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Meter 66: Das Dommuseum – Kein alter Wein in neuen Schläuchen  

Meter 66: Das Dommuseum – Kein alter Wein in neuen Schläuchen Michael Ronshausen Kompakt Zeitung Im Rahmen einer Führung begleitet der langjährige Domplatzarchäologe Rainer Kuhn (re.) Besucher durch die Ausstellung. Foto: Thomas Nawrath Dem Magdeburger Dom ein eigenes Museum an die Seite zu stellen, den archäologischen Funden einen angemessenen Ausstellungsrahmen zu geben und alles, was sich im Dom in versteckten Ecken und unter dem Boden angesammelt hat, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, entwickelte sich in jüngerer Zeit zu einer tragfähigen, jedoch nicht neuen Idee. Schon einmal gab es ein eigenes Museum – im benachbarten Dom-Remter. Aufbewahrt und präsentiert wurde in den ersten vier Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts vieles, was beispielsweise bei früheren Restaurierungsarbeiten an künstlerisch bearbeitetem Material ausgetauscht werden musste. Die Krönung dieser Sammlung war ein Teil der originalen spätmittelalterlichen Kreuzblume (kurz vor 1520), die um 1830 herum ersetzt werden musste. Noch im Zweiten Weltkrieg wurden Museum und Sammlung aufgelöst. Selbst jener Sandsteinklotz, der fast 300 Jahre lang die Nordturmspitze zierte, verschwand auf Nimmerwiedersehen. Der Remter wurde angesichts der zunehmenden Schäden im Dom für andere Zwecke gebraucht. Am Ende sollte ein dreiviertel Jahrhundert vergehen, bis sich Magdeburg den „Luxus“ eines solchen Museums erneut leisten wollte. Die Ausstellung ist seit ihrer Eröffnung im November 2018 im unmittelbar neben dem Dom befindlichen ehemaligen Reichsbank-/Staatsbankgebäude untergebracht und wird von einem Förderverein mitverantwortet. Es finden sich dort fast keine mittelalterlichen Preziosen und keine kostbaren geistlichen Gewänder, wie es sie beispielsweise am Halberstädter Dom zu bestaunen gibt. Das „Ottonianum“ beschäftigt sich eher mit der eigentlichen Geschichte der Magdeburger Kathedrale und ihrer Vorgängerbauten und fokussiert sich auf die Ergebnisse der archäologischen Grabungen, die in den vergangenen Jahrzehnten im und am Dom stattgefunden haben. Das vermutlich spektakulärste Ausstellungsstück dürfte der Bleisarg der Königin Editha sein, von dem man bis vor wenigen Jahren noch nicht einmal wusste, dass es ihn überhaupt noch gibt. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen auch viele Funde, die bei den jüngeren archäologischen Ausgrabungen zutage getreten sind und die dazu beitragen, den Blick auf die frühe Geschichte des Dombaus weiter aufzuklären. Vor diesem Hintergrund kommt dem Museum immerhin die große Bedeutung zu, viele dieser Fundstücke einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich und ein wichtiges Stück der Magdeburger Stadtgeschichte erlebbar zu machen. Erreicht hat das Museum – rechnet man nur mit Besucherzahlen – dieses Ziel heute noch nicht. Von den eigentlich erwarteten 50.000 Besuchern pro Jahr kamen jeweils weniger als die Hälfte, was zum Teil den Einschränkungen während der Covid-Pandemie geschuldet ist. Zu hoffen bleibt, dass sich dieses wichtige Magdeburger Museum weiterentwickelt und dass es seine Angebote weiter qualifiziert. Wer die Ausstellung in Augenschein nehmen möchte, ist im alten Bankgebäude – unmittelbar gegenüber dem Hauptportal des Doms – dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr herzlich willkommen. Seite 10, Kompakt Zeitung Nr. 248, 24. Januar 2024

