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Ein ewiger Traum?

Von Rudi Bartlitz

Für und Wider um ein Museum, das Geschichte und Erfolge des Magdeburger Sports vermittelt.

 

Bei der Eröffnung der FCM-Ausstellung im Technikmuseum wurde am Rande auch über die Gründung eines Sportmuseums in Magdeburg gesprochen. Foto: Peter Gercke

Köln hat es, Leipzig hat es, Frankfurt hat es – und Berlin sowieso. Selbst im Altmark-Städtchen Stendal findet man es: ein Sportmuseum. Vom kleinen, aber feinen Friedensfahrt-Museum im anhaltischen 600-Seelen-Dorf Klein Mühlingen einmal ganz zu schweigen. Aber in der (zu Recht!) selbsternannten Sportstadt Magdeburg sucht der an der regionalen Geschichte der Leibesübungen interessierte Zeitgenosse vergebens. Noch, würden jetzt Optimisten sagen. Denn das 50. Jubiläum des Europapokal-Triumphes des 1. FC Magdeburg und eine Ostern im Technikmuseum dazu eröffnete Ausstellung hat die Diskussion um eine repräsentative Sammlung von Sportdevotionalien in der Landeshauptstadt neu entfacht.


FCM-Präsident Jörg Biastoch spricht sogar von einem „Traum“, der für ihn wahr würde, sollte es zur Einrichtung eines Sportmuseums in Magdeburg kommen. Die jetzige Präsentation des Fußballklubs, die noch bis Ende August zu sehen ist, könnte also der erste Schritt hin zu einem Sportmuseum werden. Der Grundstock sozusagen. „Wir haben in Magdeburg eine ganz große Sportgeschichte“, so Biastoch, „wir sind eine Sportstadt. Wir wollen mit dieser Ausstellung Anreiz bieten, der in Folge ein Sportmuseum ergibt.“


Genug „Material“ dafür gäbe es allemal. Allein die jetzige Sammlung im Technikmuseum umfasst mehrere Hundert Exponate. Und die kreisen nahezu ausschließlich um die Ereignisse rund um den 8. Mai 1974. In dem kleinen, viel zu engen Traditionskabinett in der FCM-Geschäftsstelle, quasi gehütet von einer lebensgroßen Holzplastik der Trainer-Legende Heinz Krügel, lagern weitere ungezählte Schätze. „Es wäre schön, wenn wir die einmal einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen könnten“, sagt Bernd Tiedge, so etwas wie der Lordsiegelbewahrer des Clubs. „Außerdem müsste vieles systematisiert werden.“


Wer jetzt meint, am Ende käme – sollten sich die Pläne denn umsetzen lassen – doch wieder nur ein reines Fußballmuseum heraus, liegt falsch. Auch der SC Magdeburg und die Boxer von SES verfügen über einen reichen Fundus an Exponaten, die die jahrzehntealte Erfolgsgeschichte des hiesigen Sports belegen können. Von den anderen weit über 100 Sportgemeinschaften der Stadt und zahlreichen (unbekannten) Einzelsammlern einmal ganz zu schweigen. Zudem haben Landes- und Stadtsportbund ihre Erinnerungsstücke und Archive schon seit Jahren „ausgelagert“; vielleicht auch in der Hoffnung, einen Teil davon eines Tages einem Museum übergeben zu können.


Stichwort: eines Tages. Natürlich ist Biastoch bewusst, dass sein „Traum“ Geld kosten wird. Geld, das derzeit nicht auf der Straße liegt. Deshalb sucht der FCM-Chef auch das Gespräch mit anderen Sportgemeinschaften, spricht von der Gründung eines Trägervereins, von Spenden und Spendern. „Auch der Deutsche Fußballbund hat sein Interesse an einem Sportmuseum in Magdeburg bekundet“, sagte Biastoch gegenüber „Kompakt“. Er sei dazu mit DFM-Präsident Bernd Neuendorf bereits im Gespräch.


Auf finanzielle Hürden, die derzeit der Gründung einer solchen Sammlung – so naheliegend und überzeugend die Idee auch sei – im Wege stehen, verwies Oberbürgermeisterin Simone Borris am Rande der Ausstellungseröffnung. Derzeit könne sie sich eine Finanzierung nur durch Sponsoren und Spenden vorstellen. Zumal schon einmal, vor zehn Jahren, ein im Stadtrat eingebrachter Antrag zur Schaffung einer solchen Einrichtung gescheitert war. „Es fehlen die Mittel“, hieß es seinerzeit zur Begründung. Derzeit, erfuhr die Kompakt-Zeitung von anderer Stelle, liegen der Stadtverwaltung konkrete Pläne für ein eigenständiges Sportmuseum in Magdeburg nicht vor.


Und wie sieht man in Magdeburgs Vorzeige-Verein, dem SCM, heute die ganze Sache? „Ein Sportmuseum für Magdeburg halte ich, für sich allein gesehen, natürlich für eine großartige Idee für die Sportstadt Magdeburg“, erklärte Präsident Dirk Roswandowicz gegenüber dieser Zeitung. „Aber die Umsetzung sehe ich derzeit für ziemlich schwierig an. Denn eine solche Einrichtung sollte schon nachhaltig sein und dauerhaft Nutzen für eine breite Öffentlichkeit besitzen. Und da stellt sich für mich die Frage, ob sich solch ein Museum dauerhaft rechnet, allein wenn ich an die Kosten für Mitarbeiter, Miete und Energie denke.  Wir als SCM könnten uns dies jedenfalls nicht leisten.“


Außerdem gibt Roswandowicz „zu bedenken, ob das Geld, das für ein Museum ausgegeben werden müsste, nicht für andere soziale Zwecke in der Stadt besser angelegt wäre.“ Dennoch fügt er hinzu: „Nichtsdestotrotz: Sollte eine solche Einrichtung, wie auch immer finanziert, zustande kommen, würden wir uns als SC Magdeburg natürlich gern mit vielen Ausstellungsstücken beteiligen.“

 

Seite 38, Kompakt Zeitung Nr. 253, 10. April 2024

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