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Die Sprache im Gesang

Birgit Ahlert

Kammersängerin Undine Dreißig im Sprachtraining mit Bass-Bariton Giorgi Mtchedlishvili.

Jeder Komponist schreibt entsprechend seiner Sprache, sagt Kammersängerin Undine Dreißig. Das macht die Worte so passig zu den Melodien. Deshalb ist es ein großer Vorteil, musikalische Werke wie Opern in deren Originalsprache auf die Bühne zu bringen. Das ist für die Singenden nicht immer einfach, wenn es sich nicht um die Muttersprache handelt. Die beliebte Kammersängerin weiß das aus eigener Erfahrung. Im Laufe ihrer Karriere hat sie bereits in mehreren Sprachen gesungen wie Italienisch, Spanisch, Französisch, Englisch, Russisch. Dafür hat sie gesangliches Sprachtraining genommen. Sprachen unterscheiden sich nicht nur in Worten, sondern auch in Klang und Betonung. Damit sie wirklich gut klingen und gleichzeitig die gesungenen Texte auch verstanden werden, ist das gesangliche Üben vor den Auftritten gängige Praxis. 


Jetzt gibt die Mezzosopranistin ihre Erfahrungen weiter: mit Sprachtraining für die Sängerinnen und Sänger aus anderen Ländern. Darunter Giorgi Mtchedlishvili aus Tiflis/Georgien, ein Bass-Bariton mit beeindruckender Stimme. Als er im September vorigen Jahres zum Magdeburger Theater kam, stand wenig später die Wiederaufnahme von „Grete Minde“ auf dem Spielplan – und damit hier die erste deutschsprachige Rolle für Georgi. Es blieb nicht viel Zeit zum Proben, sich in die Rolle des Gerdt Minde einzusingen. Aber „er hat es hervorragend gemacht“, lobt Undine Dreißig. Dank Sprachtraining, möchte man hinzufügen, denn das Wort Kurfürst war für den Georgier eine Herausforderung. Umlaute gibt es in seiner Muttersprache nicht – kein ü, ä, ö. Auch Worte wie furchtbar, mit einer Verbindung von vier Konsonanten, ist nicht einfach, noch dazu mit längerem u und einem r, das zwar zu hören, aber eigentlich nicht gesprochen wird, erklärt Undine Dreißig. Diese Laute zu formen und sie zu unterscheiden, will gelernt sein. Jeden Tag beschäftigt sich der Georgier mit der deutschen Sprache. Er spricht sie mittlerweile gut, versteht sie noch besser. Doch „eine Sprache zu sprechen und sie zu singen, ist zweierlei“, erklärt Undine Dreißig. Melodientragende Worte müssen ebenso wirken wie im Stakkato. Manches ist selbst für Muttersprachler eine Herausforderung, erzählt sie lachend in Erinnerung an „Hänsel und Gretel“ („in den Ofen, hitzhell, schiebt’s die Hexe blitzschnell“ im schnellen Gesang).


Für musikalische Menschen ist es zwar leichter, in einer anderen Sprache zu singen als zu sprechen, wenn die Worte auf die Melodien passen. Aber dafür muss die Grundlage stimmen. Das gilt es zu üben, sagt die Kammersängerin, „am besten überall – unter der Dusche, beim Kochen, Fensterputzen, ständig“, sagt sie lachend, „es muss ins Blut übergehen.“ Wenn zum Gesang noch Dialoge hinzukommen, mit Spielwitz – das muss alles „sitzen“, damit es wirkt und dem Publikum gefällt. „Das Gelernte muss zum Reflex werden, nur dann funktioniert es.“


Für die nächste Oper üben beide italienischen Gesang. Sie werden zu erleben sein in „Figaros Hochzeit“ (Premiere 6. April 2024 am Opernhaus). Giorgi Mtchedlishvili als Figaro und Undine Dreißig als Marcellina. Mit Libretto von Lorenzo Da Ponte und deutschen Übertiteln.

Seite 7, Kompakt Zeitung Nr. 250, 21. Februar 2024

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