Gedanken- & Spaziergänge im Park: Stürmische Zeit

Gedanken- & Spaziergänge im Park: Stürmische Zeit Paul F. Gaudi Kompakt Zeitung Eigentlich sollte diesmal etwas Erfreuliches geschrieben werden, aber der Alltag ist nicht so. Die Tagespolitik lässt keinen rechten Frohsinn aufkommen. Darf man das überhaupt noch sagen: „rechter Frohsinn“? Allein das Wort rechts ist schon verdächtig! Aber „linker“ Frohsinn gefällt mir auch nicht. Was sollte das sein? Der Blick in die große weite Welt ängstigt immer mehr. Der Krieg in Gaza nimmt kein Ende, sondern weitet sich auf den Norden Israels aus und der Iran beschießt syrische Gebiete mit Raketen. Ein weiterer Glutherd im Nahen Osten ist das Regime der Huthi im Jemen, die den internationalen Schiffsverkehr im Roten Meer unter Feuer nehmen, um damit auf ihre Art gegen Israel zu kämpfen. Kürzlich beschossen sich die beiden muslimischen Länder Pakistan und Iran mit Raketen. China ist eine stete Bedrohung für Taiwan, das es als abtrünnige Provinz betrachtet. Hier zeigt sich, dass es 1971 ein großer Fehler der UNO-Generalversammlung war, die Volksrepublik China anstelle von Taiwan als einziges China anzuerkennen, statt beide Staaten als gleichberechtigte Mitglieder zu betrachten. Viele europäische Staaten beendeten darauf die normalen diplomatischen Beziehungen zu der Republik Taiwan. Dabei hätte man aus der Geschichte doch wissen können, dass man diktatorische Regime nie satt bekommt. Mit jedem neuen Bissen werden sie hungriger, weil sie ein Nachgeben nicht als Vernunft, sondern als Schwäche betrachten. Der Krieg in der Ukraine, also in unserer Nähe, ist auch chronisch geworden. Einige westliche Staatsmänner und die Presse reden von einem zu erwartenden ukrainischen Sieg. Keine Ahnung, wie man sich den vorstellen könnte bei eingeschränkten materiellen und menschlichen Ressourcen der Ukrainer und den im Gegensatz viel größeren Reserven der Russen. Das wahrhaft Traurige ist, dass es offensichtlich keine diplomatischen Versuche für einen Waffenstillstand und einen späteren Friedensschluss zu geben scheint. Wenn die Ukraine verkündet, dass zu einem Frieden der absolute Rückzug der Russen aus allen ukrainischen Gebieten, Zahlung von Reparationen und die Verurteilung der Kriegsverbrecher gehört, dann sind das verständliche Wünsche, die aber weit von jedem Realismus entfernt sind. Solche maximalen Friedensbedingungen wären nur erreichbar, wenn Russland kapitulieren würde. Doch warum sollte es das tun? Das längere Durchhaltevermögen ist auf seiner Seite. Aber Putin nachgeben? Das würde er eher als eine stillschweigende Duldung verstehen, weitere ehemalige Sowjetrepubliken „heim ins Reich“ zu holen. Zu allem Überfluss plant die NATO von Februar bis Mai ein Manöver mit 90.000 Soldaten, das größte seit 1991. Unwahrscheinlich, dass das zur Beruhigung der Situation beiträgt. Wo gibt es unermüdliche Diplomaten? Als Steinmeier noch Außenminister war, verstand er sich gut mit seinem Kollegen Lawrow. Könnte er nicht mal nach Moskau fahren?   Von den Problemen ablenken Wenn man den Blick von der großen zerstrittenen Welt abwendet und auf Trost bei dem Blick auf Deutschland hofft, so wird man bitter enttäuscht. Auch hier geht es drunter und drüber. Die Regierungskoalition wird von Protesten erschüttert und steht mit dem Rücken an der Wand. Laut neuesten Umfragen bekämen die drei regierenden Parteien zusammen bei einer Bundestagswahl weniger Stimmen als die CDU allein! Dass bei allen Umfragen die AfD hinter der CDU den zweitgrößten Stimmenanteil hat, sei nur am Rande bemerkt. Wenn der Vorstand eines Vereins nur noch das Vertrauen von einem Drittel seiner Mitglieder hätte, dann würde er schleunigst zurücktreten. Eine Regierung tut das natürlich nicht, sondern lenkt von ihren Problemen ab und verweist stattdessen auf Gefahren von rechts. So z. B. bei den beeindruckenden Protesten der Bauern nicht nur in Berlin, sondern in ganz Deutschland. Die Schriftstellerin Juli Zeh sah es übrigen in ihrem 2023 erschienenen und sehr lesenswerten Roman „Zwischen Welten“ voraus! In ihrer Not faselten Politiker von einer möglichen Gefahr der Unterwanderung durch Rechtsradikale, Querdenker und Reichsbürger, die aber überhaupt nicht stattfand. Der Zorn der Bauern ist riesig und wahrscheinlich auch ein Ausdruck dafür, wie die Stimmung in der Bevölkerung ist. Einige Politiker und Journalisten scheuten sich auch nicht Falsches zu behaupten. So wurde behauptet, dass Bauern Habeck daran gehindert hätten die Fähre zu verlassen, mit der er aus dem Urlaub kam, oder sie sogar erstürmen wollten. Eine später im NDR erschienene Mitteilung zeigte, dass „Begleiter“ des Ministers ihm vom Verlassen der Fähre abrieten und dass der „Sturm“ von ein paar Demonstranten auf den Anleger erst erfolgte, als die Fähre schon am Ablegen war. Führende Politiker bezeichneten diese Menschen als Pöbel oder Mob und äußerten ihre Empörung darüber! Gerd kramte in seinen Erinnerungen und fand etwas aus Thüringen: Im Februar 2020 wurde Thomas Kemmerich (FDP) für ein paar Tage rechtmäßig gewählter Ministerpräsident. Er musste aber durch Merkels Eingriff aus dem fernen Südafrika („der Vorgang ist unverzeihlich und das Ergebnis müsse rückgängig gemacht werden“) wieder zurücktreten, da seine Partei – und die CDU sowieso – vor Merkels Donnerwort aus der Ferne einknickten. In diesen Tagen protestierten Menschen vor Kemmerichs Wohnhaus, seine Frau wurde beim Einkaufen bespuckt und seine Kinder gingen unter Polizeischutz zur Schule. Damals wurden von Spitzenpolitikern keine solchen Wörter gebraucht wie Pöbel oder Mob. Sondern es waren „Demonstranten“ oder „Aktivisten“. Es kommt eben nicht nur darauf an, was getan wird, sondern wer es tut, getreu dem Sprichwort, wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe.   Sturzflug des Kanzlers Nicht nur die Bauern demonstrieren, sondern auch die Transportunternehmer. Vielerorts schlossen sich auch die Handwerker und andere Berufsgruppen an. Gastronomen klagen über die höhere Umsatzsteuer, Industrie wandert ab oder drosselt die Produktion und Entlassungen drohen. Das Gesundheitswesen klagt über zu hohe Kosten. Robert Habeck rechnet für die deutsche Wirtschaft in den kommenden Jahren nur noch mit magerem Wachstum. In Wahrheit ist es 2023 sogar gesunken. Aber er nennt nicht die wahren Ursachen dafür, nämlich die von Ideologie geleiteten politischen Vorgaben. Die Beliebtheit des Kanzlers sinkt in den Umfragen rapide, so dass selbst die „Zeit“ von einem Sturzflug schrieb. „So unbeliebt war ein Kanzler noch nie“, urteilte kürzlich ein Insa-Meinungsforscher. Im Gegensatz zum Kanzler stellte sich Lindner den demonstrierenden Bauern in Berlin, stieß aber auf negative Resonanz. Beim Handballspiel gegen Nordmazedonien in Berlin wurde Scholz bei seiner Begrüßung durch den Stadionsprecher ausgepfiffen. Gleiches widerfuhr Faeser und Habeck vor

