht haben“, so der Coach. Auch Amara Condé sprach gegenüber dem MDR ein „Riesen-Kompliment an die Mannschaft und die Fans“ aus, die nach dem zwischenzeitlichen Krach nach dem Spiel gegen den Karlsruher SC (als Trainer Titz mit den Fans im Block U zusammengerauscht war) wieder zusammengefunden und gemeinsam den Abstiegskampf gemeistert hatten.


Derart vielversprechende Zeiten wie jetzt hatte der FCM nicht immer gesehen. Im Jahr 2002 musste der Verein Insolvenz anmelden. Dem damaligen Regionalligisten, der sich auf einen Deal mit Sportvermarkter Sportwelt eingelassen hatte, fehlten Bürgschaften oder Sponsorengelder in Höhe von 2,6 Millionen Euro. Der dreimalige DDR-Meister und siebenmalige DDR-Pokalsieger musste zwischenzeitlich sogar um einen Platz in der Oberliga fürchten. Der Verein benötigte mehr als ein Jahrzehnt, um aus diesem Teufelskreis wieder herauszukommen – nicht nur finanziell, sondern auch sportlich.


Erst mit dem Aufstieg in die dritte Liga, dem heiß ersehnten Schritt in den Profifußball, wurde 2015 der gordische Knoten endgültig zerschlagen. Dies stellte selbst die ebenso traditionsreichen wie erfolgsgewohnten SCM-Handballer vorübergehend ein wenig in den Schatten. Mit der Qualifikation für die dritte Bundesliga brach rund um die Blau-Weißen eine regelrechte Hysterie aus, geriet eine ganze Region in den Sog des Aufstiegs. Zweimal wurde der FCM Vierter, zweimal den Aufstieg in die zweite Liga nur knapp verpasst. Zwischenzeitlich drohte allerdings neues Ungemach, als im Spätherbst 2016 festgestellt wurde, dass rhythmisches Hüpfen der Fans in der heimischen MDCC-Arena dem erst 2006 eingeweihten Stadion baulich stark schadet. Es wurde ein Hüpfverbot erlassen. Die Stadt ließ die Arena aufwändig sanieren und bei dieser Gelegenheit 10.000 Stehplätze einrichten. Die Kapazität steigt damit auf 30.000 Besucher. Genügend Platz also, um weitere erfolgreiche Jahre in Liga zwei folgen zu lassen.

Seite 15, Kompakt Zeitung Nr. 233

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