Film verrückt: Tipps von Lars Johansen

Film verrückt: Tipps von Lars Johansen Kompakt Zeitung In dieser Rubrik möchte ich Filme oder Serien empfehlen, die Sie im Kino oder auf dem Bildschirm zu Hause einmal anschauen sollten. Dabei möchte ich Ihren Blick auf eher Ungewöhnliches lenken. Dabei sind die beiden Filme, welche frisch fürs Heimkino erschienen sind, und die ich heute vorstellen mag, gar nicht allzu ungewöhnlich. „The Creator“ ist ein faszinierender Science-Fiction-Film, der als Blockbuster daherkommt, aber eine echte Geschichte zu erzählen hat. Das Thema KI, also künstliche Intelligenz, wird hier so klug wie empathisch behandelt. Die bombastischen Bilder sind gelungen und die Tricks sehen so sensationell aus, dass sich dahinter jeder Superheldenblockbuster verstecken kann. Ein kleines Kind könnte die Zukunft der Welt, in der sich Menschen mit Robotern im Krieg befinden, verändern. Aber es ist eben auch ein Roboter, ein sehr besonderer jedoch. „Die letzte Fahrt der Demeter“ spielt auf dem Schiff, dass Graf Dracula von Transsylvanien nach England transportiert. Das macht die Handlung zwar vorhersehbar, denn es ist klar, dass er das Land erreichen und dabei die Besatzung als Nahrung nutzen wird. Trotz dieser klaren Prämisse ist es gelungen, einen wirklich atmosphärischen kleinen Film zu drehen, der mit angenehm unheimlichen Bildern zu unterhalten weiß. Man fühlt sich streckenweise fast an den alten Stummfilm „Nosferatu“ erinnert, obwohl viele Elemente des aktuellen Horrorkinos adaptiert werden. „Poor Things“ schließlich kann man sich jetzt im Kino ansehen. In Magdeburg, während ich diese Zeilen schreibe, noch nicht, aber in Halle oder Braunschweig schon und ich hoffe, dass sich der Moritzhof oder das Studiokino erbarmen und diesen so sehenswerten wie sonderbaren Film zeigen. Man könnte ihn als postfeministischen Dekonstruierungsversuch des Frankensteinmythos bezeichnen oder schlicht als umwerfendes Meisterwerk, das von sehr überzeugenden Schauspielern getragen wird. Skurril, sexy und mitreißend inszeniert, haben wir es mit einer Mischung aus Drama und Komödie zu tun, welche niveauvoll zu unterhalten vermag. Seite 14, Kompakt Zeitung Nr. 248, 24. Januar 2024

Die Expansion des Egoismus

Die Expansion des Egoismus Thomas Wischnewski Der Egoismus wird von jeher als eine der Schattenseiten des Menschen angesehen. Der Begriff Ellenbogengesellschaft kursiert seit Jahrzehnten durchs Land. Die Ursachen werden oft einzig dem Kapitalismus zugeschrieben. Die Ansprüche, die mit jedem Individuum erzeugt werden, und die vielen Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung werden dabei kaum betrachtet. Warum der Egoismus sich weiterausbreitet. Ein Analyseversuch. Kompakt Zeitung Bereits im Jahr 1982 wurde das Wort Ellenbogengesellschaft zum Wort des Jahres gekürt. Mit dem Begriff verbindet sich die Vorstellung einer abzulehnenden Gesellschaftsordnung, die auf Egoismus, Konkurrenz, Rücksichtslosigkeit und Eigennutz basiert und bei der soziale Denkweisen und Verhaltensnormen in den Hintergrund geraten. Ein gegenteiliger Trend ist nicht auszumachen. Vielmehr verzeichnen wir tendenziell eine weitere Ausbreitung und Verfestigung egoistischen Verhaltens. Mögliche Ursachen werden in der Regel in der kapitalistischen Produktionsweise, der Förderung von Eigentum und den Differenzen bei Gerechtigkeit in unterschiedlichen Bereichen ausgemacht. Doch ganz so einfach ist es nicht. Auch gesellschaftliche Entwicklungen, die vielfach unter den Begriffen Gerechtigkeit oder Persönlichkeitsrechte positiv besetzt sind, können Nährboden für die Expansion von Egoismus sein. Die demografische Entwicklung führt beispielsweise unweigerlich zu Ungleichgewichten, die den bisherigen deutschen Sozialstaat zerbröseln lassen. Die Babyboomer-Generation ist auf dem Weg in den gesetzlichen Ruhestand. Das Umlagesystem der Rente wird deren Versorgungsansprüche nach einem langen Arbeitsleben aufgrund geringerer Vertreter der sogenannten Generation Z, die ins Arbeitsleben eintreten, nicht mehr im bisherigen Maße erwirtschaften können. Es kommt jedoch außerdem der Trend dazu, dass junge Menschen heute häufiger eine angemessene Work-Life-Balance anstreben und gern auf Teilzeitmodelle setzen. Verstärkt wird die entstehende Finanzierungslücke auch dadurch, dass ältere Arbeitnehmer am Ausgang des Berufslebens mitunter auch Arbeitszeiten verkürzen oder Vorruhestandsmodelle beanspruchen. Fakt ist, dass bisherige Generationen allein an Lebensarbeitsstunden einen anderen Beitrag geleistet haben, der nach heutigen Maßstäben eher nicht erreicht werden wird. Gleichzeitig besteht die Vorstellung bei den Älteren, dass die Renten trotz Schieflage beim Ungleichgewicht der Anzahl der Generationsvertreter wie bisher fließen könnten. Und jede Generation pocht natürlich auf die eigenen Belange. Die Diskussion, wer welche Ansprüche erheben darf und wer heute was zu leisten bereit ist, führt in eine Art Egodebatte, die sicher zu keinem Kompromiss führen wird. Besonders hoch gehalten werden heutzutage individuelle Rechte für die Selbstbestimmung. Egal, ob es dabei um Bildungs- oder Karrieremöglichkeiten bzw. Vorstellungen zu einer eigenen Genderidentität geht. Es kann nicht von der Hand gewiesen werden, dass immer weiter ausdifferenzierende Individual- oder Gruppeninteressen unweigerlich dazu führen, dass jede dieser Interessen nach Anerkennung, Rechten oder gar Förderung drängt. Es geht hier nicht darum, Rechte in Zweifel zu ziehen, sondern auf die Tendenz hinzuweisen, dass eine Vervielfachung individueller Vorstellungen unweigerlich zu Betonung von Eigennutz bzw. Konkurrenzdenken führt. Die Art und Weise wie heute in sogenannter Social Media kommuniziert wird, zeigt vielfach Abgrenzung und Gegensätzliches. Übereinkünfte und Toleranz schwinden scheinbar. Eine Gegenposition wird oft abgelehnt und die Positionen scheinen sich eher voneinander zu entfernen. Im Prinzip kann man in der aktuellen öffentlichen Debatte zahlreiche inhaltliche Egotrips verfolgen, die sich offenbar immer weiter voneinander entfernen. Auch die Politik schafft es heute kaum noch, Entscheidungen und Visionen hervorzubringen, die den Zusammenhalt in der Gesellschaft fördern. Ein anderes, oft nicht angeführtes Phänomen kann Triebkraft für egoistische Entwicklungen fördern. Kulturelle Vielfalt durch Zuwanderung wird in bestimmten Vorstellungen gern als positiver Trend angesehen. Die Kehrseite der Medaille trägt wiederum neue Interessen und weitere Ansprüche in die öffentliche Wahrnehmung. Allein die Debatte um die Gewalt der Hamas und die Reaktion der Israelis im Gaza-Streifen verdeutlicht, wie schwierig hier eine tolerante Haltung ist. Die deutsche Position, die mit der Forderung, dass Israels Existenzrecht – auf welche Territorien sich das Wort Existenzrecht auch immer konkret beziehen mag, bleibt offen – Staatsräson ist, hält konträre Standpunkte in Konkurrenz zueinander. Überhaupt sind Gruppeninteressen – seien es Migranten-Interessen gegen deutsche, europäische gegen nationale oder transatlantische gegen hiesige – derart unübersichtlich in ihren vertretbaren Ansprüchen oder in der Angemessenheit an Kritik, dass die Debatten darüber fast nur noch eine inhaltliche Zerfaserung verdeutlichen. Und mit diesen Erscheinungen wächst der Eindruck, dass überall Akteure mit egoistischen Motiven am Werk seien. Vielleicht verdeutlicht die Grundannahme, dass mit jedem Individuum letztlich eine eigene Vorstellungswelt auf die der anderen trifft, das Grundproblem von Egoismus. Allein die Zunahme der Bevölkerung, sei es die der Deutschen oder die der Welt bringt rein quantitativ neue Ich-Bezogenheiten hervor. Dass also ausschließlich die kapitalistische Produktionsweise als Ursache für Egoismus ausgemacht werden kann, greift zu kurz. Die Vordenker des Kommunismus waren gar von dem Glauben beseelt, mit der Überwindung von Privateigentum und Profitinteressen würde sich ein fortschreitender Egoismus als Menschheitskrankheit überwinden lassen. Menschen mit Wurzeln in der DDR pochen gern auf ihre erlebte Solidarität in den 40 Jahren deutscher Teilung, vergessen dabei jedoch, wie damals jeder seine Beziehungen egoistisch zum eigenen Vorteil zu nutzen wusste. Arbeitnehmerinteressen werden in der Regel als berechtigte Ansprüche angesehen. Es ist aber ein Unterschied, ob Beschäftigte in einem Konzern unter Kapitalinteressen arbeiten – und das werden immer weniger im Land – oder ob man von Vater Staat bezahlt wird. Letzter unterliegt keinen Profitmechanismen. Dennoch wachsen die Forderungen und Ansprüche gegenüber den öffentlichen Kassen. Man kann beispielsweise den Arbeitskampf der Lokführergewerkschaft GDL betrachten, wie man möchte. Letztlich ist die Deutsche Bahn ein defizitärer Staatsbetrieb, der ohne Zuschüsse vom Bund nicht in der jetzigen Konstruktion existieren könnte. Im Übrigen ist die Tendenz zu beobachten, dass immer mehr junge Menschen in den sicheren Berufshafen des Öffentlichen Dienstes einlaufen möchten, am besten mit möglichst geringer Arbeitszeit und sicherem Verdienst. Der Wunsch ist natürlich ein gutes Recht. Doch wie wird der Trend in anderen Arbeitsbereichen der Gesellschaft gesehen? Häufiger rückt also nicht das Solidarische, das als gesellschaftlicher Kit betrachtet werden kann, in die persönlichen Ambitionen, sondern die ich-bezogene Vorstellung des eigenen Wohlergehens. Nimmt man noch die wachsenden Wünsche nach Glück und Selbstverwirklichung hinzu, erkennt man eher die weitere Expansion von Egoismus als den Trend zu einer toleranten und zusammenrückenden Gesellschaft. Seite 4, Kompakt Zeitung Nr. 248, 24. Januar 2024

Mit den Ohren sehen

Mit den Ohren sehen Birgit Ahlert Erstmalig bietet das Theater Magdeburg besondere Vorstellungen für blinde und sehbeeinträchtigte Besucher. Premiere ist am 24. Februar. Dramaturgin Sarah Ströbele erklärt im Kompakt-Gespräch das Vorhaben. Foto: Peter Gercke Kompakt Zeitung Ein Theaterbesuch ist für Menschen, die nicht oder sehr schlecht sehen können, ein eingeschränktes Erlebnis. Um das zu ändern, bereitet das Theater Magdeburg Opern-Aufführungen vor, die neben Musik und Gesang Audiodeskription anbieten. Hinter diesem Begriff verbirgt sich eine akustische Bildbeschreibung bzw. Kommentierung, die das Geschehen auf der Bühne nachvollziehbar macht. Sozusagen sehen mit den Ohren. „Wir wissen, dass Blinde und Sehbeeinträchtigte zu unseren Konzerten oder Opern kommen“, erklärt Sarah Ströbele, „ihnen möchten wir ermöglichen, live zu erfahren, was visuell auf der Bühne passiert.“ Die Dramaturgin ist für die Umsetzung des Vorhabens zuständig. Die erste Aufführung mit Audiodeskription wird am 24. Februar „Die Liebe zu den drei Orangen“ sein, eine surreale Märchenoper von Sergei Prokofjew. Es handelt sich um eine Ko-Produktion mit der Opéra national de Lorraine in Nancy und dem Theater St. Gallen. In Frankreich wurde sie bereits mit Audiodeskription aufgeführt. Daraus entstand der Wunsch des Generalintendanten Julien Chavaz, dies auch in Magdeburg anzubieten. Eine 1:1-Umsetzung allerdings ist nicht möglich, erklärt Sarah Ströbele, schon allein wegen der unterschiedlichen Textlänge in deutscher und französischer Sprache. Also wurde fürs hiesige Theater eine eigene Version entwickelt. Für dieses Projekt der Teilhabe investierte das Theater Magdeburg rund 6.000 Euro.   Die Vorbereitungen waren umfangreich, da vieles zu bedenken ist – von den technischen Voraussetzungen bis zur praktischen Umsetzung. Dazu wurde ein Team gebildet, zu dem sowohl sehende als auch nichtsehende Personen gehören. Marketing-Leiter Andreas Drabe hatte dafür zuvor Kontakt aufgenommen u. a. mit dem Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen-Anhalt und den Behindertenbeauftragten der Regionen, sodass sehbeeinträchtigte und blinde Menschen bei der Erarbeitung und Umsetzung des Projekts ihre Expertenmeinung einbringen können. Während der Aufführungen werden Audiodeskriptoren in einem Beleuchtungsraum des Theaters ihren Platz haben und von dort aus live das Bühnengeschehen kommentieren. Für die Hörbeschreibung stellt das Theater dem nicht sehenden Publikum Kopfhörer zur Verfügung. Aber auch eigene können genutzt werden, ergänzt Sarah Ströbele. Zusätzlich zum Vorstellungsbesuch mit Audiodeskription bietet das Theater Magdeburg für das blinde und sehbeeinträchtigte Publikum eine speziell auf sie ausgerichtete Stückeinführung und Tastführung an. Sie sollen dabei helfen, eigene Bilder beim Hören zu entwickeln sowie das Verständnis der Theateraufführung zu unterstützen. Dazu können die Besucher das Bühnenbild, Requisiten und Kostüme vor der Vorstellung ertasten. Vor der Projektpremiere wird es im Februar einen „Testlauf“ geben. Der soll zeigen, ob „alles so funktioniert, wie es soll“, meint Sarah Ströbele. Neben der Live-Kommentierung über Kopfhörer wird u. a. die Lautstärke getestet – sowohl für die Nutzer der Kopfhörer als auch für die daneben sitzenden Gäste. Denn es sind Aufführungen nicht nur für blinde und sehbeeinträchtigte Besucher, sondern für alle Opernfreunde. „Die Liebe zu den drei Orangen“ mit Audiodeskription steht am 24. Februar und 28. April auf dem Spielplan. Eintrittskarten gibt es an der Theaterkasse oder können telefonisch bestellt werden. Dabei sollte unbedingt darauf hingewiesen werden, dass Interesse an der Audiodeskription besteht und ob Kopfhörer gewünscht sind. Am Tag der Vorstellung werden die blinden und sehbeeinträchtigten Besucher zwei Stunden vor der Opernaufführung in Empfang genommen, damit sie vorab an der speziellen Tast- und Stückeinführung teilnehmen können. Seite 12, Kompakt Zeitung Nr. 248, 24. Januar 2024

Römers Reich: Inflation der Besserwisser

Römers Reich: Inflation der Besserwisser Axel Römer Kompakt Zeitung „Es ist ein Jammer, dass die Besserwisser zwar alles besser wissen, aber nichts besser machen.“ So resümiert der österreichische Lehrer und Schriftsteller Ernst Ferstl über die Spezies der Besserwisser. Bösere Zungen nennen solche Leute auch Klugscheißer, und solche, die es harmloser ausdrücken wollen, nutzen das Wort naseweise. Menschen wie mir wird häufig ein Besserwisser-Etikett angeheftet. Schließlich verweise ich gern auf Widersprüche und fehlende Aspekte in einer Argumentation. Auch nehme ich Behauptungen nicht einfach so hin, selbst dann nicht, wenn mir ein Gegenüber eins mit der Wissenschaftskeule überhelfen will. Oft ist dann von Studien die Rede, die dieses oder jenes belegen sollen. Ich wende dann gern ein, dass Forschungsmethoden heute so weit entwickelt sind – egal, ob sozial- oder naturwissenschaftliche –, dass man eigentlich für jede These einen Nachweis führen kann. Das zweite Problem einer Inflation an Besserwisserei ist durch das Internet entstanden. Begriffe, Daten und Fakten, jede entstehende Frage oder eine Wissenslücke werden heute gern sofort online überprüft. Und bei gegensätzlichen Positionen wird entsprechend argumentativ zurückgeschlagen. Natürlich ist vielen klar, dass eine schnelle Suche nicht unbedingt eine verlässliche Antwort auswerfen kann. Möglicherweise findet man wichtige Informationen erst auf Hunderten Seiten hinter der Ausgabe einer Suchmaschine. Doch lange nachzulesen, ist offenbar eine schwindende Beschäftigung. Da muss das Interesse am Wissensgebiet schon enorm groß sein. Die ersten ausgeworfenen Internetseitenfunde sind häufig nur deshalb ganz vorn, weil sie entweder gesponsort sind oder eben oft aufgerufen wurden und gut vernetzt sind. Inzwischen hat eine neue Untersuchung der Postbank herausgefunden, dass Erwachsene unter 40 Jahren im Schnitt 93 Stunden – das entspricht fast vier ganzen Tagen und Nächten – pro Woche online angeschlossen sind. Allein die Smartphone-Nutzung verschlingt inzwischen einen ganzen Wochentag. Der Berliner Psychiater Jan Kalbitzer meint, dass dadurch die Kontrolle über das Nutzungsverhalten flöten geht und die Abhängigkeit, noch häufiger zum Handy zu greifen, stimuliert wird. Und ich glaube, dass außerdem die Besserwisserei weiter um sich greifen wird. Niemand möchte doch dumm dastehen. Also wird auf Teufel komm raus weiter und schneller gesucht. Für die eigentlich tieferen Informationen und die Wissensbereicherung bleibt schließlich immer weniger Zeit übrig. Das schnelle Herausposaunen von Meinungen, die fälschlicherweise oft für Wissen gehalten werden, verbreiten die allgemeine Klugscheißerei inflationär. Und ganz wichtig ist dabei der Ausspruch von Georg-Wilhelm Exler, einem Sprücheerfinder aus Rheine, zu beachten: „Besserwisser heißen Besserwisser, weil sie es nicht besser können.“ Ich weiß es nicht besser, aber ich glaube, dass wir uns hierzulande und sicher auch anderswo auf dem Weg befinden, alles immer besser wissen zu wollen, aber fürs Können einfach keine Zeit mehr finden. Seite 2, Kompakt Zeitung Nr. 248, 24. Januar 2024

Magdeburger Gesichter: Richard Wagners Jahre

Magdeburger Gesichter: Richard Wagners Jahre Karin Kanter Kompakt Zeitung 1795 war in Magdeburg ein Schauspielhaus nebst angeschlossenem Konzertsaal gegründet und mit der Aufführung der „Zauberflöte“ eröffnet worden. Nach dem finanziellen Untergang gründete Bürgermeister Francke 1825 ein neues, das ebenso nach einem Jahr bankrott war. Im Lauf der Zeit wiederholten sich die Schwierigkeiten, und das Theater befand sich in einer finanziellen Dauerkrise. Richard Wagners (geboren 1813 in Leipzig, verstorben 1883 in Venedig) Stiefvater war bereits von August 1804 bis Januar 1806 am Magdeburger Nationaltheater engagiert gewesen, die Schwestern Clara und Rosalie sowie Schwager Heinrich Wolfram hatten 1829/30 in Magdeburg gastiert und waren von Wagner während ihres Gastspiels besucht worden. Nachdem Rosalie im Sommer 1833 in Magdeburg erneut aufgetreten war, war seine auf eine Saison befristete Einstellung im Oktober 1834 nicht ungewöhnlich. In dieser Stellung arbeitete Wagner mit dem Direktor der Magdeburger Theatergruppe Heinrich Eduard Bethmann zusammen. Im Oktober 1834 wurde die Saison mit „Don Juan“ von Wolfgang Amadeus Mozart eröffnet. Mit der Erstellung eines Librettos begann er die Vorbereitungen für die Oper „Das Liebesverbot“. In dieser Zeit begann auch seine Beziehung zu der Schauspielerin und seiner späteren Ehefrau Minna Planer. Weniger erfolgreich waren Wagners selbst veranstaltete Konzerte, mit denen er in Konkurrenz zu Dirigent August Mühling trat. Das Vokalkonzert vom 2. Mai 1835 entwickelte sich ungeachtet der Mitwirkung der berühmten Sopranistin Wilhelmine Schröder-Derivent zum finanziellen Fiasko, sodass Wagner nach Ablauf der Spielzeit mit Schulden belastet zurückkehrte. Dennoch wurde er zum 1. September 1835 erneut eingestellt. Wagner setzte in der zweiten Saison die Komposition für das „Liebesverbot“ fort, doch entwickelte sich die Kooperation mit Bethmann wenig erfolgreich. Der Theaterdirektor war zum Saisonende zahlungsunfähig, und der mit neuen Schulden belastete Wagner war außerstande, die Gagen des Ensembles zu bezahlen. Minna Planer spielte mit anderen Schauspielern selbstverwaltet weiter, während Wagner sich nach Leipzig zurückzog. In Magdeburg wurde das „Liebesverbot“ dem Zensor vorgelegt. Obwohl der Titel bedenklich erschien, blieb der Text des Manuskripts ungelesen. […] Im März 1836 meldete Bethmann Bankrott an. Die Uraufführung misslang, und die zweite Aufführung des Stücks am Folgetag inklusive Benefizkonzert wurde aufgrund mangelnder Besucherzahl (drei Zuhörer) abgesagt. Trotz der Umstände waren die beiden Spielzeiten von 1834 bis 1836 Höhepunkte für die Musikgeschichte der Stadt. Wagner verließ Magdeburg im Mai 1836 in Richtung Berlin, zog von dort aus nach Königsberg, um 1839 hoch verschuldet aus Riga vor seinen Gläubigern nach London zu fliehen. Im Folgejahr entstand in Paris die von Eduard Kiez geschaffene Vorzeichnung zu diesem Bild. […] Das Blatt zählt zu den ersten lithografischen Reproduktionen dieser Zeichnungen. Die bislang bekannten Drucke 1851 wurden von Caspar Scheuchzer lithografiert und bei Orell, Füßli & Co in Zürich gedruckt. Wagner ließ bald andere Abbildungen anfertigen, in denen er nicht im Schlafrock dargestellt wurde. Wagner trägt seinen Morgenmantel, ein Hemd und eine schwarze Halsbinde. Seine rechte Hand ist auf Brusthöhe unter den Stoff geschoben. Sein linker Unterarm liegt auf der Armlehne eines Stuhls auf. Er wird sitzend nach halblinks wiedergegeben. Das Kulturhistorische Museum Magdeburg erinnerte 2021 an Magdeburger Gesichter des 19. Jahrhunderts. Die Porträts der Sonderausstellung sind weiterhin in der Kompakt Zeitung zu finden. Seite 10, Kompakt Zeitung Nr. 248, 24. Januar 2024

Projektchor sucht Verstärkung

Projektchor sucht Verstärkung Rückblick zum Abschlusskonzert des Chorfestes 2022. Für das Finale vereint: Neuer Magdeburger Kammerchor, die Singakademie Magdeburg, ein eigens gegründeter Projektchor des Chorverbandes Sachsen-Anhalt, der Opernkinderchor des Konservatoriums sowie Mitglieder des Collegium Musicum Berlin. Foto: Matthias Piekacz Kompakt Zeitung Das Internationale Chorfest Magdeburg wirft seine Schatten voraus. Vom 11. bis 15. September 2024 sind unter dem Motto „Neue Wege finden – Finding new ways“ sowohl bewährte Formate wie Freundschaftskonzerte, ein chorsinfonisches Konzert und die Lange Nacht der Chöre als auch neue Events wie Sing’n’Drink, Evening Song und ein interaktives Familienkonzert in Planung. Für das chorsinfonische Konzert am Freitag, 13.September 2024, im Dom wird für einen großen Projektchor Verstärkung gesucht. Das außergewöhnliche Konzert kombiniert die barocken Meister Telemann und Händel mit zeitgenössischer Chormusik von Reiko Füting. Ein insgesamt etwa 100-stimmiger Chor, das Barock­orches­ter „Märkisch Barock“, Solistinnen und Solisten sowie regionale und internationale Gäste kommen zu einem einmaligen Konzerterlebnis vor historischer Kulisse im Magdeburger Dom zusammen. Für den zu gründenden Projektchor sind Sängerinnen und Sänger gefragt, die idealerweise Chorerfahrung und Notenkenntnisse mitbringen. Voraussetzung sind zudem Freude an intensiver Probenarbeit und Interesse an der Kombination Alter und zeitgenössischer Musik. Auf dem Programm des chorsinfonischen Konzerts stehen Georg Philipp Telemanns „Magnificat in C“, Georg Friedrich Händel „Utrechter Te Deum“ sowie eine Auftragskomposition des in New York lebenden Komponisten Reiko Füting. Für die musikalische Leitung des Konzertes konnte Justus Tennie vom Theater Magdeburg gewonnen werden. Die Choreinstudierung übernehmen Martin Wagner, Chordirektor des Theaters Magdeburg, sowie die Chorleiter/-in Marlene Holzwarth und Christian Waltenberg. Ein erstes Treffen findet am Sonnabend, 3.Februar, 11 Uhr, im Gesellschaftshaus statt. Nach einem zweiten Treff im Februar gibt es eine Probenphase von April bis August sowie Endproben im September unmittelbar vor dem Konzert.Interessierte werden gebeten, sich online unter www.chorfest-magdeburg.de oder per Mail unter anmeldung@chorfest-magdeburg.de anzumelden. Seite 12, Kompakt Zeitung Nr. 248, 24. Januar 2024

Vom FSJ zur Pflegedienstleitung

Vom FSJ zur Pflegedienstleitung Tina Beddies-Heinz Seit 2011 gehört Lisa-Marie Burbach zum Team der WUP, startete als FSJlerin und ist heute die Pflegedienstleiterin im oben abgebildeten Haus Salbke. Fotos: Peter Gercke/WUP Kompakt Zeitung Mehr als ein Jahr ist es her, dass Bundesseniorenministerin Lisa Paus die bundesweite Informations- und Öffentlichkeitskampagne „Pflege kann was“ gestartet hat. Ihr Ziel: über die vielfältigen Beschäftigungs- und Aufstiegschancen in der Pflege informieren und Vorurteilen gegenüber der Ausbildung und dem Beruf entgegenwirken. Zielgruppe sind Schülerinnen und Schüler sowie Erwachsene, die sich beruflich neu orientieren wollen. Ob die Kampagne Erfolg hat, wird sich zeigen – noch läuft sie bis zum Jahr 2025. Für Lisa-Marie Burbach kommt diese Kampagne zu spät. Sie hat sich bereits selbst davon überzeugt, dass Pflege was kann, viele Möglichkeiten und Aufstiegschancen bietet. Die 30-Jährige ist als Pflegedienstleiterin im Haus Salbke der Wohnen und Pflegen Magdeburg gGmbH tätig. Den Grundstein für ihre Karriere im Unternehmen legte sie 2011 im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ). „Eigentlich wollte ich Krankenschwester werden – damals waren das noch zwei unterschiedliche Ausbildungsberufe“, erklärt Lisa-Marie Burbach. Die generalistische Ausbildung zur Pflegefachkraft, in der man alle Bereiche kennenlernt, gibt es erst seit Januar 2020 und bündelt die Ausbildungen zum Gesundheits- und Krankenpfleger, zum Altenpfleger und zum Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger. „Da es 2011 keine freien Plätze in meinem Wunschberuf gab und ich nicht untätig rumsitzen wollte, habe ich mich für ein Freiwilliges Soziales Jahr entschieden.“ Lisa-Marie Burbach bewarb sich und wurde dem Haus Heideweg zugewiesen. „Das war aus heutiger Sicht ein großes Glück, denn ich wurde gut integriert und konnte dort viel lernen – auch wenn es nicht immer einfach war und ich aus meinen Fehlern lernen musste.“ Die interessanten, facettenreichen Aufgaben in der Altenpflege bewogen sie dazu, nach dem FSJ eine Ausbildung in diesem Bereich zu beginnen. „So kam ich 2012 wieder ins Haus Heideweg, schloss 2015 meine Ausbildung ab, wurde übernommen und im Haus Budenberg angestellt“, zählt die Pflegedienstleiterin auf. Da die Einrichtung wegen Sanierungsplänen geschlossen wurde und die Bewohner ins neu errichtete Haus Salbke umzogen, wurde das Pflegeheim in der Gabelsbergerstraße auch zu Lisa-Marie Burbachs neuer Wirkungsstätte. In der Zwischenzeit haben sich die Aufgaben der heute 30-Jährigen verändert – weniger Pflege, mehr Verantwortung für Bewohner und Mitarbeiter. „Als Pflegefachkraft konnte ich unter Stress besonders gut arbeiten und erhielt daher das Angebot, die Wohnbereichsleitung zu übernehmen.“ Die Chance, sich weiterzubilden, wollte sie nicht ungenutzt lassen und absolvierte anschließend auch den Schritt zur Pflegedienstleitung. „Ich dachte, das kann für später auch nicht schaden. Dass es so schnell geht und ich die Pflegedienstleitung im Haus Salbke übernehme, war eine Überraschung.“ Doch mit Überraschungen kann Lisa-Marie Burbach gut umgehen. „Wer in diesem Beruf etwas erreichen möchte, hat bei Wohnen und Pflegen vielfältige Möglichkeiten und Aufstiegschancen – man muss es nur wollen.“ Zum Alltag der Pflegedienstleiterin gehören zahlreiche organisatorische Tätigkeiten. Vor allem das Schmieden von Dienstplänen nehme viel Zeit in Anspruch, die Auflagen des Medizinischen Dienstes müssen bedient werden und das Wohlergehen der Bewohner sowie natürlich der Mitarbeiter stehe ebenfalls im Vordergrund. Und gerade die zwischenmenschliche Komponente mache den Pflegeberuf so interessant. Seite 21, Kompakt Zeitung Nr. 248, 24. Januar 2024

Große Vorhaben für die Telemann-Tage

Große Vorhaben für die Telemann-Tage Kompakt Zeitung An der berühmten Hamburger Oper am Gänsemarkt kreuzten sich die Wege zweier in Sachsen-Anhalt geborener Komponisten. Georg Philipp Telemann und Reinhard Keiser, dessen 350. Geburtstag 2024 gefeiert wird, arbeiteten zusammen am Erfolg des ersten bürgerlichen Opernhauses in Deutschland. Beider Werke stehen jetzt im Mittelpunkt der 26. Magdeburger Telemann-Festtage, die unter dem Motto „Trendsetter“ vom 8. bis 17. März in Telemanns Geburtsstadt Magdeburg stattfinden. Georg Philipp Telemann und Reinhard Keiser waren prägende Komponisten ihrer Zeit. Sie dominierten zunächst nacheinander, später auch gemeinsam den Spielbetrieb der Hamburger Oper und nahmen immensen Einfluss auf das Musikleben. Mit ihren Kompositionen setzten sie Trends, die für eine Blütezeit des Musiklebens in Hamburg sorgten und weit über die Elbmetropole ausstrahlten. Die gegenseitige Wertschätzung beider Komponisten vermitteln überlieferte Kompositionen und auch ein Sonett Telemanns auf Keiser. Zur Tradition der Magdeburger Telemann-Festtage gehört es, seltene oder erstmals in unserer Zeit erklingende Werke zu präsentieren. Dazu zählen 2024 die Opern „Sieg der Schönheit“ von Telemann und „Nebucadnezar“ von Keiser, außerdem dessen Oratorium passionale sowie Kirchenmusiken aus Telemanns Französischem Jahrgang. Zu bewährten Angeboten wird es neu im Programm kurze Konzerte zur Mittagszeit geben sowie Konzerteinführungen zu vielen Veranstaltungen. Seite 13, Kompakt Zeitung Nr. 248, 24. Januar 2024

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